Vorbilder und Helfer

Fürbitter und Helfer
Sie waren alle Menschen und wurden durch ihre besonderen Taten in den Kanon der Heiligen aufgenommen. Viele starben schon im frühen Christentum für ihren Glauben, später wurden viele aufgrund ihrer Lebensweise geheiligt. An zahlreichen Orten sind sie heute noch als Kirchenpatrone präsent und laden in ihr Haus ein, um zu beten oder zu rasten. In den Innenräumen erfährt man meist viel über den Heiligen und seine Verehrung. Altäre, Bilder und Skulpturen erzählen von ihrem Rang und ihrem Wirken. Manchmal besaßen die Kirchen Reliquien des Heiligen, die den Ort wundertätig machten und zu Wallfahrten führten.

Denn: Die Heiligen sind Helfer, die in Zeiten der Not angerufen wurden. Man brachte Votive, um zu bitten oder sich zu bedanken, wenn bereits Hilfe erfolgt war. Manche Heilige sind uns heute noch geläufig, andere haben im Laufe der Jahrhunderte ihre Bekanntheit eingebüßt – Grund genug, sie wieder in Erinnerung zu bringen.
 
Gruppentext
Marzoll, St. Valentin, der Chorraum

St. Leonhard am Buchat

St. Leonhard am Buchat
Außenansicht von St. Leonhard am Buchat
Bedeutende Wallfahrtskirche seit dem Mittelalter / Romanische Langhausmauer / Um 1650 Chorbau im gotischen Stil, in der Folge Schaffung der barocken Ausstattung / Zahlreiche Restaurierungen, die jüngste endet 2021 mit der Vollendung der neuen liturgischen Orte
 
Seit dem 11. Jahrhundert wird der hl. Leonhard in Bayern an vielen Orten verehrt, weil er als der Beschützer der Haustiere, also auch der Pferde und Rinder gilt. Deshalb hatte er viele Jahrhunderte eine existentielle Bedeutung für die Landbevölkerung, wie sich in St. Leonhard eindrücklich an der Vielzahl der Votivgaben ablesen lässt. Die Wallfahrtskirche erhebt sich auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte des Ortes, und der eindrucksvolle Chorbau heißt den Besucher willkommen. Vorbei an zwiebelbekrönten Kapellen von 1670 kann die Kirche über das Westportal betreten werden. Die mit feinsten Rokoko-Stuck verzierte Raumschale hat sogleich beim Betreten einen erhebenden Effekt. Erst dann, nach ausgiebigem Betrachten, wird der außerordentliche Kunst- und Zeugnisreichtum sichtbar – gotische Tafelbilder, barocke Altäre, zahllose Votivgaben und neue liturgische Orte –Frömmigkeitsgeschichte, die bewegte Zeiten schildert und die durch eine sensible Restaurierung gestärkt wurde.
 
Romanischer Löwe
Romanischer Löwe
Romanischer Löwe
An der südlichen Außenwand öffnete sich einst ein Portal, das heute vermauert ist. Auf einem Sockel daneben hält aber immer noch ein lagernder Löwe Wache, der sicherlich zum Bestand dieses Portals gehörte. Der Löwe aus Rotmarmor wendet dem Betrachter sein rundliches Gesicht zu, das durch die mandelförmigen Augen und den breiten Mund nahezu menschliche Züge erhält. Er wurde für die romanische Kirche im ausgehenden 12. Jahrhundert geschaffen, wie seine üppige Mähne verrät.
 
Kreuzigungstafel
Kreuzigungstafel
An der Nordwand ist der volkreiche Kalvarienberg zu sehen, der den Ort der Hinrichtung Christi in der Auffassung der Spätgotik zeigt. Christus hängt mittig am Kreuz und Longinus stößt gerade seine Lanze in Christi Seite. Einige Heilige mit goldenen Nimben, darunter seine Mutter Maria und sein Jünger Johannes, stehen ihm bei. Die Schächerkreuze befinden sich an den Seiten, dem rechten Schächer entreißt gerade ein Teufel seine Seele, die als nackter Mann verbildlicht ist.
 
