Reise durch die Bibel - Etappe 5
Könige und Propheten - Irrwege und Wegweiser

Friedrich Bernack

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Die „Geschichtsbücher“ im AT sind nicht Geschichtsbücher in unserem Sinne. Sie haben nicht den Anspruch, historische Fakten präzise wiederzugeben, sondern sie deuten Geschichte. Sie stellen den Versuch dar, die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus zu begreifen und Wegweisung für die Zukunft zu geben.

1. Einstieg: Drei grundsätzliche Hilfen zum Verstehen

 
Tafel: What's your story?
Die „Geschichtsbücher“ im AT sind nicht Geschichtsbücher in unserem Sinne. Sie haben nicht den Anspruch, historische Fakten präzise wiederzugeben(1), sondern sie deuten Geschichte. Sie stellen den Versuch dar, die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus zu begreifen und Wegweisung für die Zukunft zu geben. (Vergleiche das verschiedenen Personen zugeschriebene Zitat: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“) Dabei werden geschichtliche Ereignisse durchaus verschieden gedeutet – je nachdem, in welcher Situation die Texte entstanden sind.

Ähnlich den „Geschichtsbüchern“ deuten auch die prophetischen Bücher Vergangenheit und ziehen aus den Worten der großen Propheten Schlüsse für die Gegenwart.
Ein Missverständnis ist hier gleich anzusprechen: Die biblischen Propheten waren keine „Wahrsager“, sondern – noch ein Zitat mit unbekanntem Ursprung – „Wahrheitssager“. Sie hatten weniger die Gabe, in die Zukunft zu schauen, sondern sie hatten von Gott die Gabe bekommen, die Gegenwart kritisch zu analysieren, und den Mut, diese Wahrheit auszusprechen.

Die entsprechenden Ausdrücke in den biblischen Sprachen machen das deutlich. Das hebräische nabí bedeutet Verkünder, Rufer. Und das griechische prophétes besteht aus dem Wortteil sprechen und der Vorsilbe pro = vor, was bedeuten kann: Vor anderen sprechen oder auch etwas im Vorhinein sagen. Die Zukunft sagen die Propheten jedenfalls insofern an, als sie warnen: Wenn ihr so weitermacht wie bisher, dann …

Insbesondere treten die Propheten auf als kritisches Gegenüber, oft genug auch als Gegenspieler der Könige. Im Namen Gottes ermahnen die Propheten die Mächtigen, „Recht und Gerechtigkeit“ zu üben, was ihre eigentliche Aufgabe wäre (vgl. 1 Sam 8,15). Aus Sicht der Bibel ist Gott der eigentliche König und die menschlichen Könige sollen das Volk in seinem Auftrag regieren. Diesem Anspruch werden allerdings die wenigsten gerecht. Davon erzählen die folgenden Texte.

Und ein Drittes: Viele Menschen haben bis heute Vorbehalte gegen das Alte Testament. Es scheint ihnen zu voll von Gewalt, ja, Gott erscheint ihnen da als gewalttätig – im Gegensatz zum liebenden, barmherzigen Gott, den Jesus verkündet. Abgesehen davon, dass das Neue Testament dem Alten in Sachen Gewalt kaum nachsteht(2), ist zu beachten, dass das AT Gewalt nicht gutheißt, sondern darstellt. Es wird schonungslos ausgesprochen, wie gewalttätig und grausam es in der Welt zugeht, die Dinge werden beim Namen genannt. (Mehr dazu bei den „Leitfragen für heute“.)

Die Themen der folgenden Texte sind:
  • Was hält eine Gesellschaft, einen Staat zusammen?
  • Welche Rolle spielt Religion in der Gesellschaft? Welche Rolle spielt die kultische Seite der Religion und welche die ethische, praktische Seite?
  • Was ist die Verantwortung der Mächtigen? Wer kann sie zur Verantwortung ziehen?
  • Wem gegenüber gilt Loyalität: Gott, dem König, dem Volk?

