Trauermodelle
Bekannt sind ältere Phasenmodelle der Trauer. Die Schweizer Ärztin und Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross beschrieb als erste Phasen des Sterbens bei schwerkranken Menschen: Verdrängung, Wut, Verhandlung, Verzweiflung, Akzeptanz. Diese Phasen wurden leicht abgeändert übernommen in Trauermodelle, zum Beispiel von der Psychologin und Psychotherapeutin Verena Kast. Die Phasenmodelle beschreiben Prozesse, die die meisten Trauernden erleben. Sie verleiten allerdings zu der Annahme, dies würde in einer bestimmten Reihenfolge passieren, nur so sei es „richtig“, irgendwann sei man „durch“ mit der Trauer und setzen Trauernde manchmal dadurch unter Druck.
Aktuelle Trauermodelle nehmen die Erfahrung von Trauernden auf, dass Trauer häufig ein Chaos schnell wechselnder Gefühle ist und die Wege nicht geradlinig verlaufen, sondern sehr individuell, und Hinterbliebene ihren Weg durch die Trauer oft als vor und zurück oder hin und her erleben. Dies wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt.
Trauer wird beispielsweise in Bildern wie Labyrinth, Ebbe und Flut (Ruthmareike Smeding) beschrieben, als Aufgaben (William Worden), als Pendeln zwischen verschiedenen Wirklichkeiten im Alltag (Duales Prozessmodell von Margaret Stroebe und Henk Schut), als Kaleidoskop (Chris Paul), oder als Transformation der Beziehung zur verstorbenen Person (Roland Kachler).
Wie lange dauert Trauer?
Während die Phasenmodelle davon ausgingen, dass der letzte wichtige Schritt in einem Trauerprozess das „Loslassen“ der verstorbenen Person ist, weiß man heute, dass das dem Erleben von Hinterbliebenen widerspricht. Für diese ist es wichtig und heilsam, die Beziehung zu der verstorbenen Person zu erhalten und in anderer Form zu pflegen. Die Dauer von Trauerprozessen ist sehr individuell und hängt davon ab, wie groß der Verlust und wie bedeutsam die Beziehung zur verstorbenen Person war. Ein „normaler“ Trauerprozess kann daher einige Monate bis mehrere Jahre dauern. Alle Hinterbliebenen erleben, dass auch nach vielen Jahren oder Jahrzehnten die Trauer zu besonderen Anlässen wie Jahrestagen, Festtagen, Familienfeiern oder beim Berühren persönlicher Erinnerungen für kurze Zeit plötzlich wieder sehr schmerzhaft spürbar sein kann, aber bald wieder in den Hintergrund tritt. Falls die Trauer nach langer Zeit den Alltag noch immer sehr stark einschränkt, sollte man sich professionelle therapeutische Hilfe suchen.