Liturgische Ausstattung_2
Liturgische Ausstattung
Liturgische Ausstattung
Vor dem frühbarocken steil aufragenden Säulenretabel des Hochaltars mit dem Altarblatt von Caspar Amort und der barocken Skulptur des Kirchenpatrons steht seit 2021 die neue liturgische Ausstattung aus Kelheimer Auerkalk von Werner Mally aus München. Der fünfeckige Zelebrationsaltar greift als Motiv die Rundungen hängender Ketten auf und verweist somit auf Leonhards Attribut. Der an der Vorderseite gewölbte Ambo ist an den Chorstufen platziert, um die Raumteile miteinander zu verbinden.

Kontakt:
Pfarrverband Schnaitsee, Fillialkirche St. Leonhard am Buchat, St. Leonhard am Buchat 34, 83547 Babensham, Telefon 08074-91650 E-Mail: pv-schnaitsee@ebmuc.de

Pfarrkirche St. Sebastian – Sebastianskapelle Ebersberg

Ebersberg, Pfarrkirche St. Sebastian_ Sebastianskapelle
Ebersberg, Pfarrkirche St. Sebastian, Sebastianskapelle
1668 Einbau der Kapelle unter der Leitung des Münchener Jesuitenbruders Heinrich Maier / 1669 Bischof Albrecht Sigismund stiftet für die Kapelle / 1671 Errichtung des barocken Marmoraltars / 2012-2014 Konservierung und Neuordnung
 
Über die Sakristei der ehemaligen Kloster- und heutigen Pfarrkirche St. Sebastian in Ebersberg gelangt man in das Obergeschoss. Hier wird in einer Kapelle die kostbare Reliquie des hl. Sebastian aufbewahrt, die durch den ersten Propst des im 10. Jahrhundert gegründeten Chorherrenstifts von Rom nach Ebersberg gebracht wurde. Der rechteckige Raum ist überwölbt und die Raumschale überbordend mit Stuck ausgestattet. Zwischen Pilastern und Gesimsen beleben üppige Fruchtgehänge mit Vasen und Engelsköpfchen die Wandflächen und rahmen barocke Ölgemälde ein, die teilweise vom Martyrium des hl. Sebastian erzählen. An der Nordwand steht der barocke Altar und an den Wänden sind Schränke mit gläsernen Schautüren eingebaut, die für eine Vielzahl an Heiligengebeinen geschaffen wurden. So konnte der Gläubige eine wahre Fülle an Heiligen auf engsten Raum sehen und erfahren, wodurch der Besuch der Kapelle zu einem besonders geheiligten und wundersamen Erlebnis wurde.
 
Portal
Portal
Portal
Außen fasst eine barocke Stuckrahmung mit Segmentgiebel die schmiedeeiserne Türe mit einem höchst kunstfertig verzierten Schloss und massiven Eisenbändern ein. Zusätzliche rautenförmige Verstrebungen unterstreichen die Bedeutung der hier verwahrten Kostbarkeit. Sie öffnet sich nach außen und gibt den Weg zum inneren, zweiflügligen Nussbaumportal frei, das in der Mitte eine Herme mit einem Fruchtkorb auf dem Kopf als Zeichen der hier lagernden Schätze zeigt.
 
Choraltar
Choraltar
Choraltar
An der Nordwand erhebt sich das Salzburger Rotmarmorretabel, das 1671 für die Kapelle geschaffen wurde. Über der Mensa steigen auf hohen Sockeln zwei Säulen mit korinthischen Kapitellen auf, die das profilierte Gesims mit dem Segmentgiebel tragen. Am Altarblatt sorgen sich Engel um den gemarterten, mit Pfeilen durchbohrten Sebastian und an der Kartusche im Auszug darüber steht das Motto des Altars: S. Sebastiane – ora pro nobis: hl. Sebastian, bete für uns!
 
Kopfreliquiar
Kopfreliquiar
Kopfreliquiar
Das wertvollste Kunstwerk der Kapelle ist das spätgotische Kopfreliquiar, das in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist. Es wurde aus Silber gefertigt und birgt die Hirnschale des hl. Sebastian. Mithilfe eines Mechanismus kann am Kopf die gefasste Hirnschale freigelegt werden, aus der früher die Pilger Wein getrunken haben sollen. Als sprechendes Reliquiar zeigt die kostbare Arbeit den Heiligen als Büste in der Gestalt eines spätgotischen Fürsten mit entsprechendem Hut und prachtvollem Gewand. In seiner Brust steckt ein Pfeil.