2. Texte


3. Wissen und verstehen


3.1. Samuel


Bemerkenswert: Das Buch der Bibel, das von den ersten Königen erzählt, hat seinen Namen nicht nach einem dieser Könige, sondern nach einem Propheten – Samuel. Es führt uns in die Zeit, als Israel noch nicht von einem König regiert wird, sondern von sogenannten „Richtern“, also Menschen (Männern und Frauen!), die von Gott berufen wurden, das Volk in einer besonders kritischen Situation zu einen, zu führen, Frieden zu stiften, Entscheidungen zu treffen, und die nach Beendigung der Krise wieder ein ganz unauffälliges Leben weiter führten. Man könnte sagen: Bei den Richtern fielen die beiden „Rollen“ Prophet und König noch in einer Person zusammen. Später ist es Aufgabe der Propheten, die Könige zu kritisieren, zu korrigieren, an ihre Verantwortung vor Gott zu erinnern.

Text
1 Sam 7,15–8,22: Einheitsübersetzung 2016 | Lutherbibel 2017

Der letzte dieser „Richter“ ist Samuel. Der Text erzählt sehr bildhaft, wie das Volk nach einem König ruft. Schon früher hatte es Versuche gegeben, einen Richter zum König zu machen, also als dauernden Herrscher einzusetzen.(3) Der Prophet Samuel zögert, diesem Ruf nachzugeben und befragt zunächst Gott. Und dessen Antwort steht als in höchstem Maße kritisches Vorzeichen vor der gesamten Geschichte des Königtums. „Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich.“ (1 Sam 8,7) Die Einführung des Königtums ist nichts anderes als ein Misstrauensvotum gegenüber Gott. Und die folgenden Kapitel und Bücher werden das bestätigen.

Gleich der erste König, Saul, erweist sich zwar als erfolgreicher Feldherr, jedoch schlechter Herrscher. Bis auf wenige Ausnahmen werden alle Könige der beiden Bruderstaaten Israel und Juda(4) mit den knappen Worten charakterisiert: „Er tat, was dem Herrn missfiel.“(5) Es gibt kaum ein anderes Volk, das seine „Großen“ so kritisch sieht und darstellt.

3.2. David und Natan

Text
2 Sam 11,1–12,14: Einheitsübersetzung 2016 | Lutherbibel 2017

Das gilt auch und insbesondere für David, der eigentlich als mustergültiger König gilt.(6) Selbst wo er als Vorbild zitiert wird, fehlt nicht der Hinweis auf seine Schattenseite – „die Sache Urijas“ (1 Kön 15,5).

Die Schilderung in 2 Sam 11 zeigt uns David von seiner schlechtesten Seite: Er sieht eine schöne, nackte Frau, erfährt, dass sie verheiratet ist, „lässt sie holen“ (sie wird gar nicht gefragt) „und schläft mit ihr“. Dann lässt er ihren Ehemann kommen, gewährt ihm Heimaturlaub – offensichtlich in der Hoffnung, dass er die Nacht mit seiner Frau verbringt und so die eventuellen Folgen von Davids Ehebruch nicht sichtbar werden. Und nachdem dieser Plan misslingt, schickt er ihn zurück an die Front, oder, um es deutlicher zu sagen: Er lässt ihn aus dem Weg räumen.
 
David und Nathan. Emporenbild von Daniel Hisgen in St. Michaelis Oberkleen, Landkreis Gießen, Hessen, Deutschland
David und Nathan
Nun tritt der Prophet auf und spricht „vor“ dem König aus(7), was Sache ist. Und zwar in Form einer Parabel. Erst jetzt wird David das Ausmaß seiner Schuld bewusst.(8)

Was Samuel dem Volk „prophezeit“ hatte, als es nach einem König rief (1 Sam 8,11ff.), wird in der Geschichte von David und Batseba Wirklichkeit. Auffällig ist, dass sie nur wenige Male beim Namen genannt, sondern meist als „Frau des Urija“ bezeichnet wird(9), was das Unrecht beim Namen nennt.
Dennoch geht David in die Geschichte ein als der bedeutendste König und als großer Dichter. Ihm werden viele Psalmen zugeschrieben (zugeschrieben im wörtlichen Sinn, er ist eine Art Pate der Psalmendichtung). …

Sein Sohn und Nachfolger Salomo (von dem historisch so gut wie nichts belegt ist) gilt als sagenhafter Herrscher (1 Kön 4,20 – 5,1), als Erbauer des Jerusalemer Tempels und als Inbegriff des „weisen Königs“ (1 Kön 5,9-14). Veranschaulicht wird das in Erzählungen wie dem „salomonischen Urteil“ (1 Kön 3,16-28) und dem Besuch der Königin von Saba (1 Kön 10,1-13) Ihm wird ein Großteil der „Weisheitsliteratur“ des Alten Testaments zugeschrieben(10).

