Auf dem stimmungsvollen und ruhigen Platz, der südlich an die Stifts- und Pfarrkirche St. Martin in Landshut grenzt, wurde 2010 ein moderner Kreuzweg installiert, der in reduzierter und doch dramatisch naturalistischer Weise das Leid Jesu während der Passion zur Schau stellt. Geschaffen wurde das vierzehn Stationen umfassende Werk vom Landshuter Bildhauer Reinhard M. J. Köppel, der für diese Arbeit das Thema des Erlösungswegs wählte.
Die einzelnen Stationen des Weges, der an den südlichen Seitenportalen der Kirche beginnt und endet, sind entweder in Wände integriert oder auf Stelen aufgestellt. Letztere stehen bei den Kugelahornen des Martinsfriedhofs, die in der Karwoche noch weitgehend unbelaubt sind und in Form und Struktur mit den Skulpturen des Kreuzweges zu verschmelzen scheinen. Im Sommer spenden die Bäume ein Schattendach und verändern dadurch auch den Charakter des Weges.
Köppel fertigte die Stationen aus Eisen und Bronze, die in ihren Eigenschaften spannungsreich zueinander stehen: das harte Eisen und die formbare Bronze, beide zugleich in ihrer Beschaffenheit aber ein Ausdruck für das Leid und die Verletzlichkeit des Menschen.
Der Weg, der sich nicht gänzlich an den Kanon hält, indem er mit dem Gebet am Ölberg beginnt und mit der Aufstehung endet, gipfelt in der Kreuzigungsstation, die auf einem Sockel an der Apsis der Frauenkapelle steht und in wirkungsvoller Gestalt vom verblassten, spätgotischen Golgotha-Gemälde hinterfangen wird.
Die modernen Skulpturen des Kreuzweges von St. Martin scheinen sich auf den geschichtsträchtigen Ort ihrer Aufstellung eingerichtet zu haben und vereinen sich mit Bauwerken und Natur – ein offener Raum für die persönliche Andacht und zum Innehalten inmitten der historischen Innenstadt.
Text: Martina Außermeier
St. Martin
Martinsfriedhof 219
84028 Landshut
Stadtkirche-Landshut(at)ebmuc.de
Msgr. Dr. Franz Joseph Baur, Pfarrer
Kollegiatkapitel zu den Hl. Martinus und Kastalus