Dem Heiligen Korbinian sind in der Erzdiözese München und Freising und mit San Corbiniano in Rom einige Kirchen geweiht. Letztere ist nicht nur eine Pfarrkirche, sondern auch Titelkirche von Kardinal Reinhard Marx.
Im Folgenden möchten wir Ihnen mit Texten der
Hauptabteilung Kunst im Erzbischöflichen Ordinariat einige Kirchen vorstellen, die dem Heiligen Korbinian geweiht sind.
Hier finden Sie eine kleine Übersichtskarte der Kirchen im Erzbistum.
Die im Jahr 2011 von Papst Benedikt XVI. geweihte Titelkirche von Kardinal Reinhard Marx steht im römischen Stadtteil Infernetto, einem schnell wachsenden Neubaugebiet im Südwesten der Ewigen Stadt. Als Architekt des großen Pfarrzentrums zeichnete Umberto Riva (1928-2021) verantwortlich, der auch für seine Entwürfe von Lampen und Möbeln bekannt geworden ist.
Aufgebaut ist die Anlage von San Corbiniano, die neben der Kirche auch noch eine Werktagskapelle, einen Pfarrsaal, mehrere Gruppenräume und einen Sportplatz umfasst, aus mehreren prismatischen Baukörpern mit einer schmalen Einziehung in der Mitte. In diesem Gelenkpunkt befindet sich der von zwei Seiten zugängliche Eingang, von dem aus im nördlichen Bereich die Gemeinderäume mit dem großen sechseckigen Pfarrsaal und im Süden die Kirche und die Kapelle zu erreichen sind. Ein Trakt mit Gästezimmern und Sakristei schließt das Grundstück auf der Südseite ab. Der große offene Campanile ist in die Seitenwand der Kirche einbezogen, die zur Via Ermano Wolff Ferrari weist. Gegossen aus Stahlbeton und mit Bleiplatten verkleidet, besteht er aus zwei sich nach oben verjüngenden Trägern, zwischen denen die Glocken frei übereinander hängen.
Skulptur des Heiligen Korbinian von Lioba Leibl
Wichtigstes architektonisches Gestaltungselement des Kirchenraums ist die als eigener Bauteil angefügte Apsis mit ihrer steil aufragenden Nordwand. In diese ist ein rautenförmiges Fenster mit eingeschriebenem Kreuz integriert, das nur vom Chorbereich aus zu sehen ist. Zusätzlich beleuchtet wird dieser Bereich von einem großen Oculus im Dach. Deutlich niedriger ist der Raum für die Gemeinde mit den beidseitig zum breiten Mittelgang angeordneten Bankreihen. Die abgehängte Decke fällt hier sowohl zur Mitte als auch nach vorne stark schräg ab. Die Achse bildet ein schmales Lichtband, das in gerader Linie auf ein großes Kruzifix zuläuft. Der dahinter liegende kunstvoll beleuchtete Luftraum betont das Kreuz und eine gerundete Presbyteriumswand, vor der sich der Altar auf einer dreistufigen Treppenanlage als liturgischer Mittelpunkt erhebt.
Umberto Riva spielt in seiner Architektur mit unterschiedlichen Raumhöhen, Winkeln und vor allem mit seinen ausdrucksstarken Lichtelementen. Wir sehen hier eine sehr moderne Architektursprache, die sich in ihrer ganzen Vielfalt vielleicht noch deutlicher aus der Vogelschau oder in der Architekturzeichnung als im Durchschreiten des Raumes offenbart. Der Blick der Gläubigen bleibt auf Altar und Kreuz fokussiert.
Modell der kompletten Anlage
Kardinal Marx sagte in einem Interview zu dieser Kirche, dass es ihm Freude mache, dass hier ein sakraler Ort für eine junge, aufstrebende und wachsende Gemeinde mit vielen Kindern geschaffen worden sei. Für diese dürfte auch die von der Münchner Künstlerin Lioba Leibl aus Gussbeton gefertigte Statue des heiligen Korbinian mit seinem Bären ein wichtiger Anziehungspunkt sein. Diese wurde der Gemeinde von der Erzdiözese München und Freising als Geschenk übergeben. Mit San Corbiniano wird der Wunsch von Marx' Vorgänger Kardinal Friedrich Wetter erfüllt, dem Patron des Erzbistums am Ort seiner Aussendung als Missionar, eine eigene Kirche zu widmen.
