Dem heiligen Sylvester, dessen Fest wir am 31. Dezember feiern, sind im Erzbistum München und Freising einige Kirchen geweiht. Wir möchten an dieser Stelle einige davon vorstellen und Sie herzlich zu einem Besuch dorthin einladen:
St. Sylvester im Pfarrverband Altschwabing und
St. Sylvester in Airischwand im Pfarrverband Högertshausen-Gammelsdorf.
St. Sylvester in München-Altschwabing hier mit Blick auf den Altar. (Bild: EOM)
Der heilige Sylvester wurde 284 zum Priester geweiht. Im Jahr 314, ein Jahr, nach dem die römischen Kaiser Konstantin der Große und Licinius 313 die christliche Kirche anerkannt und im Edikt von Mailand jedem Bürger des Reiches das Recht auf freie Religionsausübung gewährt hatten, wurde er zum Papst ernannt.
Die Legenden zur Vita des heiligen Sylvester berichten von dessen Standhaftigkeit noch während der bis zu diesem Zeitpunkt andauernden Christenverfolgungen. Nach einer frühmittelalterlichen Legende beispielsweise soll Papst Sylvester den kranken römischen Kaiser Konstantin den Großen vom Aussatz geheilt und getauft haben. Zum Dank für die Heilung soll er daraufhin von Konstantin das sogenannte Patrimonium Petri, das die Grundlage des späteren Kirchenstaates bildete, als Geschenk erhalten haben.
Sylvester ließ über den bekannten Priscilla-Katakomben in Rom eine Kirche bauen. Im Coemeterium der Priscilla wurde er schließlich auch bestattet. Sylvester war der erste Papst, der nicht den Märtyrertod erlitt. Er starb am 31. Dezember 335 in Rom.
Dem heiligen Sylvester sind im Gebiet des Erzbistum München und Freising einige Kirchen geweiht:
St. Sylvester in Harthofen (Dekanat Erding)
St. Sylvester in Unterlappach (Dekanat Fürstenfeldbruck)
Außenansicht St. Sylvester in Schlipps
Die einschiffige fünfachsige Filialkirche liegt innerhalb eines Friedhofs und verweist in ihren Bauteilen auf unterschiedliche Bauphasen. An den romanischen Baukern, der sich außen durch Reste eines Zahn- und Rundbogenfrieses abzeichnet, fügte man 1517 den Chor und den Turm an. 1744 erfolgte der Bau der Sakristei, 1839 bis 1844 die Verlängerung des Kirchenschiffs nach Westen.
Der Kirchenpatron taucht innen in einem kleinen runden Deckenbild auf, erkennbar an den päpstlichen Insignien und dem Stier zu seiner Rechten. Ebenso finden wir den Hl. Sylvester auf dem rundbogigen Altarblatt des Hochaltars, wohl um 1700 zu datieren. Bekleidet mit einem kostbarem Brokatmantel erhebt Papst Sylvester I. seine Hand zum Segen.
Der wiedererweckte Stier zu seinen Füßen blickt zu ihm auf. Die Assistenzfiguren des hl. Thomas links und der hl. Magdalena rechts werden durch Bögen überfangen. Die stimmige Komposition der Altararchitektur gipfelt schließlich im Auszug mit dem ovalen Maria-Hilf-Bild, das zwei Engel flankieren, und dem IHS-Zeichen, das aus dem Sprenggiebel erwächst.
Außenansicht St. Sylvester in Appercha
In ihrem heutigen Erscheinungsbild wurde die Kirche 1739 unter Einbezug mittelalterlicher Turmreste erbaut. Zwei Joche gliedern das einschiffige Langhaus, über dem ein spitzes Satteldach aufragt. Um 1678 entstand der schwarz goldene Hochaltar, der im eingezogenen Chor thront und in seiner mittleren Konche die Sitzfigur des Kirchenpatrons Sylvester birgt.
