Bei einer
Wallfahrt steht nicht der Weg im Vordergrund, sondern eher das
Ziel. In aller Regel ist das ein Heiligtum oder ein besonders kraftvoller, segensreicher Ort. Wallfahren wird meist
in einer Gruppe vollzogen, z. B. in einer größeren organisierten Gruppe oder einer Prozession.
Anlass oder Motivation sind oftmals gemeinschaftliche Anliegen wie der Wunsch nach Schutz vor oder Dank für die Verschonung von Naturkatastrophen.
[1]So gesehen ist das Wallfahren eine Art „kollektive Gebärde einer Kultgemeinde“. [2]
Während bei der Wallfahrt Dauer, Ziel und Anliegen ganz klar definiert ist, sind es beim
Pilgern eher die Begegnungen und Erlebnisse unterwegs, die den Reiz der Reise ausmachen. Als weiteres Kriterium wird angeführt, dass sich eine Pilgerfahrt
eher auf Einzelpersonen bezieht. bzw. individuelle „Anliegen“ im Vordergrund stehen.
Dazu gehört heutzutage oft der Wunsch nach (Neu-)Orientierung in oder nach Lebenskrisen oder in Umbruchphasen, wie Schulabschluss oder Renteneintritt.
Früher wurde oft auch zur Danksagung, als Buße oder auch als Alternative zum Strafvollzug gepilgert. Allerdings war das zu einer Zeit, als unterwegs noch ziemlich viele Lebensgefahren lauerten und die Rückkehr oftmals ungewiss war.
So gesehen ist der wahre Grund des Pilgerns oftmals auch eine Reise zu sich selbst. Das unterscheidet es von allen anderen Formen der Fortbewegung.
[1] Eberhart, Helmut: Überall ist Wallfahrt. Ein kulturwissenschaftlicher Blick auf ein wiederentdecktes Phänomen. In: Heiliger Dienst 61 (2006) 1, S.11.
[2] Wolfgang Brückner:
Kulturtechniken. Nonverbale Kommunikation, Rechtssymbolik, Religio carnalis. Würzburg 2000, zitiert bei: Dieter J. Weiß: Prozessionsforschung und Geschichtswissenschaft. In: Jahrbuch für Volkskunde N.F. 27 (2004), S. 63–79, hier S. 63f., Anm. 5.