Text: Dr. Anja Schmidt, Hauptabteilung Kunst, Januar 2024
Als der hl. Korbinian um 720/24 auf päpstliche Order hin etwas widerwillig am Herzogssitz der Agilolfinger in Freising eintraf, fand er neben der Burg bereits eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter Maria vor. Dieser kleine Kirchenbau befand sich an der Stelle des heutigen spätromanischen Doms, der in seiner baulichen Gestalt im Wesentlichen in die Zeit zwischen 1159 bis 1210 reicht.
Kurz vor seinem Tod um 730 erbat Korbinian vom Herzog, dass seine sterblichen Überreste nicht in Freising, sondern auf der Burg Mais nahe Meran in der Nähe des von ihm sehr verehrten hl. Valentin beigesetzt werden mögen; und so geschah es auch. Erst auf Betreiben von Bischof Arbeo gelangten 768/69 die Gebeine Korbinians nach Freising und fanden ihre letzte Ruhestätte im Freisinger Dom. Bis heute wird in Freising nicht der Festtag des hl. Korbinian am 8. September, sondern das Fest der Überführung am 20. November feierlich begangen.
Wie in anderen Bistümern (z.B. Würzburg, Regensburg, Eichstätt) wurden die Reliquien des ersten Bischofs zum Zielpunkt reger Wallfahrten. Besondere Verehrung genoss der bis heute in der Krypta erhaltene, monumentale Steinsarkophag, in dem Korbinian gelegen hat, und der als wundertätig galt. Die Gebeine wurden später wiederholt geteilt und in unterschiedliche Reliquiare eingesetzt. Heute befinden sich die sterblichen Überreste des hl. Korbinian in einem neuromanischen Schrein, der 1863 nach Entwürfen von Heinrich Hess und Kaspar Zumbusch vom Münchner Goldschmied Ferdinand Harrach geschaffen wurde.
Trotz der wichtigen Verehrung des hl. Korbinian blieb der Freisinger Dom vor allem eine Marienkirche, deren Patrozinium am 8. September (Mariä Geburt) begangen wird. Noch die erste Barockisierung ab 1619 sah einen umfangreichen, marianischen Zyklus vor, dessen bedeutende Altargemälde bis heute im Dom erhalten sind. Korbinian trat nur als Assistenzfigur am Hochaltar von Philipp Dirr neben der berühmten „Apokalyptischen Frau“ von Peter Paul Rubens in Erscheinung
Ansicht Freisinger Dom bei Nacht
Doch Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck rückte anlässlich des Bistumsjubiläums (1724) und der damit verbundenen Neugestaltung des Dominneren durch die Gebrüder Asam den hl. Korbinian ins Zentrum. Die Emporen schmückt seither ein 20teiliger Freskenzyklus mit Begebenheiten aus dem Leben des Heiligen nach der „Vita sancti Corbiniani“ des Bischofs Arbeo. Sie umfassen den ganzen Kirchenraum und bilden sowohl formal wie inhaltlich ein sinnstiftendes Band. Die großen Deckenbilder des Langhauses sind ebenfalls dem hl. Korbinian gewidmet: über der Orgel dessen Tugenden und über dem Gemeinderaum die Glorie des Heiligen. Korbinian empfängt aus der Hand Christi die Krone des ewigen Lebens. Nicht zufällig trägt er ein kostbares, goldenes Messgewand, das der Jubiläumskasel Bischof Eckhers gleicht. Der erste und der amtierende Bischof werden eins vor der göttlichen Herrlichkeit.
