Die moderne Pfarrkirche von St. Stephan, Gräfelfing, die 1971 errichtet wurde, war über viele Jahre hinweg mit einem provisorischen Kreuzweg ausgestattet, den damals Jugendliche der Pfarrei gemalt hatten. Im Jahre 2009 wurde schließlich der Beschluss gefasst, diese Gemälde durch einen neu gestalteten Kreuzweg zu ersetzen. Der Künstler Franz Hämmerle konnte für dieses Werk gewonnen werden.
Zum Thema machte Hämmerle die Nachfolge im Kreuzweg und meint damit jeden persönlich, indem er seine szenischen Darstellungen mit aktuellen Begebenheiten verknüpft. Die Tafeln wurden in Bronze gegossen und sprechen den Betrachter durch ihre zeitgenössische Formensprache an. Jeder kann sich darin wiederfinden und die Situationen begreifen, mit denen sich auch Jesus auf seinem Weg zur Erlösung auseinandersetzen musste.
Den eigentlichen Kreuzweg reduzierte Hämmerle auf acht Tafeln, die mit Petrus beginnen, der sinnbildlich für den Eifer und die Gefährdung des Menschen stehen, der Jesus in seinem Leid nachfolgen will. Die folgenden Tafeln stellen die Kreuztragung mit den Fällen und Begegnungen Jesu dar, ohne auf zeitgeschichtliche Bezüge zu verzichten. So begegnen dem Heiland die Frauen – eine von ihnen ist die Ordensfrau Edith Stein, die philosophische Schriften verfasste, lehrte und aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten ermordet wurde.
Der Kreuzweg endet mit der Grablegung Christi, eine Darstellung, die von tiefer Trauer erfüllt ist und dennoch die Zuversicht auf die künftige Auferstehung gewährt. Eine weitere Tafel, die dem hl. Stephanus als Patron der Kirche gewidmet ist und seine Steinigung zeigt, fordert den Gläubigen nun auf, der Nachfolge Christi gemäß für unsere Mitmenschen einzustehen und seine Liebe der Gewalt und dem Hass der Welt entgegenzusetzen.
2012 fertigte Hämmerle drei weitere Tafeln an, die an der südlichen Außenmauer hängen und nun den Kreuzweg bereits vor der Kirche einleiten. Auch sie thematisieren die Nachfolge und stellen die Fußwaschung, das Gebet am Ölberg und die Gefangennahme dar. Ihre Botschaften sind die Zuwendung durch Jesus, die Hingabe zu Gott und die Gewaltlosigkeit, durch die sich der Christ in der Welt auszeichnen soll.
Text: Martina Außermeier
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