Kalvarienberg St. Andreas, Berchtesgaden

„Um die Andacht der frommen Gläubigen beim Betrachten des Leides unseres Herrn Jesus Christus zu vermehren, hat diesen Kalvarienberg vom Grund auf errichtet Michael Balthasar, des Heiligen Römischen Reiches Fürst und Propst von Berchtesgaden, aus dem Geschlecht der Grafen von Christallnigg, 1760.“

Die Kreuzigungskapelle am Kalvarienberg von St. Andreas, Berchtesgaden, der sich auf einer Anhöhe oberhalb des beschaulichen Marktes befindet, trägt oben zitierte Inschrift und gibt damit Auskunft über den Bauherrn und seine Beweggründe. Erreichen kann man die spätbarocke, offene Kapelle über einen Stationenweg, der anders als der Kreuzweg hier nur aus vier Stationen besteht und auf anschauliche Weise die prägnantesten Szenen der Passion Jesu wiedergibt.

Die Stationen säumen den Wegrand und wurden als gemauerte Kapellenhäuschen mit Gesimsen und Pilastern errichtet, die oben mit einem Kegeldach abschließen. An der Vorderseite öffnet sich eine geschweifte Nische, die mit einem kunstvoll geschmiedeten und mit Blattwerk sowie Rocaillen verzierten Gitter geschützt ist. In den Nischen zeigen nahezu lebensgroße, farbig gefasste Holzskulpturen in äußerst bewegter und eindrücklicher Weise die Leidensstationen des Herrn: Gebet am Ölberg, Geißelung, Dornenkrönung und Kreuztragung.

Seinen Höhepunkt erreicht der Weg topographisch wie thematisch an der Kreuzigungskapelle, die Christus am Kreuz mit Maria, Johannes und Maria Magdalena zeigt. Die Kreuze der Schächer stehen seitlich und rahmen die Szene ein. An der Vorderseite des felsigen Sockels der Kapelle öffnet sich ein Segmentbogen, der den Blick in die Grabesnische Christi freigibt.

Zahlreiche Renovierungen – die jüngste 2012 – und die Gründung einer Stiftung zum Erhalt des Kalvarienbergs im Jahre 1841 aufgrund der Initiative der Brauerswitwe Anna Wurm zeigen die hohe Wertschätzung dieses Kapellenweges und den bis heute anhaltenden Wunsch nach erlebbarer Andacht.
   
Text: Martina Außermeier