Kontakt:
Pfarrverband Ebersberg, Bahnhofstr. 7, 85560 Ebersberg, Telefon: 08092-853390, Mail: St-Sebastian.Ebersberg@ebmuc.de

St. Theobald Geisenhausen

Geisenhausen, St. Theobald
Außenansicht von St. Theobald in Geisenhausen
Kleiner Kirchenbau Ende des 13. Jahrhunderts (Sakristei) / Ursprünglich dem hl. Achatius geweiht, Patroziniumwechsel im 14. oder 15. Jahrhundert / Um 1450 Erweiterung um Chor und Langhaus / 1712 umfassend barock verändert
 
Südlich des Marktes erreicht man über einen aufsteigenden Fußweg zu einer Anhöhe die Wallfahrtskirche St. Theobald. Ein schlichtes barockes Portal, das die Jahreszahl 1712 als Hinweis auf die damalige Neugestaltung trägt, empfängt den Besucher. Der älteste Bauteil der Kirche ist die Sakristei, die als Kapelle oder Chor einer kleineren Kirche diente. Später, in gotischer Zeit, baute man den reich mit Blendarkaden belebten Turm, den Chor und das Langhaus an, weil sich nach dem Patroziniumwechsel eine regionale Wallfahrt zum hl. Theobald entwickelte und deshalb mehr Platz nötig wurde. Eine spannende Staffelung entsteht am Außenbau durch diese Aneinanderreihung der Bauteile aus Romanik und Gotik. Im Innenraum weitet sich ein lichter Saal, der am Gewölbe Fresken von Philipp Hauser aus Vilsbiburg von 1725 zeigt, die über das Leben des Heiligen erzählen. Theobald wird hier als Abt dargestellt, obwohl seine Legende über das Leben als Einsiedler und Priester berichtet.
 
Hauptbild im Langhaus
Hauptbild im Langhaus
Hauptbild im Langhaus
Das große Deckenfresko zeigt die Aufnahme des hl. Theobald in den Himmel. Auf einer Wolke und von Engeln emporgehoben, thront er vor dem himmlischen Licht. In der irdischen Zone kniet eine junge Frau, sie ist als Allegorie zu verstehen, mit dem Wappen des Marktes und reicht dem Heiligen geflügelte Herzen dar, die für die innige Liebe der gläubigen Geisenhausener stehen. In der Ferne ist nämlich der Markt mit der Pfarrkirche St. Martin zu sehen, sodass der Ort durch die Anwesenheit und den Schutz des Heiligen nahezu selbst geheiligt wird.
 
Skulptur des hl. Theobald
Skulptur des hl. Theobald
Skulptur des hl. Theobald
Am Hochaltarretabel thront in der Mittelnische die wundertätige Skulptur des hl. Theobald, die sicherlich nach 1500 entstand. Sie zeugt von der hohen Qualität spätgotischer Schnitzwerke in Südostbayern. Der Heilige trägt einen reichen Bischofsornat und sein gefalteter Mantel bildet ein prächtiges Ornament vor seinem Schoß. Die Rechte umgreift den Stab und mit der linken Hand hat er geschickt das Buch aufgeschlagen. Für den Hilfesuchenden unterbricht er seine Lektüre und wendet sich ihm mit ernster, aber offener Miene zu.
 
Tonvotive
Tonvotive
Tonvotive
An der Westwand werden in Kästen Tonvotive gezeigt, die bei Grabungen 1984 gefunden wurden. Es sind überwiegend Köpfe, da dem Heiligen Wunderkraft bei Kopfleiden zugesprochen wurde. Sie wurden von den Kröninger Keramikern vom 16. bis zum 18. Jahrhundert gefertigt und wohl als Gabe für den Heiligen an die Wallfahrer verkauft. Sehr unterschiedlich war ihre Ausarbeitung, schlichte Köpfe konnten sich sicherlich auch arme Pilger leisten. Theobald half außerdem bei Gicht, weshalb auch Fuß- und Beinvotive aus Ton gefunden wurden.

