Die Erzdiözese München und Freising hat in ihrem Gesamtstrategieprozess innerhalb von 15 Monaten Leitlinien und Ziele entwickelt, wie sie in den unterschiedlichen kirchlichen Handlungsfeldern trotz zurückgehender Ressourcen auch künftig bestmöglich für die Menschen da sein möchte. Es wurden Kriterien erarbeitet, auf deren Grundlage künftig wichtige Entscheidungen über personelle, finanzielle oder räumliche Ressourcen getroffen werden können, um den kirchlichen Auftrag gemäß dem Leitmotto des Gesamtstrategieprozesses „Wirkung entfalten + Kirche gestalten“ zu verwirklichen.
Die Dokumentation der Ergebnisse, das Strategische Zielbild, steht zum Download bereit:
Strategisches Zielbild
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich hier:
Zusammenfassung des Strategischen Zielbilds
Der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan, zieht eine positive Bilanz des Zukunftsprojektes: „Wir haben erste wichtige Schritte hin zu einer nachhaltigen strategischen Orientierung der Erzdiözese getan.“ Insbesondere hebt er die breite Beteiligung hervor, zum Beispiel in den sechs Arbeitsgruppen des Prozesses, in denen rund 90 Personen aus der ganzen Erzdiözese mitwirkten, darunter Haupt- und Ehrenamtliche sowie weitere Personen aus dem kirchlichen Umfeld und darüber hinaus.
„Die unterschiedlichen Blickwinkel der Beteiligten waren eine große Bereicherung für die Beratungen. Das Ergebnis ist so auf einer breiten Basis in intensiven Diskussionen entstanden“, so Klingan. „Wir haben gespürt, dass es eine hohe Bereitschaft gibt, sich realistisch den aktuellen und künftigen Herausforderungen zu stellen. Hier ist wirklich etwas in Bewegung gekommen.“ Gleichzeitig sei klar, dass der Gesamtstrategieprozess nur ein erster Schritt hin zu einer strategischen Neuorientierung der Erzdiözese gewesen sei. Er bilde nicht „den Schlusspunkt, sondern vielmehr einen Doppelpunkt“.
Jetzt gelte es, mit dem entwickelten Zielbild weiterzuarbeiten, betont der Generalvikar: „Das Wichtigste ist, dass wir dranbleiben und die Ergebnisse auch in die Umsetzung bringen.“ Dafür brauche es konkrete Vorhaben, einen gezielten Einsatz von Ressourcen sowie eine regelmäßige Überprüfung des Fortschritts. „Wenn uns das gelingt, werden wir gute Rahmenbedingungen für unser kirchliches Handeln schaffen, um in Zukunft wirkungsvoll unseren kirchlichen Auftrag zu erfüllen. Übergeordnetes ‚Ziel‘ bleibt stets, dass wir die Botschaft Jesu Christi in Wort und Tat bezeugen“, sagt Klingan.
Für zwei Pilotprojekte wurde bereits eine nähere Planung erarbeitet. Mit dem Pilotprojekt „Wirksamkeit in der Pastoral“ soll eines der zentralen Ergebnisse des Strategieprozesses realisiert werden: Die Leitlinien sehen vor, die Wirkung von kirchlichen Angeboten künftig anhand festgelegter Kriterien zu bewerten, mit deren Entwicklung im Rahmen des Prozesses begonnen wurde. Auf Basis der Bewertung soll dann über den Einsatz von Ressourcen entschieden werden, um mit den vorhandenen personellen und finanziellen Mitteln insgesamt eine möglichst große Wirkung zu erreichen. Dieses Vorgehen soll zunächst in regionalen Projekten erprobt werden, bevor es in der Erzdiözese flächendeckend eingeführt wird.
Pastoralreferentin Susanne Deininger aus dem Landkreis Dachau arbeitet in diesem Pilotprojekt mit und berichtet, in der Seelsorge vor Ort sei es an vielen Stellen noch ungewohnt, Angebote systematisch anhand ihrer Wirkung zu bewerten. Dennoch sieht sie vor allem Chancen in diesem neuen Verfahren. „Es ist für alle Ebenen in der Kirche ein sehr gutes Instrument, um über die eigene Arbeit ins Gespräch und in die Reflexion zu kommen.“
Die Frage nach der Wirkung verhindere auch, dass Angebote allein aus Gewohnheit oder Tradition fortgeführt würden. „Stattdessen ermöglicht sie, bewusst Schwerpunkte dort zu setzen, wo die Wirkung besonders hoch ist, und für diese Angebote dann auch die wertvollen Ressourcen gezielt einzusetzen“, erklärt Deininger. „Das bedeutet in der Konsequenz auch, manches wegzulassen, was uns oft nicht leichtfällt. Der Blick auf die Wirkung kann bei solchen Entscheidungen helfen.“ Viele Fragen seien aber noch offen; so soll im Pilotprojekt unter anderem diskutiert werden, wie Wirkung in einem so sensiblen Feld wie Seelsorge überhaupt gemessen werden kann und wer über die zugrunde liegenden Kriterien entscheidet.
Ein zweites Pilotprojekt befasst sich mit der Entwicklung einer „Immobilienstrategie auf Basis pastoraler Nutzungskonzepte“. Ziel ist es, die hohe Baulast zu reduzieren, die von der Erzdiözese und den Kirchenstiftungen vor Ort zu tragen ist. Entscheidungen müssen dabei stets inhaltlich begründet sein: Immobilien sollen erhalten werden, wenn sie für seelsorgliche und andere kirchliche Angebote gebraucht werden. Wenn das nicht der Fall ist, kommt eine Aufgabe von Gebäuden ebenso in Betracht wie eine verstärkte gemeinsame Nutzung, zum Beispiel mit ökumenischen oder kommunalen Partnern. Dieses Vorgehen soll nach derzeitiger Planung zunächst in einem Dekanat der Erzdiözese erprobt werden.
Ein weiteres Schwerpunktthema des Strategieprozesses war die Frage, wie Kirche neue Relevanz gewinnen kann. Um Bewährtes zu bewahren und gleichzeitig neue Wege zu gehen, will die Erzdiözese vermehrt strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen für Innovation schaffen und beispielsweise stärker auf Projektarbeit setzen. Etablierte Angebote sollen durch innovative Formate ergänzt oder ersetzt werden, zum Beispiel für Kinder und Jugendliche. Digitale und mobile Konzepte sollen einen flächendeckenden Zugang zu Angeboten ermöglichen, die wegen der zurückgehenden Ressourcen konzentriert werden müssen und nicht mehr an jedem Ort angeboten werden können.
Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte sollen gestärkt und verantwortlich eingebunden werden. Die Erzdiözese will die Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement weiterentwickeln, beispielsweise durch Fort- und Weiterbildungsangebote, in manchen Bereichen klarere Rollen- und Aufgabenbeschreibungen und Konzepte zur verstärkten Vernetzung und Projektarbeit.