3.3. Elija Die Gegenspieler der Könige sind die Propheten. Einer von ihnen hat eine ganz besondere Bedeutung. Was die Bibel von ihm erzählt, zeigt, dass auch Propheten nicht gegen Fehler gefeit sind: Elija.
Texte1 Kön 17,1-24:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 20171 Kön 19,1-16:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Elija ist derjenige Prophet, der im Neuen Testament am häufigsten genannt wird.
(11) Johannes der Täufer und Jesus selbst werden mit ihm in Verbindung gebracht. Das liegt an der Erzählung, dass er nicht gestorben, sondern in den Himmel aufgefahren ist (2 Kön 2,11). Daran knüpft die jüdische Überlieferung an, dass er von dort wiederkommen wird, um die Menschen auf das Kommen des Messias vorzubereiten (vgl. Mal 3,23-24).
Schon der Beginn ist auffällig. „Elija … trat auf und sprach …“ Kein Wort von seiner Berufung, von einem göttlichen Auftrag, nicht einmal „Prophet“ wird er genannt.
(12) Tritt er „eigenmächtig“ auf? Doch seine Macht zeigt sich darin, dass sein Wort in Erfüllung geht. Allerdings leidet er auch selbst unter den Folgen (V.7) und muss erkennen, wie sehr andere darunter leiden. Jetzt zeigt sich seine Macht darin, dass er Menschen in dieser Notlage hilft.
Der große Gegenspieler Elijas ist König Ahab, von dem es heißt „er tat, was dem Herrn missfiel, mehr als all seine Vorgänger“ (1 Kön 16,30). Er heiratet Isebel, eine Nichtjüdin, die den Baalskult
(13) nach Israel importiert. 1 Kön 18 schildert sehr drastisch einen Wettkampf Elijas mit den Baalspriestern, in dem sich der Gott Elijas als der überlegene (und Elija als äußerst gewalttätig) erweist.
Daraufhin muss Elija fliehen. Und er freut sich nicht etwa über seinen Sieg, sondern verfällt in Depression. Er fühlt sich als der einzige, der noch an Gott glaubt (18,22; 19,10), was allerdings gar nicht der Wahrheit entspricht (18,4). Ein Engel, ein Bote Gottes, ermutigt ihn zum Weiterleben und Weitergehen. Bis zum Gottesberg Horeb (an dem Gott schon dem Mose erschien und ihm die Gebote übergab: Ex 3,1; Dtn 5,2). Hier ereignet sich etwas Einzigartiges: Gott „zieht an ihm vorüber“. Sturm, Erdbeben und Feuer begleiten oft in der Bibel eine Gotteserscheinung. Doch diesmal nicht. Höhepunkt ist ein leises Wehen („Stimme verschwebenden Schweigens“ heißt es in der Übersetzung von M. Buber und F. Rosenzweig). Und offenbar ist Gott in diesem sanften Wehen – was für eine Gotteserfahrung für einen Propheten, in dessen Wirken Gewalt eine so starke Rolle spielt.
Und noch etwas ist beachtenswert: Zweimal klagt Elija vor Gott, wie er sich fühlt: 1 Kön 19,10 und 19,14. Und dazwischen die Gotteserfahrung. Vergleichen Sie die beiden Klagen des Elija: Unterscheiden sie sich? Was könnte das bedeuten?
(14) Elija scheint „immun“, selbst eine göttliche Offenbarung bringt ihn nicht zum Überdenken seiner Situation. Was tut Gott mit so einem Propheten? Er gibt ihm einen letzten Auftrag (V.15-16): Er soll Elischa zu seinem Nachfolger salben – er selbst hat „ausgedient“.