Rosenkranz beten – auch heute noch aktuell Über das Gebet die eigene Spiritualität finden

Der Rosenkranz hat ein etwas verstaubtes Image – zu Unrecht, findet Liturgie-Referent Michael Wagner. Auch junge Menschen könnten dieses Gebet sprechen. Vor allem aber sollten sie ihre eigene Spiritualität finden und erfahren, dass Beten  –  egal in welcher Form  –  eine Bedeutung für ihr Leben habe.
 
Rosenkranz auf Holzherz
Begegnung mit Gott: Im Rosenkranzgebet betrachtet der Betende das Leben Jesu mit den Augen Marias.
„Auch junge Leute können das Rosenkranz-Gebet beten und sollten es kennen lernen“, meint Michael Wagner, Fachreferent in der Abteilung Liturgie des Erzbischöflichen Ordinariats München. Entscheidend ist für ihn dabei die Frage, ob der Rosenkranz eine Bedeutung für ihr persönliches Leben bekomme. „Wir können in der Schule dieses Gebet lehren, die Kinder können es aufsagen, ich kann es auch abfragen im Religionsunterricht. Aber nur wenn sie spüren, dass auch die Eltern und Großeltern dieses Gebet sprechen, werden sie merken, dass dieses Gebet – und Beten überhaupt – eine Relevanz für das eigene Leben hat“, betont der Gemeindereferent und Liturgiewissenschaftler.

Den Verantwortlichen im Erzbistum ist daran gelegen, den Rosenkranz bekannt zu halten und Kinder neugierig darauf zu machen. Der Fachbereich Kinderpastoral im Erzbischöflichen Jugendamt hat deshalb einige Einheiten dazu erarbeitet, unter anderem eine Anleitung für eine Rosenkranz-Andacht mit Kindern und ein Video mit einer Bastelanleitung für einen Rosenkranz. Fachreferentin Monika Mehringer wird im kommenden Jahr zudem ein Buch mit kindgerechten Ideen und Anregungen zum Rosenkranz im Münchner Don-Bosco-Verlag veröffentlichen.
 
Friedensrosenkranz

Gerade im Rosenkranzmonat Oktober finden Rosenkranz-Andachten in den Pfarreien des Erzbistums statt. So betet Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg an der Mariensäule auf dem Münchner Marienplatz den Rosenkranz. Viele Gemeinden haben den Rosenkranz zudem bereits in Friedensgebete anlässlich des Ukraine-Kriegs integriert. Das Deutsche Liturgische Institut hat sogar einen speziellen Friedensrosenkranz vorgeschlagen – also fünf neue Gesätze, die Jesus und den Frieden in den Mittelpunkt rücken.
 
Michael Wagner
Michael Wagner
Wagner selbst betet den Rosenkranz hauptsächlich in seiner Heimatgemeinde, der Pfarrkuratie Mariä Himmelfahrt in Schwindegg, in der er sich ehrenamtlich engagiert. Nicht nur im Oktober, auch bei Sterbefällen nimmt er an Rosenkranz-Andachten teil, fügt allerdings hinzu: „Für meine persönliche Spiritualität spielt der Rosenkranz keine so große Rolle. Ich habe meine Spiritualität in der Tagzeitenliturgie und in den Psalmen gefunden.“

Generell ist für Wagner entscheidend, „ob wir weiterhin eine betende Kirche bleiben“. Dabei könnten Katholiken durchaus von östlichen Meditationsformen wie Zen oder Yoga lernen, zum Beispiel indem sie beim Gebet ganz im Augenblick präsent seien und nicht zuletzt beim Knien ihren Körper spürten. Natürlich spiele auch der Inhalt des Gebets eine Rolle. Beim Rosenkranz etwa werde das Leben Jesu mit den Augen Marias betrachtet. Im Kern jedoch gehe es beim Gebet um die Begegnung mit Gott und damit um die Frage: „Wie sind wir im Augenblick ganz bei Gott da?“ Jeder Christ müsse dazu die für ihn passende Spiritualität finden – sei es der Rosenkranz, das Stunden-, Psalm- oder Taizégebet.
 
Text: Karin Hammermaier, Redakteurin der "Münchner Kirchenzeitung", Oktober 2022
 

 

Wie betet man den Rosenkranz?

 

Liturgie
Schrammerstraße 3
80333 München
Telefon: 089 2137-1211
liturgie(at)eomuc.de
http://www.liturgie-muenchen.de
Abteilungsleiter: 
Pfarrer Josef Rauffer

Referenten:
Dirk Janus, Pastoralreferent
Michael Wagner, Fachreferent