Fragen & Antworten zum Gesamtstrategieprozess der Erzdiözese München und Freising

Das Projekt Gesamtstrategieprozess

Was ist das Ziel des Gesamtstrategieprozesses?
In ihrem Gesamtstrategieprozess erarbeitet die Erzdiözese München und Freising Leitlinien, an denen sie zukünftig ihr Handeln ausrichten will. Die Erzdiözese wirkt in eine Gesellschaft hinein, die sich grundlegend und mit steigender Geschwindigkeit verändert. Die Zahl der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich reduzieren. Gleichzeitig muss sie damit umgehen, dass auch finanzielle Ressourcen begrenzt sind: Die Einnahmen aus der Kirchensteuer werden merklich zurückgehen, eine Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie beschleunigt wird. Angesichts dieser Herausforderungen will die Erzdiözese jetzt inhaltliche Leitlinien herausarbeiten, anhand derer sie künftig Entscheidungen zum Ressourceneinsatz treffen kann. Die Erzdiözese möchte weiterhin für die Menschen da sein und den kirchlichen Auftrag, das Evangelium in Wort und Tat zu bezeugen, wirksam erfüllen.
 
Geht es beim Strategieprozess um vergleichbare kirchenpolitische Themen wie beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland?
Der Gesamtstrategieprozess fokussiert sich auf das Wirken der Erzdiözese München und Freising. Dabei wird die Vielfalt kirchlichen Handelns in den Blick genommen, das heißt Seelsorge, Bildung, Beratung, caritatives Handeln oder gemeinschafts- und sinnstiftende sowie kulturelle Angebote. Im Gesamtstrategieprozess sollen Festlegungen für die Bereiche getroffen werden, in denen die Erzdiözese ihr Handeln selbst gestalten kann. Kirchenpolitische Fragestellungen wie jene, mit denen sich der Synodale Weg befasst, sollen dagegen nicht im Zentrum stehen. Die beiden Prozesse sind daher in der Durchführung voneinander unabhängig.
 
Stehen bei dem Gesamtstrategieprozess strukturelle und finanzielle Aspekte oder doch eher geistliche Fragen im Vordergrund?
Im Mittelpunkt stehen die Handlungsfelder der Erzdiözese München und Freising, in denen sie für die Menschen präsent und als Kirche mit ihrer Botschaft erfahrbar ist: Seelsorge, Bildung, Beratung, caritatives Handeln, gemeinschafts- und sinnstiftende sowie kulturelle Angebote. Für diese Angebote will die Erzdiözese Kriterien erarbeiten, wie sie in den einzelnen Bereichen die zur Verfügung stehenden Ressourcen wirksam einsetzen und weiter kraftvoll für die Menschen da sein kann.

Um diese Kriterien zu erarbeiten, werden theologische und pastorale Fragestellungen zu diskutieren sein. Dies geschieht jedoch ganz realistisch vor dem Hintergrund, dass die personellen und finanziellen Ressourcen begrenzt sind: Die Zahl der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird sich in den kommenden Jahren deutlich reduzieren. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer werden voraussichtlich zurückgehen, eine Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie beschleunigt wird. Neben der inhaltlichen Diskussion und Schwerpunktsetzung werden daher auch die zur Verfügung stehenden Ressourcen in den Blick genommen und den Arbeitsgruppen für die Diskussion entsprechende Daten zur Verfügung gestellt.

Und doch ist das geistliche Element in diesem Prozess natürlich zentral. Das kommt durch Gottesdienste mit dem Erzbischof an wichtigen Wegmarken zum Ausdruck, wie zum Start des Prozesses und zum Auftakt der Arbeitsgruppen-Phase, aber auch durch ein eigens für die Zusammenkunft zu Themen des Strategieprozesses formuliertes Gebet.
 
Wie werden gesellschaftliche Veränderungsprozesse berücksichtigt?
Kirche muss zu jeder Zeit auf aktuelle gesellschaftliche Veränderungen reagieren, wenn sie mit ihren Angeboten bestmöglich für die Menschen da sein will. Der Gesamtstrategieprozess greift diese Veränderungen bewusst auf. In einem frühen Stadium des Prozesses werden Impulse aus gesellschaftlichen Veränderungen zusammengetragen, die dann in das strategische Zielbild einfließen. Darüber hinaus finden durch die breite Besetzung der Arbeitsgruppen aus unterschiedlichen Bereichen des kirchlichen Lebens und Arbeitens im Erzbistum verschiedene Blickwinkel Einfluss auf den Gesamtstrategieprozess.
 