Text: Dr. Alexander Heisig, Hauptabteilung Kunst, Januar 2024
Außenansicht St. Korbinian in Unterhaching
Die Kirche gehört zu den sehr prägenden stattlichen spätmittelalterlichen Chorturmkirchen, die typisch sind für das Hachinger Tal südlich von München bis in die Gegend von Großdingharting und Egling. Es sind durchweg Kirchen des alten Landgerichts Wolfratshausen. Einst war die im Kern aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammende Kirche reich ausgemalt, an verschiedenen Stellen haben sich sichtbare gotische Malereireste erhalten. Das gotische Gewölbe wurde in der Barockzeit ab 1615 in zeitgemäßen Formen stuckiert, wobei der mittelalterliche Kern unter dieser ornamentalen Umkleidung bis heute erhalten blieb.
Besonders bemerkenswert sind eine Handvoll gotischer Figuren von den früheren Seitenaltären, darunter eine Figur des hl. Sylvester des Meisters von Rabenden und die Figuren der Barbara und Katharina. Selten sind auch die Kerbschnitzereien mit Darstellung der Apostel an der Emporenbrüstung (um 1520).
Innenansicht St. Korbinian in Unterhaching
In der Barockzeit war die Kirche bekannt für eine Wallfahrt zum Heiligen Wandel. Sie wurde durch eine Bruderschaft der Zimmerleute 1669 begründet. Das Gnadenbild war eine bekleidete Figurengruppe in einem Schrein im linken Seitenaltar. Bei geschlossenem Schrein, in der Werktagsansicht, war ein Gemälde „Jesus, Maria und Joseph“ sichtbar; dieses hat sich - erst seit 1972 an dieser Stelle - noch im neuromanischen Hochaltar von 1872/76 erhalten. Dass Maria im Gemälde als Portrait der Kurfürstin Henriette Adelaide dargestellt ist, lässt auf eine vormalige Stiftung schließen. Auch außen an der Kirche, am Turm kündet ein steinernes Relief vom einstigen Wallfahrtsziel des Heiligen Wandel.
Die Vermutung, dass es sich in Unterhaching um eine uralte Korbinianskirche handelt, muss freilich etwas relativiert werden, denn ursprünglich hatte die Kirche ein Doppelpatrozinium zu Unserer Lieben Frau und zum heiligen Papst Sylvester. Erst 1835 kam der heilige Korbinian als Kirchenpatron dazu.
Wer die beeindruckende Kirche besuchen möchte, sollte sich sputen: In diesem Jahr steht die Innenrestaurierung an. Im März ist sie aber noch zugänglich.
Text: Dr. Hans Rohrmann, Hauptabteilung Kunst, Februar 2024
Nach 80 Jahren Standzeit war die konsekrierte Dorfkirche 1656 wohl schon zu klein, wie die Schmid'sche Matrikel 1738/40 berichtet: „parva et vilis“ (klein und wertlos). Dennoch blieb der einstige Bau aus dieser Zeit bis heute bestehen. Im Südturm gründet er auf romanischen Tuffsteinquadern, die auf eine erste Kirche verweisen, die bereits 1315 als Filiale der Anzinger Pfarrei bezeugt ist. Mit der zweiten Kirchweihe wechselte das Patrozinium von Maria Magdalena zum Freisinger Bischof Korbinian.
Der schlichte unscheinbare Backsteinbau, dessen Langhaus ein steiles und tief nach unten gezogenes Satteldach schützt, birgt im Inneren des Saals ein filigranes Netzgewölbe, das den Raum durch Lisenen in drei Teile gliedert: Den Eingangsbereich unter der Empore, das Langhaus mit den Kirchenbänken und den polygonal zu dreisechstel Teilen abschließenden Chor. Der gedrungene südöstlich aufragende Turm erhielt nach einen Blitzschlag 1767 ein neues Glockengeschoss. Eine umfassende Renovierung fand in den Jahren 2002 und 2003 statt.
Die Ausstattung schmückt das Kircheninnere dezent. Insbesondere der Hochaltar vom Ende des 17. Jahrhunderts in schlichter barocker Form und ebenholz-schwarzem Farbton fällt zunächst kontrastierend zu den grau rötlich marmorierten beigestellten Säulen ins Auge. Auf dem Altarblatt in eher düsterer Farbgebung ist der Hl. Korbinian als Bischof mit seinem Attribut dem Bären dargestellt, wie er mit ausgestreckter Hand links gen Himmel auf das von dort hell durch die dunklen Wolken erscheinende göttliche Dreieck blickt.