Zum Weiterdenken
  • Immer wieder ertönt auch in unserer Zeit der Ruf nach dem „starken Mann“. Was sagt er über eine Gesellschaft aus? Was sagt es aus über die Religiosität?
  • Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt sind ein großes Problem unserer Zeit. Die Bibel spricht diese Themen schonungslos an. Totschweigen und Tabuisieren schützen die Täter und machen es den Opfern noch schwerer, zu ihrem Recht zu kommen. Die Bibel kann uns ermutigen, offener und offensiver mit „dunklen“ Themen umzugehen.
  • Wo kann oder muss Kirche heute prophetisch auftreten? Also Unrecht aufzeigen und ansprechen, sich für Schwächere einsetzen? Wo kann und muss ich selbst es tun?

3.3. Elija

Die Gegenspieler der Könige sind die Propheten. Einer von ihnen hat eine ganz besondere Bedeutung. Was die Bibel von ihm erzählt, zeigt, dass auch Propheten nicht gegen Fehler gefeit sind: Elija.

Texte
1 Kön 17,1-24: Einheitsübersetzung 2016 | Lutherbibel 2017
1 Kön 19,1-16: Einheitsübersetzung 2016 | Lutherbibel 2017

Elija ist derjenige Prophet, der im Neuen Testament am häufigsten genannt wird.(11) Johannes der Täufer und Jesus selbst werden mit ihm in Verbindung gebracht. Das liegt an der Erzählung, dass er nicht gestorben, sondern in den Himmel aufgefahren ist (2 Kön 2,11). Daran knüpft die jüdische Überlieferung an, dass er von dort wiederkommen wird, um die Menschen auf das Kommen des Messias vorzubereiten (vgl. Mal 3,23-24).

Schon der Beginn ist auffällig. „Elija … trat auf und sprach …“ Kein Wort von seiner Berufung, von einem göttlichen Auftrag, nicht einmal „Prophet“ wird er genannt.(12) Tritt er „eigenmächtig“ auf? Doch seine Macht zeigt sich darin, dass sein Wort in Erfüllung geht. Allerdings leidet er auch selbst unter den Folgen (V.7) und muss erkennen, wie sehr andere darunter leiden. Jetzt zeigt sich seine Macht darin, dass er Menschen in dieser Notlage hilft.

Der große Gegenspieler Elijas ist König Ahab, von dem es heißt „er tat, was dem Herrn missfiel, mehr als all seine Vorgänger“ (1 Kön 16,30). Er heiratet Isebel, eine Nichtjüdin, die den Baalskult(13) nach Israel importiert. 1 Kön 18 schildert sehr drastisch einen Wettkampf Elijas mit den Baalspriestern, in dem sich der Gott Elijas als der überlegene (und Elija als äußerst gewalttätig) erweist.

Daraufhin muss Elija fliehen. Und er freut sich nicht etwa über seinen Sieg, sondern verfällt in Depression. Er fühlt sich als der einzige, der noch an Gott glaubt (18,22; 19,10), was allerdings gar nicht der Wahrheit entspricht (18,4). Ein Engel, ein Bote Gottes, ermutigt ihn zum Weiterleben und Weitergehen. Bis zum Gottesberg Horeb (an dem Gott schon dem Mose erschien und ihm die Gebote übergab: Ex 3,1; Dtn 5,2). Hier ereignet sich etwas Einzigartiges: Gott „zieht an ihm vorüber“. Sturm, Erdbeben und Feuer begleiten oft in der Bibel eine Gotteserscheinung. Doch diesmal nicht. Höhepunkt ist ein leises Wehen („Stimme verschwebenden Schweigens“ heißt es in der Übersetzung von M. Buber und F. Rosenzweig). Und offenbar ist Gott in diesem sanften Wehen – was für eine Gotteserfahrung für einen Propheten, in dessen Wirken Gewalt eine so starke Rolle spielt.