Wie erfolgt die mittel- und langfristige Überprüfung der Strategie?
Der Gesamtstrategieprozess wird nach dem aktuellen Projektzeitraum von etwa einem Jahr nicht beendet sein. Daher wird nach der Konsolidierung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen an einem ersten ausgewählten Beispiel das erarbeitete Zielbild konkretisiert und umgesetzt. In den kommenden Jahren steht die Umsetzung der weiteren Ergebnisse und die schrittweise Implementierung des erarbeiteten Zielbilds in den strategischen Entscheidungen der Erzdiözese an. Auch langfristig muss es eine stetige Überprüfung und Weiterentwicklung der strategischen Festlegungen geben. Dabei werden die Kriterien zur Messung der Wirkung von kirchlichen Angeboten sein wichtig sein, die in den Arbeitsgruppen des Gesamtstrategieprozesses entwickelt werden.
 
Wie flexibel ist der Prozess inhaltlich und zeitlich?
Inhaltlich zeichnet sich der Prozess durch eine große Offenheit aus. Im Laufe des Prozesses wird durch den Lenkungskreis auf zentraler Ebene zunächst ein Referenzrahmen entwickelt, in dem übergeordnete strategische Leitfragen beantwortet werden und auf dessen Grundlage die Arbeitsgruppen in offener und konstruktiver Diskussion strategische Ziele für ihre jeweiligen Arbeitsfelder erarbeiten können, die anschließend zusammengeführt werden. Am Ende soll ein strategisches Zielbild entstehen, das die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zusammenführt und für die ganze Erzdiözese verbindlich ist.
Zeitlich ist der Prozess auf eine Dauer von etwa einem Jahr festgelegt. In einer Zeit, in der sich die gesellschaftlichen Bedingungen rasant verändern, muss die Erzdiözese rasch zu tragfähigen Entscheidungen kommen, nach denen sie ihr zukünftiges Handeln ausrichten kann.
 
Welche Auswirkungen hat der Gesamtstrategieprozess auf die aktuelle Personalplanung?
Die Erzdiözese erwartet in den nächsten Jahren einen erheblichen Rückgang der personellen Ressourcen in der Pastoral. Gleichzeitig muss sich die Erzdiözese unterschiedlichster Herausforderungen in der gesellschaftlichen Entwicklung und auf dem Arbeitsmarkt stellen. Dies greift der zum 1. Januar 2020 in Kraft getretene „Personal- und Stellenplan - Innovation für die Seelsorge in der Erzdiözese München und Freising“ in seiner Konzeption auf. Dabei bildet der Plan die drei bisher in der Personalplanung getrennten Bereiche Pastoral, Verwaltung sowie Stellen im Bereich Bildung/Beratung/Begleitung ab.

Einige der in diesem Plan beschriebenen Rahmenbedingungen spielen auch für den Gesamtstrategieprozess eine wichtige Rolle, etwa der prognostizierte Rückgang der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im pastoralen Dienst. Eine Kopplung der Umsetzung des Personal- und Stellenplans an den Gesamtstrategieprozess findet jedoch nicht statt. Anhand der Ergebnisse des Gesamtstrategieprozesses wird dann geprüft werden, welche Konsequenzen sich daraus für den Plan in einzelnen Bereichen ergeben.

Die Umsetzung des Gesamtstrategieprozesses

Wie und durch wen wurden die Arbeitsfelder ausgewählt und definiert?
Die Angebote der Erzdiözese und der Kirchenstiftungen, zum Beispiel in den Bereichen Seelsorge, Bildung, Beratung oder Caritas, wurden in Arbeitsfelder gruppiert, die dann jeweils von Arbeitsgruppen näher beleuchtet werden. Die Definition der Arbeitsfelder erfolgte unter Berücksichtigung folgender Grundlagen und wurde abschließend durch den Lenkungskreis beschlossen:
  • Katalog der bestehenden Angebote auf Basis von Informationen aus den aktuellen Finanzdaten
  • Analyse von bereits vorliegenden Konzepten und Arbeitsergebnissen der vergangenen Jahre, Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Handlungsfelder und Diskussionen im Lenkungskreis des Strategieprozesses
  • Abgleich mit den Angebotsbereichen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung des Prozesses sowie Vertreterinnen und Vertreter zentraler Gremien der Erzdiözese, benannt haben.
 
