3. Jeremia, der gescheiterte Mahner und Warner An Jeremia kann man gut nachvollziehen, wie schwer es ein Prophet als Stimme Gottes im Gegenüber zu seinem König haben konnte. Von seinem Leben wissen wir am meisten von allen Propheten. Er hat uns vieles davon in seinen „Bekenntnissen“ hinterlassen, die ein Teil des Buches Jeremia sind (Jer 11-20). Seine Reden sind oft schwere Kost, wenn auch ab und zu Hoffnungsfunken aufsprühen. Das meiste ist Kritik, Ankündigung von Unheil, Zerstörung und Tod.
Er ist der Prophet, der die Könige Joschija, Jojakin und Zidkija berät, oft gegen ihren Willen. Er versucht mit aller Macht des Wortes Gottes, die politischen Fehlentscheidungen, die zum Exil führen, zu verhindern. Dafür geht er ins Gefängnis, nimmt Leid auf sich und hört doch nie auf, seine Wahrheit laut auszusprechen. Er kann das Unheil nicht verhindern, der Lauf der Geschichte erweist jedoch, dass er ein wahrer Prophet war, der die Zeichen seiner Zeit präzise zu deuten wusste.
Wir erfahren viel über die Zeit des Untergangs des Reiches Juda und der Stadt Jerusalem. Jeremia selbst geht nicht ins Exil nach Babylon. Er bleibt in der Stadt und wird Zeuge ihrer Zerstörung und der darauffolgenden Not.
Der Text ist wohl in drei Wellen entstanden: Zuerst als Sammlung seiner Aussprüche, dann kamen Erzählungen über ihn dazu, die seinem Schreiber Baruch zugeschrieben wurden. Als Letztes ist alles zusammen wohl mehrfach redaktionell überarbeitet worden.
Jeremia wirkte von 627 bis 587 v. Chr., das Buch Jeremia erfuhr aber Überarbeitungen bis hinein in die hellenistische Zeit. Daher finden wir in diesem Buch auch immer wieder Texte, die wohl erst im Exil oder im Rückblick darauf entstanden sind.
Jer 1,1-19:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Die Berufung Jeremias. Schon hier wird ihm angekündigt, dass sein Auftrag nicht leicht wird.
Jer 2:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Eine typische Jeremia-Rede: Er wirft dem Volk Abfall vom wahren Glauben und Unrecht vor und kündet den Untergang als Strafe Gottes an. Hier wird bereits das Exil als Folge des Fehlverhaltens von König und Volk gedeutet. Auch die Fehler in der Bündnispolitik klingen an. Vers 25 spricht davon, dass das Volk „verliebt in die Fremden“ sei und „ihnen nachlaufen“ möchte. Und in Vers 36 klingen die Bemühungen um ein Bündnis mit Ägypten gegen die Neubabylonier an. Jeremia hält nichts davon.
Jer 4:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Der Löwe im Norden regt sich: Ankündigung des Kriegs und der Niederlage gegen die Feinde aus dem Norden.
Jer 17,1-4:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Eine sprachgewaltige Vorankündigung des Exils. Im Anschluss daran ein Wort, das bereits an die Gemeinde im Exil gerichtet zu sein scheint: Was jetzt noch hilft, ist absolutes Vertrauen in JHWH. Das trägt auch durch Dürre und Wüstenzeiten.
Jer 17,19ff:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 In diesem wohl exilisch-nachexilischen Text geht es um die hohe Bedeutung der Heiligung des Sabbats.
Jer 21,1-10:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Beginn der Belagerung Jerusalems. Jeremia bringt deutlich zum Ausdruck: Der Sieg Nebukadnezzars ist gottgewollt. Er handelt im Namen Gottes
Jer 24,1-10:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Das Gleichnis von den Feigenkörben. Hier klingt bereits an, dass die Exilszeit auch etwas Positives hat. Die Weggeführten sind die „guten Feigen“, die Gott in der Fremde bewahrt. Ziemlich sicher ist dieser Text erst im oder nach dem Exil im Rückblick entstanden, erzählt damit etwas über das Selbstverständnis der Deportierten als Trägerinnen und Bewahrer des JHWH-Glaubens.
Jer 27:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Wieder ein Text, bei dem wir erkennen können, dass er die Erfahrungen des Exils bereits rückblickend beinhaltet: Die exilische Schöpfungstheologie klingt an, Nebukadnezzar wird als Erfüllungsgehilfe des Einen Gottes beschrieben. Die Herrschaft Nebukadnezzars ist gottgewollt. Der Prophet ruft das Volk zur Unterwerfung unter Nebukadnezzar und damit unter den Willen Gottes auf.
Jer 29:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Ein fiktiver Brief an die Verbannten des Jahres 597, der uns wieder etwas über das Selbstverständnis der deportierten Gemeinde erzählt: Findet euch ab, richtet euch ein, lebt und bleibt standhaft im Glauben an den einen Gott, bis er euch zurückkehren lässt!
Jer 36-38:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Dieser Abschnitt erzählt vom Ringen des Propheten mit den Königen Jojachin und Zidkija.
Jer 39:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Hier lesen wir dann vom Untergang Jerusalems.
Jer 40:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Dieses Kapitel berichtet von der Entscheidung des Propheten, nicht mit nach Babylon zu gehen, sondern beim Rest des Volkes zu bleiben.