Und noch etwas ist beachtenswert: Zweimal klagt Elija vor Gott, wie er sich fühlt: 1 Kön 19,10 und 19,14. Und dazwischen die Gotteserfahrung. Vergleichen Sie die beiden Klagen des Elija: Unterscheiden sie sich? Was könnte das bedeuten?(14) Elija scheint „immun“, selbst eine göttliche Offenbarung bringt ihn nicht zum Überdenken seiner Situation. Was tut Gott mit so einem Propheten? Er gibt ihm einen letzten Auftrag (V.15-16): Er soll Elischa zu seinem Nachfolger salben – er selbst hat „ausgedient“.

Zum Weiterdenken
  • Ist unser Gottesbild eher von Gewalt geprägt oder von Sanftheit, von Strafe oder von Barmherzigkeit?
  • Gotteserfahrungen heute: Wenn wir Gott nicht hören, liegt es vielleicht daran, dass er so leise spricht?
  • Elija tritt auf, ohne dass von seiner Berufung erzählt würde. Woran lässt sich „Gottes Wille“ erkennen?
  • Elija wird „legitimiert“ durch aufsehenerregende Zeichen. Woran lässt sich ein Prophet heute erkennen?
  • Elija hat das Gefühl, der einzige zu sein (was aber nicht stimmt). Geht es uns auch so, wenn wir auf die sinkenden Mitgliederzahlen der Kirchen blicken?
  • Elija bekehrt erst eine heidnische Frau, dann das ganze Volk Israel und erst am Ende erfährt er selbst, „wie“ Gott ist. Was könnte das bedeuten im Blick auf Menschen, die heute Gott und Gottes Willen verkünden?

3.4. Amos

Am Ende unseres Alten Testaments finden sich die zwölf „Kleinen Propheten“. Klein werden sie genannt, weil die Bücher, die von ihnen berichten, meist nur wenige Kapitel lang sind. Aber es waren alles andere als „kleine“ Propheten. Zum Beispiel Amos.

Er tritt auf um 760 v.Chr., und zwar im Nordreich Israel, er stammt jedoch aus dem Südreich Juda (vgl. 1,1; 7,12). Amos legt Wert darauf, kein berufsmäßiger Prophet zu sein (7,14). Er fühlt sich von Gott berufen und kann einfach nicht anders, als das zu verkünden, was ihm aufgetragen ist.

Was Amos auszeichnet und durchaus aktuell erscheinen lässt, sind seine mitunter sehr drastische Sprache und seine Sozialkritik. Kern seiner Predigten ist: Die Mächtigen im Staat kümmern sich nicht um die Not der kleinen Leute, sondern leben in Saus und Braus, und beruhigen ihr Gewissen damit, dass sie ja zum Volk Gottes gehören. Darin ähnelt seine Verkündigung der vieler anderer Propheten. Aber er ist auch ein glänzender Rhetoriker, was das Buch Amos lesenswert macht.

Texte
Amos 5,21-6,7: Einheitsübersetzung 2016 | Lutherbibel 2017
Amos 7,10-17: Einheitsübersetzung 2016 | Lutherbibel 2017

Ein Beispiel für seine Predigten und die Reaktion darauf. (Unten auf der Seite finden Sie eine alternative Übersetzung, möglichst nahe am hebräischen Original.)

Der zweite Text zeigt deutlich das Dilemma, in dem Amazja steckt: Er steht als „verbeamteter“ Priester im Dienst des Königs und verhält sich ihm gegenüber loyal. Andererseits ist er ist offenbar religiös genug, um zu erkennen, wie recht Amos hat mit seiner Kritik, und warnt ihn deshalb.

Ein anderes Beispiel für die Rhetorik des Amos ist Kap. 1,3-2,7. Amos stellt ein Volk nach dem anderen an den Pranger – alles „heidnische“ Nachbarvölker Israels. Man kann sich vorstellen, wie seine Zuhörer immer begeisterter werden, weil er es „denen mal so richtig zeigt“. Doch dann – als letzte – kommen sie selbst an die Reihe. Sie sind kein Deut besser als die anderen. Und das ist besonders unverzeihlich, da sie ja Gottes Volk sind und ein leuchtendes Beispiel für die anderen abgeben sollten. Man muss hier an die Verheißung an Abraham in Gen 12,3 denken: Durch Abraham und seine Nachkommen, also das Volk Israel, soll Segen über alle anderen Völker kommen.

