Abschied nehmen Wenn ein Mensch gestorben ist

Waldlichtung mit Sonne
Der Tod eines lieben Menschen hinterlässt eine schmerzliche Lücke. Das Abschiednehmen fällt schwer. Für die Hinterbliebenen kann es hilfreich sein, den Abschied und die Zeit der Trauer bewusst zu gestalten.
 
Wenn ein Mensch stirbt, wird er herausgerissen aus seinen bisherigen Beziehungen: Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Kolleg:innen. Der irdische Lebensweg endet mit dem Tod. Für Hinterbliebene ist dies ein sehr schmerzhafter Einschnitt. Wer selbst gerade einen lieben Menschen verloren hat, spürt die Lücke, die durch den Tod entstanden ist. Den Abschied zu gestalten ist eine Chance, das einmalige Leben des verstorbenen Menschen zu würdigen und die persönliche Beziehung im Abschiednehmen noch einmal intensiv zu spüren.

Die Zeit zwischen Tod und Bestattung

Nach dem Tod eines nahestehenden Menschen erleben Hinterbliebene oft ein Chaos an Gefühlen:  Trauer, Schmerz, Liebe, Dankbarkeit, vielleicht auch Wut, Vorwürfe, Schuldgefühle, Hilflosigkeit, All das kann und darf sein. Hilfreich ist es, wenn die ersten Stunden und Tage nach dem Tod nicht nur von der Organisation der Bestattung und stummer Trauer geprägt sind. Es ist gut, sich vor und zwischen der Organisation der Bestattung Zeit für den persönlichen Abschied zu nehmen.

Bis zu 36 Stunden nach dem Tod kann ein verstorbener Mensch zu Hause bleiben, wenn Angehörige dies wünschen. Auch im Krankenhaus, Hospiz oder Seniorenheim muss nicht sofort ein Bestatter verständigt werden. In Absprache mit dem Personal ist in den meisten Fällen Zeit für einen persönlichen Abschied mit Familienangehörigen möglich. Auf Wunsch der Angehörigen begleiten Seelsorger und Seelsorgerinnen den persönlichen Abschied.

Sehen und berühren

Manchmal haben Menschen Angst davor, den Menschen, mit dem sie im Leben verbunden waren und den sie kannten, als Toten zu sehen und zu berühren. Sie befürchten, dass das Bild des lebendigen Menschen überlagert wird vom Bild des oder der Verstorbenen, der oder die jetzt anders aussieht.

Viele Hinterbliebene erleben jedoch, dass diese Angst unbegründet ist. Den verstorbenen Menschen noch einmal anzuschauen, ihn zu berühren, vielleicht sogar zu waschen und anzuziehen oder dem Bestatter oder dem Pflegepersonal beim Ankleiden der verstorbenen Person zu helfen, lässt in allem Schmerz noch einmal die Nähe und Verbindung zu ihr lebendig werden. Oft erleben Angehörige, dass das Gesicht des verstorbenen Menschen sehr entspannt wirkt und Frieden ausstrahlt. Solche Erfahrungen können helfen, den Tod zu begreifen.
 

Sprechen, weinen, beten

Brennende Kerze im Dunkel
Alleine oder mit Familienangehörigen und Freunden bei dem oder der Verstorbenen sitzen, weinen, schweigen, reden und beten gibt den unterschiedlichen Gefühlen Raum. Auch Kinder sollten nach Möglichkeit mit einbezogen werden. Gut ist es, wenn eine vertraute erwachsene Bezugsperson für sie da ist. Durch eigene Worte oder bekannte Gebete und Lieder können die Trauernden ihre Gefühle wie Trauer, Hilflosigkeit, Einsamkeit, Verzweiflung oder Dankbarkeit ausdrücken.

Eine ruhige Atmosphäre tut in diesen Momenten gut. Blumen und eine Kerze sowie ein Kreuz neben das Totenbett zu stellen, sind Zeichen der Liebe, der Verbundenheit und des Glaubens. Wenn der verstorbene Mensch mit dem Sarg vom Bestatter abgeholt wird, ist das ein bewegender Moment. Auch hier kann es guttun, dabei zu sein und noch einmal innezuhalten, ein letztes Gebet zu sprechen, den oder die Verstorbene/n mit einem Kreuz auf die Stirn zu verabschieden.

