Diese Messen gibt es nur im Advent. Und sie sind nicht vorstellbar ohne die dunkle Jahreszeit. Das Warten auf die Ankunft des Messias findet seinen liturgischen Ausdruck in den Rorate-Messen, die geprägt sind vom Zusammenspiel des nur von den Kerzen erhellten Kirchenraumes und oft auch musikalischer Gestaltung mit Chor, Bläsern oder anderen Musikgruppen.
Kerzenschein prägt die Rorate-Messen
Hunderte von Rorate-Messen prägen auch im Erzbistum die Adventszeit. Dass diese „besondere Frömmigkeitsübung“, wie es Manfred Becker-Huberti Ende der Neunziger formulierte, „stark zurück gegangen“ ist, lässt sich zumindest mit dieser bloßen Zahl nicht bestätigen. Vielleicht auch, weil die Pfarreien den Gläubigen es heute leichter machen, an ihnen teilzunehmen, wenn sie diese Messen nicht nur am frühen Morgen, sondern auch am späten Nachmittag oder frühen Abend anbieten.
Prägend für die Rorate-Messen sind das fehlende Tageslicht und der Verzicht auf Kunstlicht. Stattdessen erhellen vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang allein Kerzen den Kirchenraum, auch von den Kerzen, welche die Gläubigen mitbringen. „Es macht diese Kombination aus Dunkelheit, Licht, Musik und manchmal auch Schnee rund um die Kirche, die diese Messe auch für mich zu etwas Besonderem macht“, meint Michael Wagner.
Die Kerzen stehen laut dem Fachreferent in der Abteilung Liturgie der Erzdiözese symbolisch für das in die Welt kommende Licht des Messias zu Weihnachten. Zu Zeiten ohne elektrische Beleuchtung war der Kerzenschein als Lichtquelle notwendig, heute ist der warme Schein etwas Besonderes. Aber er ist nicht namensgebend für die Rorate-Messe. Dieser rührt vom gregorianischen Eröffnungsvers der Gottesdienste. Dort heißt es nach dem Buch Jesaja 45,8, das sich ebenfalls auf die Ankunft eines Messias bezieht:
Das Motiv dieses Eröffnungsverses wird in dem sehr beliebten Lied „Tauet Himmel, den Gerechten“ von 1774 aufgenommen, das laut Michael Wagner regional „sehr unterschiedliche“ Melodien kennt. Es ist unter der Nummer 747 im diözesanen Teil des Gotteslobs zu finden. Weitere Lieder mit dem Gedanken des Eröffnungsverses finden sich unter der Nummer 746 und besonders in dem Lied von Friedrich Spee „O Heiland, reiß die Himmel auf“ (Gotteslob 231) aus dem Jahr 1622/1666.
Traditionell ist die Rorate-Messe eine Heilige Messe zu Ehren der Gottesmutter Maria. Seit wann es diese gibt, ist unbekannt. Im Messformular folgen auf den Eröffnungsvers Lesungen vor allem mit dem Evangelium von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel, weshalb dieser Gottesdienst besonders in den Alpenländern als „Engelamt“ bekannt war.
Bis zur Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil feierten die Gemeinden Roratemessen bis zum Heiligen Abend; seither ist, da nun jeder Tag im Advent ab dem 17. Dezember über eigene Texte verfügt, die Rorate nur bis zum 16. Dezember einschließlich gestattet. Eigentlich. Die „Faszination Rorate“ sorgt dafür, dass es die Pfarreien mit der Bezeichnung nicht so genau nehmen – im Erzbistum sind sogar noch am Morgen des Heiligen Abend Rorate-Messen angekündigt, oft mit musikalischer Gestaltung von Harfe oder Bläsern oder Chor oder Blockflöte oder Gesangsgruppen, kombiniert mit einem Frühstück, einer Beichtgelegenheit oder der Ankunft des Friedenslichts aus Bethlehem. Das Licht kommt in die Welt – gerade in düsteren Zeiten ist dieses Symbol sicher besonders willkommen.
Liturgie
Schrammerstraße 3
80333 München
Abteilungsleiter:
Pfarrer Josef Rauffer
Referenten:
Dirk Janus, Pastoralreferent
Michael Wagner, Fachreferent