Wie wurde die personelle Zusammensetzung der Arbeitsgruppen bestimmt?
Nachdem die Angebote der Erzdiözese in Arbeitsfeldern gruppiert wurden, wurde für jedes Arbeitsfeld eine Arbeitsgruppe gegründet, die möglichst vielfältig besetzt ist: Neben hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Erzdiözese arbeiten auch Menschen mit, die die jeweiligen Angebote selbst wahrnehmen sowie Expertinnen und Experten für das jeweilige Thema.

In den einzelnen Arbeitsgruppen wurde auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern, jüngeren und älteren Menschen sowie Personen aus dem städtischen und dem ländlichen Bereich geachtet, um möglichst die ganze Vielfalt der Erzdiözese München und Freising zu repräsentieren. Die Besetzung erfolgte unter Einbindung insbesondere der Ressortleitungen des Ordinariats, der Bischofsvikare für die Regionen, des Diözesanrates und weiterer maßgeblicher Gremien der Erzdiözese. In jeder Arbeitsgruppe arbeiten etwa 15 Personen zusammen, von denen zwei die fachliche Leitung der Arbeitsgruppe übernehmen. Die Arbeitsgruppen werden durch eine Moderation der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) begleitet.
 
Wie wird die geistliche Einbettung des Gesamtstrategieprozesses sichergestellt?
Der Gesamtstrategieprozess dient dem grundlegenden kirchlichen Auftrag, die Botschaft Jesu Christi kraftvoll in Wort und Tat zu verkünden. Der Prozess soll zur Klärung beitragen, wie dieser kirchliche Auftrag mit den vorhandenen Ressourcen bestmöglich im Sinne der Wirksamkeit erfüllt werden kann. Die Auseinandersetzung mit dieser Frage und der Austausch darüber haben schon mit Blick auf die Basis kirchlichen Handelns in der Botschaft Jesu Christi eine geistliche Komponente. Durch die Einbeziehung der Ressourcensicht, der Fragen nach Personal und Finanzen, treten die konkreten Fragen der Realisierbarkeit mit in den Blick, die zur Konkretisierung der Überlegungen führen müssen.

Die geistliche Dimension des Gesamtstrategieprozesses drückt sich explizit unter anderem durch geistliche Impulse und Gottesdienste, wie zum Start des Prozesses und zum Auftakt der Arbeitsgruppen-Phase, bei Veranstaltungen und Sitzungen aus und wird auch im Gebet zum Gesamtstrategieprozess deutlich.
 
Wie erfolgt die Einbindung der Ehrenamtlichen?
Zentrale Inhalte des Gesamtstrategieprozesses werden in Arbeitsgruppen erarbeitet, die sich mit den Handlungsfeldern der Erzdiözese befassen. In allen Arbeitsgruppen wirken Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte mit, die in den jeweiligen Arbeitsfeldern tätig sind.

Im Lenkungskreis des Gesamtstrategieprozesses arbeiten mit Prof. Dr. Hans Tremmel, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese, und Katharina Maier, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats, die aus dem Bereich der kirchlichen Verbände kommt. So ist die oberste Vertretung der Laien in der Erzdiözese im zentralen Entscheidungsgremium des Gesamtstrategieprozesses vertreten.
 
Wie werden Menschen mit einer Außenperspektive eingebunden, also Nicht-Katholiken, Nicht-Interessierte, Ausgetretene etc.?
Um kirchliches Wirken erfolgreich weiterentwickeln zu können, ist es wichtig, die bestehenden Angebote der Erzdiözese nicht nur aus ihrer eigenen Sicht, sondern auch aus der Außensicht zu analysieren. Im Rahmen des Gesamtstrategieprozesses fand deshalb eine umfangreiche Befragung statt. Durch den Einsatz verschiedener, teils repräsentativer, Befragungsarten – per Telefon, im Internet, in Papierform – wurde eine große Bandbreite von Personen kontaktiert, auch solche, die nicht oder nicht mehr zur katholischen Kirche gehören oder die zwar katholisch sind, aber die Bindung zur Kirche verloren haben. Zudem werden frühere repräsentative Befragungen genutzt. In den Arbeitsgruppen sind zudem auch Vertreterinnen und Vertreter nicht-kirchlicher Einrichtungen eingebunden.
 