Kontakt: 
Pfarrverband Geisenhausen, Martin-Zeiler-Str. 6, 84144 Geisenhausen, Telefon: 08743-1241, E-Mail: PV-Geisenhausen@ebmuc.de

Pfarrkirche St. Valentin Marzoll

Marzoll, Pfarrkirche St. Valentin
Innenansicht der Pfarrkirche St. Valentin in Marzoll
Erste Erwähnung 790 / 1142 romanischer Neubau und 1437 spätgotische Erweiterung unter Beibehaltung der romanischen Langhausmauern / 1729 Hochaltarretabel und ab 1750 Umgestaltung im Stil des Rokoko / 1790 Seitenaltäre / 17. und 18. Jahrhundert Blütezeit der Wallfahrt
 
Heute ist Valentin vor allem als Patron der Liebenden bekannt, auf der ganzen Welt wird der Valentinstag (14.2.) gefeiert. Früher galt er als Helfer bei der Fallsucht, also der Epilepsie und deshalb gingen die Wallfahrer zu Valentin, um Linderung zu erbeten oder für die Heilung zu danken. Auf dem Schlossberg im Bad Reichenhaller Stadtteil Marzoll steht die Pfarrkirche St. Valentin, die bereits über 1.200 Jahren hier bezeugt ist. Sie unterstand seit dem 12. Jahrhundert als Filiale dem Augustinerchorherrenstift in Reichenhall. Die damals ortsansässigen Herren von Marzoll und seit dem 15. Jahrhundert die Patrizierfamilie Fröschl förderten die Kirche; auch deshalb wurde St. Valentin zu einem wohlhabenden Wallfahrtsort und zugleich zur herrschaftlichen Ruhestätte, wie die Grabmäler in der Vorhalle zeigen. Im Inneren empfängt den Besucher die Leichtigkeit des Rokoko, die sicher schon bei den Wallfahrern des 18. Jahrhunderts ein erhebendes Gefühl auslöste.
 
Karnerkapelle
Karnerkapelle
Karnerkapelle
An der Nordseite des Langhauses befindet sich außen eine segmentbogige, vergitterte Öffnung, die den Blick auf einen Kapellenraum freigibt. Einst war der überwölbte Raum ein Karner, also ein Beinhaus. Heute erinnern daran noch wenige Schädel, die um den frühbarocken Altar der Kapelle mit der Darstellung einer Pietà gelegt wurden. Die Bestattung endete nicht, wie heute, mit der Beerdigung, sondern mit der Bergung der Knochen und ihrer Aufbewahrung in einem entsprechenden Raum, der sich an St. Valentin erhalten hat.
 
Stuck
Stuck
Stuck
Der Salzburger Meister Benedikt Zöpf sorgte 1747/1748 für die Stuckierung der Raumschale. Dazu wurden zunächst die spätgotischen Rippen des Gewölbes abgeschlagen, um eine einheitliche Fläche für die Stuckdekoration zu erhalten. Das Ergebnis überzeugt und führt dem Betrachter die Leichtigkeit des frühen Rokoko vor Augen: Fein geschwungenes Bandwerk schafft Felder, die mit Gittern versehen wurden. Zarte Blütengirlanden wechseln mit noch muschelhaften, frühen Rocaillen und winden sich schwerelos an den Bändern entlang.
 
Skulptur des hl. Valentin
Skulptur des hl. Valentin
Skulptur des hl. Valentin
Neben seiner Darstellung am Hauptgemälde des Hochaltarretabels steht der hl. Valentin als hölzerne Schnitzfigur am Chorbogen. Als Bischof von Terni erscheint er im vollem Ornat mit Pluviale, Mitra und Stab und zeigt ein wiegendes Standmotiv, das für seine Entstehung die barocke Zeit nach der Mitte des 17. Jahrhunderts wahrscheinlich werden lässt. Mit segnender Hand empfängt er jeden, der ihn besucht und um Hilfe bittet. An der Mitra ist das Marienmonogramm zu sehen, das vielleicht auf seinen Stifter schließen lässt.

