„Weiße Tauben erinnern an Friedensgebot“ Interview mit Künstler Michael Pendry

Fans zeitgenössischer Kunst kommen in der Heilig-Geist-Kirche am Viktualienmarkt in München auf ihre Kosten: Michael Pendry lässt dort zwischen Juli und Oktober wieder weiße Papiertauben durch die Luft fliegen. Im Interview sagt der Künstler, welche Symbolik hinter der Installation steht.
 
Künstler Michael Pendry mit einer Papiertaube
Künstler Michael Pendry mit einer Papiertaube
Fliegende Papiertauben in der Heilig-Kreuz-Kirche in München.
Fliegende Tauben in der Heilig-Geist-Kirche in München
Herr Pendry, wie sind die auf die Idee gekommen, fliegende Tauben in der Heilig-Geist-Kirche zu zeigen?

Michael Pendry: Die Installation ist schon einige Jahre alt, zwischen Dezember 2013 und Januar 2014 zierten die Tauben bereits einmal die Heilig-Geist-Kirche am Viktualienmarkt. Damals hat mich die Andrea Elisabeth Lutz, die Kulturmanagerin der Erzdiözese München und Freising, kontaktiert. Sie hat mich um Kunst für die Kirche gebeten und zwei Orte vorgeschlagen: Die Heilig-Geist-Kirche und St. Maximilian. Ich habe mich für die Heilig-Geist-Kirche entschieden. Dort wurde nie zuvor zeitgenössische Kunst gezeigt und der Kirchenraum hat verschlossen gewirkt. Zunächst wusste ich nicht, welche Installation ich zeigen will. Dann habe ich mich eingehend mit dem Kirchennamen und der Taube im Altarbild beschäftigt. Es gibt zahlreiche Tauben-Interpretationen, die ich in meine Arbeit integriert habe. In der christlichen Tradition ist die Taube ein Symbol für den Heiligen Geist.
 
Gefaltete Papiertauben.
Besucher können ihre Wünsche formulieren
Diese katholische Bedeutung ist für viele Menschen aber nur schwer greifbar.

Pendry: Das stimmt. Ich habe das Heilig-Geist-Symbol deshalb mit dem allgemein bekannten Friedenszeichen vereint. Dann ist die Idee entstanden, Papiertauben zu falten und fliegen zu lassen – und an vielen Orten und auf verschiedene Arten zu präsentieren.

Wo zeigen Sie die Tauben noch?

Pendry: Die multimediale Kunstinstallation wurde auf der ganzen Welt gezeigt – unter anderem in der Kathedrale von Salisbury in England, der National Cathedral of the United States in Washington D.C. und der deutschen Benediktinerabtei auf dem Jerusalemer Zionsberg. Dorthin soll sie – wenn es die politische Lage zulässt – Ende 2024 zurückkehren. Da das Projekt aber nicht mehr vom Auswärtigen Amt finanziert wird, sind die Mittel knapp. Die Besucher der Heilig-Kreuz-Kirche sind deshalb zum Spenden aufgerufen.
 
Michael Pendry faltet in der Heilig-Geist-Kirche in München eine Papiertaube.
Michael Pendry beim Falten
In welchen weltlichen Gebäuden stellen Sie aus?

Pendry: Die Tauben befinden sich auch als feste Installation im Marathon Oil Tower in Houston im US-Bundesstaat Texas und in einem Privat-Membership-Club in Mumbai. Außerdem gibt es eine Kunstedition bei Nymphenburg-Porzellan. Zu der Reihe zählen auch Artefakte des britischen Künstlers Damien Hirst. Für mich ist es eine große Ehre, neben einem so erfolgreichen Mann zu erscheinen.

Warum haben Sie den französischen Titel „Les Colombes“ gewählt?


Pendry
: Die Installation soll Leichtigkeit ausstrahlen. Das deutsche Wort ‚Taube‘ ist dafür zu sperrig. Der französische Begriff ist passender. Besucher der Heilig-Kreuz-Kirche können Papiertauben falten und Wünsche darauf formulieren, die dann dem Schwarm hinzugefügt werden.
 
Taubenschwarm in der Heilig-Geist-Kirche.
Schwarm an der Kirchendecke
Was wünschen sich die Besucher der Heilig-Kreuz-Kirche?

Pendry
: Ihre Bitten sind ideell. Wünsche nach einem langen Leben, Frieden und Hoffnung sind weit verbreitet.

Haben Sie persönlich auch eine Taube beschriftet?


Pendry:
 Ich habe meine Wünsche auf mehreren Tauben formuliert. Auf einer steht: ‚Love, Peace and Hope‘.