Die Pietà, die Darstellung Marias mit dem Leichnam ihres vom Kreuz abgenommenen Sohnes, diente im Mittelalter der persönlichen Andacht. Als Sinnbild für mütterlichen Schmerz spendete sie seitdem vielen Generationen Trost. Wir zeigen einige Pietà-Darstellungen aus dem Erzbistum.
Pietà aus dem 17. Jahrhundert in derWallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Hohenpeißenberg (Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München/Achim Bunz)
Die Darstellung der Pietà, auch Vesperbild genannt, hat ihren Ursprung in der persönlichen Frömmigkeit des ausgehenden Mittelalters. Um 1300 entstanden diese Andachtsbilder, die auf das Bedürfnis nach innigem Mitgefühl und Mitleid – beides Schlüsselbegriffe der christlichen Mystik – eingehen und in ergreifender Weise den intimen Moment des Abschiednehmens von Mutter und Sohn darstellen.
Weder im Neuen Testament noch in den Apokryphen ist diese Szene beschrieben: Maria hat nach der Kreuzabnahme ihren toten Sohn ein letztes Mal auf den Schoß beziehungsweise in den Arm genommen, bevor er in das vorbereitete Grab gelegt wird, und betrauert ihn losgelöst von allem irdischen Treiben. Damit ist das Vesperbild eng mit der Darstellung der Beweinung verwandt, bei der allerdings üblicherweise auch Johannes anwesend ist.
Da die Pietà-Verehrung nie Bestandteil der mittelalterlichen Liturgie war, fand sie sicherlich auf Wunsch und Verlangen der Gläubigen, allen voran wohl der Mütter, am Karfreitag zwischen Kreuzverehrung und Grablegung – zur Zeit der Vesper – ihren Platz zur Betrachtung der heiligen fünf Wunden des auf dem Schoß der Mutter ruhenden toten Christus. Gegenstand der Andacht war insbesondere zu Beginn das Bewusstsein des heilsbringenden Leides. Zu späterer Zeit vermischt sich das Motiv mehr und mehr mit der Marienklage und der affektive Schmerz der Mutter tritt in den Vordergrund. So verwundert es nicht, dass dieser Typus bis in die Neuzeit beispielsweise in der Gestalt von Kriegerdenkmälern im 20. Jahrhundert das menschliche Leid verbildlichte und zahllosen Generationen Trost spendete.
Die spätgotische Darstellungsweise der Pietà, die seit dem frühesten 14. Jahrhundert bis ins 16. Jahrhundert vorkommt, ist eine Bildschöpfung der christlichen Mystik. Im Barock und in der Neuzeit setzt sie sich ohne große Veränderungen fort, bisweilen verschränkt sie sich mit der Kreuzabnahme, der Beweinung oder der Grablegung. Die Mehrheit der Vesperbilder sind Skulpturen, seltener kommen sie in der Malerei vor. Auch wenn sich die Darstellungsweise nur wenig ändert, können über die Jahrhunderte stilistische Unterschiede wahrgenommen werden.
Ein besonderes Prachtstück einer Pietà-Darstellung hat sich im
Münchner Dom erhalten. Die Darstellung der Muttergottes, die ihren vom Kreuz abgenommenen Sohn in ihrem Schoß birgt, befindet sich heute in der Bartholomäus-Kapelle.
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Lebensgroß präsentiert sich die Pietà-Darstellung, umgeben von zwei Engeln, an der Nordwand des Langhauses der
Wallfahrtskirche am Hohenpeißenberg.
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Die frühen Pietà-Skulpturengruppen wie jene in
Mariä Himmelfahrt in Salmdorf, Landkreis München, zeigen die greise Maria mit dem aufrecht sitzenden, gebrochenen Christus auf ihrem Schoß.
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Einer späteren Phase gehört die spätgotische Pietà in
St. Michael in Buchendorf, Landkreis Starnberg, an. Die Kunstgeschichte bezeichnet Darstellungen wie diese als "schönes Vesperbild".
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In der Wallfahrtskirche
St. Rasso in Grafrath, Landkreis Fürstenfeldbruck, steht ein Vesperbild, das um 1510 wohl in München geschaffen wurde und Christus bereits zu Boden gesunken zeigt.
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Eine lebensnahe Darstellung in barocker Manier ist an der Skulpturengruppe in der Wallfahrtskirche
Hl. Dreifaltigkeit in Weihenlinden, Landkreis Rosenheim, zu sehen. Entstanden ist dieses Vesperbild um 1700.
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Ab etwa 1450 verschwindet das Weiche in den Vesperbildern wieder. Die Skulpturengruppen werden breiter und geschlossener. Ein Beispiel einer solchen Pietà findet sich in
St. Stephanus in Mörlbach, Landkreis Starnberg.
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Texte: Dr. Martina Außermeier
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