Kontakt:
Pfarrei Marzoll-St. Valentin,  Schloßberg 11, 83435 Bad Reichenhall Tel. 08651-60268-0, Fax 08651-60268-18 E-Mail: St-Valentin.Marzoll @erzbistum-muenchen.de

Kuratiekirche St. Christophorus Sankt Christoph

Sankt Christoph, Kuratiekirche St. Christophorus
Außenansicht der Kuratiekirche St. Christophorus
1315 Erwähnung als Filiale von Albaching / Um 1390 spätgotischer Bau / Hl. Christophorus Schutzpatron der herrschenden Haager Grafen / Um 1670 barockes Langhaus und Altarausstattung / Innenrestaurierung 1966 / Seit 1932 jährliche Pferde- und Traktorenweihe
 
Zwischen Albaching und Ebersberg liegt an einem Hang das kleine Dorf St. Christoph, das seinen Namen vom hier verehrten Heiligen hat, der bereits im Mittelalter zu einer regionalen Wallfahrt führte. Die Grafen von Haag sorgten für einen spätgotischen Bau, weil die romanische Kirche zu klein geworden war. Zahlreiche Wallfahrer machten sich auch in den folgenden Jahrhunderten auf zum hl. Christophorus, und der Andrang führte wohl zur barocken Erweiterung. Über den Friedhof betritt man die Kirche von Süden und erlebt im Inneren 500 Jahre Wallfahrtsgeschichte. Der Wandpfeilerraum mit seiner imposanten Westempore lenkt durch seine Schlichtheit die Aufmerksamkeit auf die Ausstattung. Spätgotische Skulpturen einer älteren Ausstattung stehen auf Konsolen an den Wänden, die barocken Altäre im Chor und an den Seiten bestechen durch ihre Kunstfertigkeit und dazwischen schildern die Votivtafeln die Leiden der Menschen, die einst kamen und auch heute noch kommen.
 
Die Altäre
Die Altäre
Die Altäre
Beim Betreten der Kirche fällt der Blick sofort auf die überaus prachtvollen Barockaltäre, deren Säulenretabel in den 1670er Jahren von Haager Künstlern geschaffen wurden. Als zentrale Figur am Hochaltar erscheint der Kirchenpatron, dessen Anblick vor einem jähen Tod schützen soll. Er trägt das Jesuskind auf der Schulter, das er gerade über den Fluss bringt und dabei seine schwere Last spürt. Die hll. Stephanus und Laurentius begleiten ihn bei dieser schweren Aufgabe und die Heiliggeisttaube darüber sendet ihre Gnade herab.
 
Legendentafeln
Legendentafeln
Legendentafeln
Überaus lebendig und anschaulich sind die Tafeln gestaltet, die an der Südwand aus der Legende zum Leben des hl. Christophorus erzählen. Laut Inschrift wurden sie 1677 für die Wallfahrtsstätte geschaffen. Mittig ist der Heilige als Christusträger zu sehen, wovon sich sein Name Christophorus ableitet. Obwohl er kraftvoll und groß gewesen sein soll, habe ihn das Christkind, das die gesamte Last der Menschheit trug, beinahe in die Knie gezwungen. An den Seiten schildern die Bilder und Texte sein Leben und Sterben.
 
Votivtafel von 1767
Votivtafel von 1767
Votivtafel von 1767
An der Nordwand des Langhauses hängen verschiedene Votivtafeln, die an die Wundertätigkeit des hl. Christophorus an diesem Ort erinnern und die von verschiedenen Personen gestiftet wurden. Aus dem Jahre 1767 hat sich eine Tafel direkt unter der Kanzel erhalten, die den Heiligen mit dem Christuskind auf einer Konsole zeigt. Die Votanten, also die Erbetenden, vertrauen ihr Vieh Christophorus an – ein Zeugnis dafür, das der Heilige in seiner Eigenschaft als Christusträger auch Patron der Lastenträger und somit der arbeitenden Tiere war.