Aussegnung und Sterberosenkranz
sind katholische Rituale mit langer Tradition, die in dieser Übergangssituation Halt geben können.
Trauerfeier und Bestattung

Eine katholische Trauerfeier und Bestattung ist eine Möglichkeit, den endgültigen Abschied zu gestalten. Rituale und die Gemeinschaft der Glaubenden geben Halt. Das individuelle Leben des verstorbenen Menschen wird gewürdigt. Gebete geben der christlichen Hoffnung Ausdruck, dass das Leben mit dem Tod nicht endet, sondern auf andere Weise weitergeht. Der Religionsphilosoph Romano Guardini hat das so ausgedrückt: „Der Tod ist die eine Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt.“
Zeichen christlicher Hoffnung
Steinfigur Engel im Grünen
Nach dem Tod eines Angehörigen ist in kurzer Zeit viel zu organisieren: Todesanzeige, Sterbebild, Blumenschmuck, der Text für eine Kranzschleife. Solche öffentlichen Zeichen können persönlich gestaltet werden, sodass sie etwas über den Verstorbenen und auch über die Hinterbliebenen aussagen. Blumen und Kränze sind Zeichen der Liebe und Verbundenheit über den Tod hinaus. Sterbebilder, die bei der Trauerfeier verteilt werden, halten das Andenken an den oder die Verstorbene/n lebendig. In Texten, Symbolen und Bildern können sowohl Trauer und Verlust als auch die christliche Hoffnung auf die Auferstehung zum Ausdruck kommen.

Textbeispiele für Todesanzeigen, Kranzschleifen und Sterbebilder
 
„Du fehlst mir so“ – Zeit der Trauer

Abschied nehmen ist ein schmerzhafter Prozess, der das Leben entscheidend verändert. Nach der Bestattung wieder in den Alltag zu finden, ist oft schwer, denn dieser Alltag ist nicht mehr wie vorher. Trauernde sagen manchmal, dass sie das Gefühl haben, sie seien verrückt, weil sie sich selbst so nicht kennen. Aber nicht die Trauernden sind verrückt, sondern in ihrem Leben wurde durch den Tod des vertrauten Menschen vieles buchstäblich „ver-rückt“, ist nicht mehr am gewohnten Platz. Abläufe verändern sich, Beziehungen ordnen sich neu, der Schmerz und die Trauer verlangen Raum. Das alles kostet Kraft und Zeit. Und es tut gut zu wissen: Trauer ist keine Krankheit, sondern eine normale und natürliche Reaktion auf einen Verlust.

Mehr über die Zeit der Trauer und die Phasen, die Menschen dabei häufig durchlaufen

Wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg durch die Trauer, indem wir Raum und Zeit zur Verfügung stellen. Sie finden bei uns, der Katholischen Kirche in München, einen geschützten Raum und die Möglichkeit, über den verstorbenen Menschen und die eigenen Gefühle sprechen zu können – in Einzelgesprächen mit erfahrenen Seelsorgern und Seelsorgerinnen und in geleiteten Gruppen von Trauernden.

Weitere Informationen und Anregungen:


„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“ – Anteilnahme zeigen, aber wie?

Was soll ich sagen, wenn ich vor der Tür die Nachbarin treffe, deren Mann vor zwei Wochen gestorben ist? Was mache ich, wenn ich im Büro dem Kollegen begegne, dessen Tochter bei einem Verkehrsunfall ims Leben gekommen ist? Was schreibe ich in einen Kondolenzbrief?

Situationen wie diese sind für die allermeisten Menschen herausfordernd, und es ist normal, sich erst einmal hilflos und überfordert zu fühlen. Viele entscheiden sich aus Unsicherheit, lieber gar nichts zu sagen oder dem trauernden Menschen auszuweichen. Für Trauernde ist das schwer. Sie können dadurch den Eindruck gewinnen, dass sie nicht nur einen nahestehenden Menschen durch den Tod verloren haben, sondern auch den Kontakt zu Freunden, Bekannten, Nachbarn, Kollegen. In der Trauer haben sie meist nicht die Kraft, selbst auf andere zuzugehen. Daher ist es hilfreich, selbst die Initiative zu ergreifen und Hinterbliebene anzusprechen, anzurufen oder zu schreiben.

Anregungen und Beispiele: Welche Äußerungen Trauernden helfen und welche sie überfordern können

Segen der Trauernden:

Gesegnet seien alle,
die mir jetzt nicht ausweichen.
Dankbar bin ich für ein Lächeln,
für eine ausgestreckte Hand,
wenn ich mich verlassen fühle.
 
Gesegnet seien die,
die mich besuchen,
obwohl sie Angst haben,
etwas Falsches zu sagen.
 
Gesegnet seien alle, die mir erlauben,
von dem verstorbenen Menschen zu sprechen.
Ich suche Menschen,
denen ich mitteilen kann,
was mich bewegt.
 
Gesegnet seien alle,
die mich nicht ändern wollen,
sondern mich geduldig so annehmen,
wie ich jetzt bin.
 
Gesegnet seien alle,
die mir zusichern,
dass Gott mich nicht verlassen hat.
 
Gott,
berge du uns alle in deiner Hand.
Nimm dich unser an.
In dir bleiben wir,
die Lebenden und die Verstorbenen.

Marie-Luise Wölfing (leicht gekürzte Fassung)