Der Platz vor dem Freisinger Dom wird bis 2024 neu gestaltet. Dazu sind am 6. August die Ideen vorgestellt worden. Doch zunächst ging es um historische Funde.
Schwemme und Brunnen im Freisinger Domhof
Es regnet in Strömen, der Platz vor dem Freisinger Dom ist eine baazige Baustelle und rund 70 Freisinger Bürgerinnen und Bürger sind begeistert. Sie sind am ersten August-Sonntag der Einladung der Domkirchenstiftung und des Erzbistums gefolgt, sich die geplante Neugestaltung bis 2024 der großen Fläche und auch die historischen Funde erläutern zu lassen.
Die Archäologin Birgit Anzenberger und ihr Team haben rund 60 Grabstellen und eine Brunneneinfassung freigelegt. Überraschend stießen sie auch auf eine Pferdeschwemme. Birgit Anzenberger zeigt auf einen roten, abschüssigen Ziegelverband auf dem Boden. „Die Funde zeigen, dass dieser Platz nicht nur repräsentativ war, sondern dass der Fürstbischof Alltag vor Augen hatte.“
Menschen, die Gräber besuchten, Rösser, die getränkt wurden, und Fuhrwagen, die Heu in die Ställe brachten. Die aus dem 13. bis zum 18. Jahrhundert stammenden Funde sollen weitgehend wieder zugedeckt werden, auch ein Teil der tiefergelegenen und nicht geöffneten Gräber bleibt. „So werden die Zeugnisse am besten bewahrt“, sagt die Archäologin.
Massives Brunnenfundament
Die bei den Arbeiten zu Tage getretenen Skelette übernimmt und archiviert die Anthropologische Staatssammlung in München. Einzelne, sogenannte Verwurfsknochen sollen einen würdigen Begräbnisplatz auf dem bis heute belegten Friedhof hinter dem Dom finden. Danach beginnen die Landschaftsarchitekten um Tilman Latz den Umbau des Platzes: „Der größte Unterschied wird die Bepflasterung sein, die den bisherigen Feinkies ersetzt.“ Den hätten die Freisinger und viele Rollstuhlfahrer immer am stärksten kritisiert, „weil ihn die zunehmenden Starkregenereignissen oft wegfluten, er viel Schmutz verursacht und die Barrierrefreiheit grundsätzlich einschränkt“.
Tilman Latz, der auch Professor an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ist, und seine Planer wollen mit Halbkreisen in dunklerem Stein die Eingänge zum Dom und zur Fürstbischöflichen Residenz am anderen Ende des Platzes optisch herausheben, um die Orientierung zu erleichtern. Bänke und „temporäreres Grün“ in bewegbaren Behältern sollen den Platz freundlicher erscheinen lassen. Baumpflanzungen sind wegen der vielen Leitungen im Boden nicht möglich.
Blick über die Schwemme zum Brunnen
Und der Gesamtprojektleiter für die Neugestaltung des gesamten Freisinger Dombergs, Christoph Kürzeder, verspricht, „dass der Domplatz im kommenden Frühjahr richtig schön und barrierefrei sein wird“. Nicht nur wegen des neuen Pflasters. Denn der Domberg bekommt auch einen neuen Schrägaufzug, um Besuchern den steilen Aufstieg zu ersparen. Eine Maßnahme zur Bayerischen Landesausstellung, die 2024 zum 1300-jährigen Jubiläum des Bistums Freising im Diözesanmuseum auf dem Domberg zu sehen sein wird.
Christoph Kürzeder hofft, dass durch das Angebot eines Aufzugs mehr Besucher mit dem ÖPNV anreisen, weniger Autos auf den Domberg fahren und den einladenden Charakter des dann neugestalteten Domplatzes stören. Denn der Zuweg zur Tiefgarage lässt sich nicht verlegen und führt auch in Zukunft über den Platz. Der einzige Kritikpunkt, der unter den 70 Teilnehmern der Informationsveranstaltung aufkommt. Sonst gibt es viel Applaus für die vorgestellten Pläne und Vorfreude auf den neuen Platz, der nasskalten Witterung zum Trotz.
Text: Alois Bierl, Chefreporter Sankt Michaelsbund, August 2023
Diözesanmuseum
Residenzstr. 1
80333 München
Stabsstellenleiter:
Dr. Christoph Kürzeder, Museumsdirektor