9. Gotteserfahrungen am Sinai – Mose Text Exodus 3,1-4,17:
Einheitsübersetzung 2016 |
Lutherbibel 2017 Auf dem Weg durch die Wüste kommt Israel an den Berg Sinai, einen Ort wertvoller Gotteserfahrungen. Mose hatte hier gemäß Ex 3,1-4,17 seine erste wegweisende Begegnung mit dem Gott seiner Vorfahren. Er sah einen Busch brennen, aber nicht verbrennen. Ein Engel des HERRN erschien ihm darin, wenig später der HERR selbst (vgl. Ex 3,2.4). Mose legte seine Schuhe ab, denn dieser Ort ist „Erde/Boden der Heiligkeit“ (v 5). Nicht der Boden an sich ist heilig, sondern der Heilige begegnet hier dem Menschen. Vergleichbar bereiten sich Muslime für das Gebet unter anderem dadurch vor, dass sie ihre Schuhe ausziehen. Auch im jüdischen Gottesdienst gibt es Passagen, an denen Betende ihre Schuhe ablegen.
Wie ein Dornbusch brennen und dabei unversehrt bleiben kann, fragen antike Menschen nicht. Sie beschreiben bildhaft, wie sich Mose, ein junger Mann auf der nicht einfachen Suche nach seiner Identität, von Gott angesprochen fühlt. Das Feuer erweckt Moses Aufmerksamkeit für Gottes Anwesenheit.
Gott ruft Mose väterlich zweimal mit seinem Namen und Mose antwortet „Hier bin ich“ (v 4). Mose lässt sich wie Samuel und andere Propheten (vgl. 1 Sam 3,4; Jes 58,9) von Gott in Dienst nehmen. Dann geht es um die Frage von Nähe und Distanz. Mose empfindet Gottesfurcht, die am besten mit dem alten Wort Ehrfurcht zu erklären ist (vgl. Ex 3,6).
So bereitet der Text die folgende große Verheißung Gottes vor: Gott kennt das Leid seines Volkes, wird es der Hand der Ägypter entreißen und in ein schönes, weites Land führen, in dem Milch und Honig fließen (vgl. vv 7-8). Diese Verheißung will Menschen unterschiedlicher Zeiten in Leid und Not trösten.
Deutlich fordert Gott Mose auf: „Und jetzt geh!“ (v 10). Mose zögert und Gott sagt ihm zu: „Ich bin mit dir“ (v 12). Mose weiß nicht, wie ihm geschieht. Die Aufforderung, zum Pharao zu gehen, überfordert ihn, und im eigenen Volk hat er einen schweren Stand. Hilfesuchend fragt er Gott nach seinem Namen, um beim eigenen Volk zu punkten. Welcher Name aber wäre Gott angemessen? In Ex 3,14 antwortet Gott dem Mose: „Ich bin, der ich bin“. Früher stand in der Einheitsübersetzung „Ich bin da“. „Ich bin, der ich bin“ entspricht dem hebräischen Urtext, der offener formuliert ist. Dieser Name hilft vielleicht auch den Menschen oder Völkern, die Gott gerade nicht nahe erleben. Er nimmt die Forderung, sich von Gott kein Bild zu machen, das heißt ihn nicht festzulegen, ernst. Gott ist da, zeigt die Bibel. Er ist mit Mose (vgl. v 12) und er sieht sorgsam auf sein Volk (vgl. v 16), aber er ist nicht verfügbar.
Zum Weiterdenken- Das biblische Volk lebt aus der Verheißung, in ein Land geführt zu werden, in dem Milch und Honig fließen. Versuchen Sie, ein Verheißungsbild für unsere Zeit zu finden.
- Um von Gott zu sprechen, ohne ihn festzulegen, ist es gut, mehrere, auch gegensätzliche Begriffe aneinanderzureihen. Schreiben sie eine Liste von Namen auf, mit denen Sie Gott anreden möchten und nehmen Sie diese mit ins Gebet.
- Machen Sie sich mit dem Gottesnamen „Ich bin, der ich bin“ auf den Weg und überlegen Sie, was er den Menschen sagen könnte, denen sie begegnen.