Zum Weiterdenken
  • Lesen Sie 5,21-24: Stellen Sie sich vor, Amos würde seine Rede heute in der Fußgängerzone halten, etwa in der Vorweihnachtszeit – wäre die Reaktion ähnlich wie damals?
  • Wo stehen die Kirchen, ihre Repräsentanten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Gesellschaft? Eher auf Seiten des Amos oder des Amazja?
  • Ist Kirche „systemrelevant“? Warum? Warum nicht? Was müsste sie tun, um es zu sein?
  • Die Propheten waren glaubwürdig, weil ihr Handeln und ihre Botschaft übereinstimmten. Wer sind heute solche prophetischen Gestalten?
  • Auch für Christinnen und Christen gilt, dass sie Segen sein sollen für andere (vgl. Mt 5,13-16). Erfüllen sie diesen Auftrag? Erfüllen wir ihn?

Amos 5,21-7,17
Eigene Übersetzung (entstanden bei einer christlich-jüdischen Bibeltagung)
5,21 Ich hasse, ich verwerfe eure Feiern,
ich kann eure Versammlungen nicht riechen.
5,22 Wenn ihr mir aufsteigen lasst Brandopfer,
eure Gaben liebe ich nicht
und Ganzopfer von eurem Mastvieh schaue ich nicht an.
5,23 Entferne von mir den Lärm deiner Lieder!
Den Klang deiner Harfe höre ich nicht!
5,24 Es ergieße sich wie Wasser das Recht,
die Gerechtigkeit wie ein stetiger Bach.
5,25 Habt ihr denn Schlachtopfer und Gaben mir dargebracht
in der Wüste, während der vierzig Jahre, Haus Israel? …
6,1 Hoj! Den Sorglosen auf dem Zion
und den Sicheren auf dem Berg Samarias,
ausgezeichnet unter den ersten der Völker,
und sie kommen zu ihnen, Haus Israel.
6,2 Zieht nach Kalne und schaut herum,
und zieht nach Chamat-Rabba
und geht hinunter zum Gat der Philister!
(Seid ihr denn ) Besser als diese Königreiche?
Oder sind ihre Gebiete größer als eure Gebiete?
6,3 Ihr, die den bösen Tag hinausschieben,
haben herbeigeführt die Herrschaft der Gewalt.
6,4 Die liegen auf Betten aus Elfenbein,
die sich räkeln auf Ruhebänken,
die ein Lamm aus der Herde essen
und ein Kalb aus der Mitte der Mast,
6,5 die faseln zum Klang der Harfe,
wie David sich Musikinstrumente ausdenken,
6,6 aus Kultschalen Wein trinken,
die besten Öle versalben,
und sich nicht sorgen um die Wunde Josefs –
6,7 Deswegen gehen sie jetzt in Verbannung
und vorbei ist das Fest der Faulenzer! …
7,10 Und es meldete Amazja, der Priester von Bet-El,
dem Jerobeam, dem König von Israel:
Es verschwört sich gegen dich Amos
mitten im Haus Israel,
nicht vermag das Land zu fassen seine ganzen Worte.
7,11 Denn so sprach Amos:
Durchs Schwert stirbt Jerobeam,
und Israel wird in die Verbannung verbannt,
weg von seinem Boden.
7,12 Und es sprach Amazja zu Amos:
Seher, geh, flieh ins Land Juda,
iß dort dein Brot und dort prophezeie!
7,13 Doch in Bet-El fahre nicht weiter fort zu prophezeien,
denn Heiligtum des Königs ist es
und Haus des Reiches ist es!
7,14 Da antwortete Amos und sprach zu Amazja:
Nicht Prophet bin ich
und nicht Sohn von Propheten bin ich,
denn Viehhirt bin ich
und Ritzer von Maulbeerfeigenbäumen.
7,15 Weg nahm mich JHWH hinter dem Kleinvieh
und es sprach zu mir JHWH:
Geh, prophezeie über mein Volk Israel.
7,16 Und du, höre das Wort JHWHs:
Du sprichst: Prophezeie nicht über Israel
Und lass nicht fließen über das Haus Isaak.
7,17 Darum spricht so JHWH:
Deine Frau wird in der Stadt zur Dirne
Und deine Söhne und deine Töchter werden durchs Schwert fallen
und dein Boden wird mit der Meßschnur verteilt
und du wirst auf unreinem Boden sterben
und Israel wird in die Verbannung verbannt,
weg von seinem Boden.

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