In der modernen Pfarrkirche Herz Jesu in München befinden sich sehenswerte Kreuzwegtafeln, die in ihrer Gestalt einzigartig sind: Die Kirche wurde bis 2000 errichtet und zeigt sich als schlichter Quaderbau mit blauer Glasfront, die zugleich Portal der Kirche ist, und semitransparenten Seiten. Die Ausstattung der Kirche konnte im Zuge der Neuerrichtung als durchgängiges ikonographisches Programm gestaltet werden, dass sich auf das Patrozinium des Herzen Jesu bezieht. Dazu gehört der Kreuzweg von Matthias Wähner aus München.
Die Einzelbilder des Kreuzweges, die vierzehn Stationen der „via dolorosa“ in Jerusalem im gegenwärtigen Zustand wiedergeben, folgen insofern einem radikalen Konzept, da sie auf die Präsenz Jesu nahezu komplett verzichten. Nur die authentische Topographie des Kreuzweges wurde in Momentaufnahmen festgehalten, ohne dass der Künstler sie anschließend überarbeitete.
Die Schwarz/Weiß-Diapositive der Aufnahmen sind als Leuchtkästen in freistehende Stelen eingefügt, die im Umgang der Kirche – zwischen hölzerner und gläserner Hülle – aufgestellt sind, sodass sie von innen und außen gesehen werden können. So kann man um die Kirche herumwandeln oder den Umgang im Inneren als Kreuzweg gehen, wodurch die Stationen in der Nachfolge Jesu erlebbar werden.
Die Herausforderung dabei liegt sicherlich im notwendigen Abstraktionsvermögen, da der Kreuzweg nicht, wie allgemein üblich, Jesus in der jeweiligen Situation zeigt, sondern das moderne Jerusalem mit Passanten und Touristen. Bis auf wenige Ausnahmen zeigt nur die zwölfte Station den Gekreuzigten in der Grabeskirche, so wie ihn der Pilger heute dort sieht. Bilder also, die sich jedem darbieten, der sich am historischen Weg auf die Suche macht.
Text: Martina Außermeier
Herz Jesu
Romanstr. 6
80639 München
Herz-Jesu.Muenchen(at)ebmuc.de
Msgr. Rainer Boeck, Priesterl. Leiter der Seelsorge
Dr. Konstantin Bischoff, Pfarrbeauftragter
Peter Bodner, Seelsorgemithilfe
Aleksander Pavkovic, Diakon mit Zivilberuf
Selina Schlotthauer, Pastoralassistentin