Der bis heute sehr bekannte und verehrte hl. Sebastian erlitt um 288 in Rom sein Martyrium. Laut dem Kirchenvater Ambrosius soll er Hauptmann der Prätorianergarde gewesen sein und gefangenen Christen in ihrem Leid beigestanden haben. Kaiser Diokletian ließ Sebastian, nachdem er das erfahren hatte, an einen Baum binden und ihn mit Pfeilen martern, woran der Heilige allerdings nicht starb. Erst später, nachdem ihn Irene, die Witwe des hl. Kastulus, gesund gepflegt hatte, kam er durch Peitschenhiebe zu Tode. Über seinem Grab wurde im 4. Jahrhundert die Kirche San Sebastiano fuori le mura, also außerhalb der damaligen Mauern Roms, errichtet. Sie zählt zu den sieben Stationskirchen Roms und trägt mindestens seit dem 8. Jahrhundert das Patrozinium des hl. Sebastian.
Ebersberg, St. Sebastian, Büstenreliquiar, Silber, teils vergoldet, 2. Hälfte 15. Jahrhundert (Bild: EOM)
Bereits 680 hatte die Einwohner der Stadt Rom die Pest heimgesucht und seitdem ist die Anrufung des Heiligen bei dieser Seuche bezeugt. Bis in die Neuzeit hinein war Sebastian der Helfer und Beschützer bei dieser Krankheit, sodass seine weite Verbreitung über die Grenzen Europas hinaus nicht verwundert. Seit dem Spätmittelalter gehörte er der Gruppe der 14 Nothelfer an und im 17. und 18. Jahrhundert wurde nach weiteren Pestaufkommen in Bayern durch zahlreiche Darstellungen sein Kult neu belebt. Neben seiner Aufgabe als Pestbeschützer gilt er als Patron der Schützen, Steinmetze, Gärtner und Eisengießer. Seine Gebeine hatte man im 4. Jahrhundert – wohl im Zusammenhang mit dem dortigen Kirchenbau – aus seinem Grab, der so genannten Sebastiankatakombe erhoben und in San Sebastiano fuori le mura beigesetzt. Um das Jahr 826 wurde sein Haupt in die Kirche Santi Quattro Coronati auf dem Hügel Celio in Rom überführt. Bereits Mitte des 10. Jahrhunderts soll die knöcherne Hirnschale des Heiligen durch den ersten Propst des 834 gegründeten Augustinerchorherrenstifts nach Ebersberg gebracht worden sein. Diese Reliquie war nun namensgebend für die Kirche und führte zu einer regen Wallfahrt, die bis in die Neuzeit andauerte.