Kontakt:
Kuratie St. Christoph-St. Christophorus, Ortsteil der Gemeinde Steinhöring, Pfarrverband Steinhöring Münchener Str. 36, 85643 Steinhöring Tel. 08094-905033-0 Fax 08094-905033-25 E-Mail: PV-Steinhoering@ebmuc.de

Wallfahrtskirche St. Anton Partenkirchen

Partenkirchen, Wallfahrtskirche St. Anton
Außenansicht der Wallfahrtskirche St. Anton in Partenkirchen
1704 Errichtung der Wallfahrtskirche anstelle einer älteren Kapelle / 1708 Weihe durch den Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher / 1730er Jahre Erweiterung durch Joseph Schmuzer und Anlage der Umgebung / 1935 Anbau des Franziskanerklosters
 
Am bewaldeten Berghang nordöstlich von Partenkirchen erhebt sich die Wallfahrtskirche, die über eine kleine Straße mit Wegestationen von Süden her zu erreichen ist. Die restlichen Stationen sind im überdachten Umgang der Kirche untergebracht und können besucht werden, bevor man die Kirche betritt. Die Wallfahrtskirche war von den Partenkirchener Bürgern als Zentralbau errichtet worden, nachdem der Ort von Überfällen im Spanischen Erbfolgekrieg verschont geblieben war. Wenige Jahrzehnte später erweiterte man die Kirche um den Rechteckbau, der im Inneren die große ovale Kuppel trägt. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich Joseph Schmuzer aus Wessobrunn. Der Bau des Benefiziantenhauses fand zur selben Zeit statt. Im Inneren wird der Besucher sogleich von der überaus kunstvoll bemalten barocken Kuppel überwältigt und erst auf den zweiten Blick nimmt er den durch eine Bogenstellung offenen, ursprünglichen Zentralraum war – eine architektonische Entdeckungsreise!
 
Kuppelfresko
Kuppelfresko
Kuppelfresko
Der Südtiroler Freskant Johann Evangelist Holzer hat dieses grandiose Werk des Barock geschaffen, das nahezu die einzige überlieferte Arbeit des hochbegabten Künstlers darstellt. In gekonnter Illusionsmalerei öffnet er für den Betrachter den Himmel mit einer mittigen, lichten Laterne, vor der der Christusknabe segnend den hl. Anton erwartet, während der von Engeln emporgehoben wird. In irdischen Sphären scharen sich die Bittenden, die an Fieber leiden, schiffsbrüchig sind oder denen der Tod droht – an ihnen wird Anton seine Wunder bewirken.
 
Altarblatt des hl. Antonius
Altarblatt des hl. Antonius
Altarblatt des hl. Antonius
Der venezianische Maler Bartolomeo Letterini malte 1739 dieses Altarblatt mit der Darstellung des hl. Antonius mit dem Christuskind. Der Würzburger Kaufmann Lorenz Jakob Mehling hatte es für den Choraltar des Frührokoko der Wallfahrtskirche gestiftet. Von Engelsköpfchen gehaltene Vorhänge geben den Blick frei auf die himmlische, engelsreiche Szenerie, in der Antonius das Christuskind, das ihm erschienen war, behutsam auf den Händen trägt. Vor ihnen schlägt ein Engel das einst vermisste Buch auf, das den Heiligen als Wiederbringer verlorener Gegenstände ausweist.
 
Pietà
Pietà
Pietà
An der Ostwand des Zentralbaus erhebt sich das leere Kreuz, das von Engeln mit Leidenswerkzeugen bevölkert wird. Davor sitzt die Gottesmutter, die ihren toten Sohn auf dem Schoss genommen hat und um ihn weint. In inniger Pose liebkost sie ihn, hat ihr Gesicht an seine Wange und ihre Arme um seinen Kopf gelegt – ein Moment der Stille, der durch die Lebendigkeit der Engel durchbrochen wird, um auf sein zukünftig himmlisches Dasein zu verweisen. Das Andachtsbild, das seine Ursprünge in der mittelalterlichen Fünf-Wunden-Verehrung hat, entstand sicher nach 1650.