Tiara und Patriarchenkreuz weisen auf sein Papstamt hin, für das er 314 ernannt wurde. Der Stier zu seiner Linken nimmt Bezug auf die Legende, als Sylvester mit zwölf Rabbinern ein Streitgespräch führte. Die Kaiserinmutter Helena wollte ihren christlichen Sohn zum Judentum bekehren. Während des Disputs erweckte Sylvester einen getöteten Stier zum Leben, worauf sich die Rabbiner und auch Helena taufen ließen.
Im Retabel wird der Hl. Sylvester von den Figuren links Johannes des Täufers und rechts von Johannes dem Evangelisten begleitet. Die Skulpturen sind älter als der Altar, wohl in die Zeit um 1500 zu datieren.
Inmitten Hopfenbaus der Hallertau steht im Dorf Airischwand die Kirche St. Sylvester. Die Backsteinkirche bildet schon von außen einen beeindruckenden mittelalterlichen, von einer Mauer umfriedeten Bau, dar. Ursprünglich hatte die Kirche ein Doppelpatrozinium zu Ehren der Muttergottes, später trat jenes des Papstes Sylvester in den Vordergrund.
Der Innenraum zeichnet sich durch ein Rippengewölbe aus. Die drei Altäre entstammen aus frühbarocker Zeit. Bei näherer Betrachtung der künstlerischen Ausstattung, insbesondere der Figuren der Kirche, fällt auf, dass es sich um einen ganz außergewöhnlichen Bestand handelt. An der Nordwand steht auf einer Konsole die wohl älteste erhaltene figurale Darstellung des Papstes Sylvester aus romanischer Zeit. Die Altäre beherbergen weitere altehrwürdige Figuren, zu großen Teilen aus unterschiedlichen Zusammenhängen des Mittelalters. So finden wir ein spätgotisches Christkindl, spätmittelalterliche Figuren unter anderem der Muttergottes, von Anna selbdritt, des heiligen Sylvester. Im letzten Jahr fand im Innenraum eine kleine Baumaßnahme statt, in den nächsten beiden Jahren sollen die Altäre und Figuren nach und nach konserviert werden.
Im alten Schwabing zwischen der Münchner Freiheit und dem Englischen Garten steht, heute etwas versteckt, dafür stets im Innenraum zugänglich, die stattliche Kirche St. Sylvester. Genaugenommen sind es sogar zwei Kirchen: Auf der eine Seite die alte Ursulakirche aus dem späten Mittelalter mit Nebenpatrozinium Sylvester, eigentlich der Kern des alten Ortes Schwabing, der mindestens bis ins 8. Jahrhundert zurückgeht und damit weit älter als die Stadt München ist.
Diese im Kern romanische Kirche mit spätgotischer Erweiterung hat eine künstlerisch überaus hochrangige frühbarocke Stuckierung und eine Altar- und Figurenausstattung des Künstlers Constantin Pader. Das ursprüngliche Patrozinium St. Ursula wurde nach dem Neubau der großen Ursulakirche durch August Thiersch 1894 bis 1897 zugunsten des Nebenpatrons Sylvester abgegeben.
Gleich neben der alten Kirche, durch eine so genannte Zwischenkirche getrennt, steht die große neubarocke Kirche. Der als Zentralraum konzipierte Bau mit Unterkirche wurde von Hermann Buchert erbaut, 1926 geweiht und ist mit großen Deckenbildern, nicht zum Kirchenpatron, sondern mit einem großen Zyklus mit Stationen des Leben Jesu bemalt. Genau genommen stammt der reiche Kunstgutbestand sogar aus drei Kirchen, denn ein Teil der barocken Ausstattung entstammt der um 1898 abgebrochen Nikolaikirche des Leprosenhauses in Schwabing, das einst in der heutigen Nikolaistraße stand.
In der Bildergalerie stellen wir St. Sylvester in München-Altschwabing und St. Sylvester in Airischwand vor.