Wie werden zentrale Gremien und weitere wichtige Akteure über den Gesamtstrategieprozess informiert?
Die Einbindung zentraler Gremien und weiterer wichtiger Akteure in der Erzdiözese ist eine Voraussetzung für das Gelingen des Gesamtstrategieprozesses. Dazu zählen beispielsweise der Bischofsrat, die Ordinariatskonferenz, das Domkapitel, der Diözesanrat der Katholiken, Vertreter/innen der pastoralen Berufsgruppen und die Mitarbeitendenvertretungen. Als Resonanzgruppen werden diese Gremien fortlaufend informiert und bringen Rückmeldungen zu den Inhalten des Gesamtstrategieprozesses und Impulse für die weitere Arbeit ein.
 
Inwieweit werden bestehende Konzepte und Überlegungen berücksichtigt?
Die Ergebnisse bereits erfolgter strategischer Überlegungen und vorhandene Konzepte bilden eine wichtige Grundlage für den Gesamtstrategieprozess. Sie werden durch die Beratungen im Strategieprozess nicht einfach ersetzt, sondern aufgegriffen, weitergedacht und fließen auf diese Weise in das umfassende Zielbild ein. So werden wichtige inhaltliche Ansatzpunkte zu Veränderungsbedarf sowie zu bestehenden Potentialen innerhalb der Erzdiözese identifiziert.
 
Ein Projekt mit einem solchen Umfang fordert große Energie und viel Zeit aller Beteiligten. Wer garantiert, dass dieser Prozess erfolgreich sein wird?
Für den Gesamtstrategieprozess werden die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen. Das geschieht beispielsweise durch eine möglichst breite Einbindung von Entscheidungsträgern, von diözesanen Gremien, von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, von Menschen, die die kirchlichen Angebote wahrnehmen und Expertinnen und Experten zu den jeweiligen Themen. Eine weitere Voraussetzung ist unter anderem eine breite Fundierung der inhaltlichen Arbeit: So werden bereits vorhandene strategische Überlegungen und Konzepte einbezogen, Zahlen und Daten werden für die Arbeit aufbereitet und eine umfangreiche öffentliche Befragung zu den kirchlichen Angeboten wird durchgeführt.

Gleichzeitig wird der Erfolg des Gesamtstrategieprozesses maßgeblich davon abhängen, wie konstruktiv und engagiert die Mitarbeitenden und die Gläubigen in der Erzdiözese ihn mittragen und an der Umsetzung seiner Ergebnisse mitarbeiten. Notwendig ist eine grundsätzliche Offenheit für Veränderungen, die auch schmerzhafte Entscheidungen nicht ausschließt. Nur so wird es gelingen, die Erzdiözese gut für die Zukunft aufzustellen, damit die frohe Botschaft unseres christlichen Glaubens weiter kraftvoll verkündet und für die Menschen konkret erfahrbar wird.
 
Das Angebot der Kirche wird nicht nur durch Nachfrage bestimmt. Lässt sich das vielfältige kirchliche Wirken messen?
Ein Schlüsselbegriff im Gesamtstrategieprozess ist die Wirksamkeit: Wie können die verfügbaren Ressourcen so eingesetzt werden, dass sie möglichst wirksam sind? Hier klingt das biblische Motiv von der Fruchtbarkeit mit an. Das ist gerade im kirchlichen Bereich oft schwer zu erfassen, denn es lässt sich nicht allein an Zahlen oder betriebswirtschaftlichen Größen festmachen und muss für verschiedene Bereiche des kirchlichen Wirkens unterschiedlich betrachtet werden. Es ist deshalb Aufgabe der Arbeitsgruppen im Gesamtstrategieprozess, zu überlegen, wie Wirkung im jeweiligen Arbeitsfeld gemessen werden kann. Dazu werden durch eine Expertengruppe Kriterien zur Wirkungsmessung erarbeitet und den Arbeitsgruppen zur Verfügung gestellt.
 
Wie arbeiten die Erzdiözese und die Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) zusammen?
Ein im kirchlichen Bereich erfahrenes Team der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) begleitet die Erzdiözese bei der Organisation und Durchführung des Gesamtstrategieprozesses. Aufgabe von PwC ist die Organisation und Strukturierung des Prozesses sowie die begleitende Moderation während der Workshops in den Arbeitsgruppen. Die Inhalte werden jedoch durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende der Erzdiözese erarbeitet.
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