Kontakt:
Sankt-Anton 1, 82467 Garmisch-Partenkirchen, Telefon: 08821 9670090

Wallfahrtskirche St. Willibald St. Willibald bei Jesenwang

Wallfahrtskirche St. Willibald
Innenansicht der Wallfahrtskirche St. Willibald bei Jesenwang
1414 Bau der spätgotischen Kirche unter Fürstenfelder Abt Johann Fuchs von Bibrach / 1475 Erweiterung der Kirche / Choraltar von 1617 / 1810 durch Ankauf der Jesenwanger Bürger gerettet / Seit 1979 Nebenkirche der Pfarrei Jesenwang / Ab 1978 Gesamtrestaurierung
 
Östlich von Jesenwang liegt auf freiem Feld die Wallfahrtskirche zum hl. Willibald. Die kleine spätgotische Kirche mit angebauten, heute erneuerten Benefiziatenhaus wurde im Barock außen lediglich durch einen Dachreiter ergänzt. Im Westen besitzt sie jeweils ein Portal im Norden und im Süden, die den berühmten Durchritt der Pferde mit Segnung ermöglichen, der auch heute noch jedes Jahr um den Patroziniumtag Anfang Juli zelebriert wird. Im Inneren schrankt ein hölzernes Gitter das Kirchenschiff ab, der stimmige Raum mit spätgotisch gewölbtem Chor und flachgedecktem Langhaus ist auch so in seiner Gesamtheit und mit seiner Ausstattung erlebbar. Den Jesenwanger Bürger ist es zu verdanken, dass diese bedeutende Kirche heute noch besteht, sie hatten nach der Säkularisation den Bau gekauft und über viele Jahrzehnte gepflegt. Heute führen die Pfarrei Jesenwang und der Willibaldverein Jesenwang dieses Engagement fort, damit auch zukünftig der Heilige den Pferden jedes Jahr seinen Segen geben kann.
 
Decke und Empore
Decke und Empore
Decke und Empore
„… still erblüht Blume an Blume auf Decke und Wänden, zur Ehre des Höchsten mög’s niemand mehr wenden.“ So verkündet es eine Inschrift über dem Chorbogen, dass aufgrund aufgefundener, bunter Farbspuren die beeindruckende, hölzerne Decke und Empore, die vermutlich barocker Zeit entstammt, sowie das Rippengewölbe im Chor von Kunstmaler Wilhelm Geromiller aus München 1910 neu mit Blüten- und Rankenmotive bemalt wurden. Wie die neugotischen Maßwerkdekore soll die Malerei eine mögliche mittelalterliche Farbgestaltung veranschaulichen.
 
Willibald-Tafel oberhalb der Kanzel
Willibald-Tafel oberhalb der Kanzel
Willibald-Tafel oberhalb der Kanzel
Übergroß thront die imposante Sitzfigur des hl. Willibald auf einer Wolke, zu seinen Seiten zwei Engel, die ihm Bischofsstab und Mitra darreichen. Darunter ist inmitten einer Wiesenlandschaft links die Wallfahrtskirche zu sehen, vor der sich das Vieh zur Segnung versammelt hat. Am linken und am rechten Bildrand knien kaum mehr sichtbar Votanten, die stellvertretend für die Gemeinde den Dank zum Ausdruck bringen, da Willibald 1807 bei einer schweren Viehseuche half. Gemalt hat diese feine Tafel der Maler Grimm aus Fürstenfeldbruck.
 
Willibald am Choraltar
Willibald am Choraltar
Willibald am Choraltar
In der typischen Manier der Münchner Gotik thront Willibald in der Mittelnische am frühbarocken Choraltar von 1617. Wie der Altar scheint auch Willibald zu späterer Zeit Veränderungen erfahren haben. Eingehüllt in die prachtvollen, bauschigen Gewänder des Bischofs blickt er gütig auf die Gläubigen herab und seine rechte Hand hat er segnend erhoben. Auf dem Schoß hat er das Buch aufgeschlagen. In dieser aufmerksamen und zugewandten Haltung erscheint er immer bereit, den Segen für das Vieh zu sprechen, das zu ihm geführt wird.

Kontakt:
St. Willibald 1, 82287 Jesenwang
Auskunft: Pfarrverband Mammendorf,  Münchener Str. 1, 82291 Mammendorf Tel. 08145-270 Fax 08145-94772 E-Mail: PV-Mammendorf @erzbistum-muenchen.de

St. Michael Mettenheim

Mettenheim, St. Michael
Innenansicht von St. Michael in Mettenheim
1717 Abbruch der alten Kirche / 1720 Neubau durch den Freisinger Hofbaumeister Dominikus Glasl und Palier Corbinian Pachmayr, Stuck wohl von Niklas Liechtenfurtner / 1730 Turmumbau / 1975 und 1992 Gesamtrestaurierung / 2008 Restaurierung des Erzengelzyklus
 
Inmitten des Ortes Mettenheim erhebt sich im ummauerten Friedhof und südlich des ehemaligen Ökonomiegebäudes der stattliche Barockbau des Freisinger Hofbaumeisters Dominikus Glasl. Den Auftrag für die Kirche hatte er wohl bekommen, weil er zuvor im nahegelegenen Zangberg tätig war. Dem vierachsigen Langhaus schließt sich im Osten der halbrund schließende Chor an und im Westen steht der mittig in den Bau durch seitliche Anbauten integrierte Turm, der in seinen unteren Geschossen wohl auf ältere Zeit zurückgeht. Im Inneren offenbart sich die Pracht des ausgehenden Barock: Kräftige Wandpfeiler gliedern die Seiten und die geschweift bogigen Fenster fluten den Raum mit Licht. Überaus kostbar und würdig zeigt sich die Gestaltung der Raumschale. Feinster Stuck in der Gestalt von Akanthusranken, für den wahrscheinlich Niklas Liechtenfurtner aus Freising verantwortlich ist, umgeben die vielgestaltigen Deckengemälde, die das Wirken des Erzengels und seiner Mitstreiter veranschaulichen und erlebbar machen.
 
Das große Deckengemälde im Langhaus
Das große Deckengemälde im Langhaus
Das große Deckengemälde im Langhaus
Das Hauptgemälde des Langhauses zeigt die Schlacht am Weißen Berg, als die protestantischen, böhmischen Stände unter Friedrich V. von der Pfalz den kaiserlichen und bayerischen Truppen der Katholischen Liga im Jahr 1620 unterlagen. Inmitten des Schlachtengetümmels beraten sich vor einem Zelt Herzog Maximilian und Feldherr Tilly, der Karmelitermönch zeigt das Kreuz als Zeichen des Sieges. In himmlischer Sphäre erfüllt der hl. Michael reitend gemeinsam mit anderen Engeln den göttlichen Auftrag und führt die Katholiken zum Sieg.
 
Verkündigungsgruppe seitlich des Hochaltars
Verkündigungsgruppe seitlich des Hochaltars
Verkündigungsgruppe seitlich des Hochaltars
Über den Durchgängen zu beiden Seiten des Hochaltars nimmt die barocke Verkündigungsgruppe Aufstellung – Maria steht links und der Erzengel Gabriel rechts. Dieses Ereignis, das den gesamten Chorraum erfüllt, markiert den Beginn des Neuen Bundes. Seitdem lebt die Menschheit unter der Gnade und wird dies bis ans Ende der Zeiten tun. Die jugendliche Maria steht am Lesepult und greift sich ehrfürchtig erschrocken an die Brust, als sie den vornehmen Engel des Herrn erblickt, der ihr die frohe Botschaft übermitteln wird.
 
Skulptur Erzengel Barachiel an der Empore
Skulptur Erzengel Barachiel an der Empore
Skulptur Erzengel Barachiel an der Empore
Kunsthistorisch höchst bedeutend ist der spätbarocke Erzengelzyklus der Mettenheimer Kirche. Über den Innenraum verteilen sich die insgesamt sieben Erzengel, die in ihrer Formierung im katholischen Bayern – gewöhnlich kennt man drei – einzigartig sind. Barachiel steht an der Nordwand bei der Empore. Elegant ist seine schlanke Statur, die in feine Gewänder gehüllt ist. Die mächtigen Flügel ruhen am Rücken und unbefangen blickt er dem Betrachter entgegen, während er einen Korb voller Rosen darreicht und damit anzeigt, dass er zu geben und helfen bereit ist.

Kontakt:
Kirchenplatz 6, 84562 Mettenheim
Auskunft: Stadtkirche Mühldorf, Kirchenplatz 20, 84453 Mühldorf Tel. 08631-36271-0 Fax 08631-36271-21 E-Mail: St-Nikolaus.Muehldorf @erzbistum-muenchen.de  
Texte: HA Kunst / Dr. Martina Außermeier