Die barocken Skulpturen des Jakobus links und Maria Magdalena rechts flankieren das Altargemälde. Im Auszug wird die Szene von der Hl. Geist Taube bekrönt. Vor dem Chor links befindet sich noch ein Marienaltar und gegenüber rechts ein Kruzifix begleitet von einer bekleideten Mater Dolorosa aus Wachs und Holz. An der Emporenbrüstung und an den Kirchenwänden nördlich und südlich anschließend hängen Kreuzwegtafeln.
Die kleine historische Perle in Baldham wurde 1857 von der Mutterpfarrei Anzing gelöst und kirchenrechtlich Zorneding zugeschrieben, bevor sie seit 1952 dem Pfarrverband Vaterstetten-Baldham angehört.
Text: Stephanie Hodek, Hauptabteilung Kunst, April 2024
Die Kirche St. Korbinian in Untersendling ist die einzige Kirche der Stadt München, die dem Schutzpatron des Erzbistums München und Freising geweiht ist. Die Kirche ist gewestet, so dass die monumentale Neubarockfassade mit ihren zwei charakteristischen Türmen den Gotzingerplatz gen Westen hin begrenzt. Architekt Hermann Buchert entwarf den ersten Bau, dessen Grundstein 1924 gelegt wurde. Nach zweijähriger Bauzeit und finanzieller Unwägbarkeiten bei der Fertigstellung der Türme konnte die Kirche im Oktober 1926 eingeweiht werden. Nach einem US-Luftangriff 1944 wurde das Gotteshaus fast vollständig zerstört, lediglich die Unterkirche blieb intakt.
Der Wiederaufbau erfolgte ab 1949 und war 1951 vollendet. Der mächtige Saalraum mit leicht gewölbter Decke wird durch Wandpfeiler gegliedert und mündet in einer eingezogenen Chorapsis. Das Deckenfresko ist nach dem Entwurf von Kunstmaler Richard Holzner in Zusammenarbeit mit dem Kunstmaler Hufner ausgeführt und das größte, flächenfüllende Deckengemälde Münchens.
Die Polychromie des Deckengemäldes bildet neben einzelnen Ausstattungsstücken wie dem Choraltar, dem Hl. Korbinian geweiht, den beiden Seitenaltären für Maria und den Hl. Michael, der Kanzel und dem Kreuzweg die einzig farbigen Akzente in dem sonst lichten weißen Raum.
Im neobarocken Stil mit einer gewissen modernen Kantigkeit ist auf der gewölbten Decke die Lebensgeschichte von Korbinian dargestellt an den vier Außenseiten das irdische und im Zentrum das himmlische Leben: Die Bischofsweihe durch Papst Gregor, der Einzug des Hl. Korbinian nach Freising, die Auseinandersetzung des Bischofs mit den heidnischen Sitten seiner Zeit, die Übertragung der Korbiniansreliquien von Obermais bei Meran nach Freising, die Konsekration der Korbinianskirche durch Kardinal Faulhaber und die Reliquienprozession beim großen Korbiniansjubiläum in Freising 1924 sind außen zu finden.
Im Gewölbescheitel sind die Legenden dargestellt, Korbinian verhindert das Überlaufen eines gärenden Weinfasses, er zähmt einen Bären, predigt in seinem Kloster, gründet die Stephanuskirche, die heutige Abtei Weihenstephan, etwas unterhalb erweckt Korbinian eine heilkräftige Quelle und zuletzt erhält er durch ein Wunder Fische.
Text: Stephanie Hodek, Hauptabteilung Kunst, Mai 2024
Die Pfarrkirche St. Korbinian zu Lohhof ist ein gleichermaßen junges wie frühes Zeugnis des Kirchenbaus im Erzbistum München und Freising. Obgleich Lohhof schon im 12. Jahrhundert als Besitz des Klosters Scheyern erwähnt wird, besaß der kleine Weiler bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts keinen Kirchenbau. Die Martinskirche im nahen Mallertshofen war für viele Jahrhunderte der kirchliche Bezugspunkt.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie von München nach Landshut in den Jahren 1856 bis 1858 wuchs der kleine Weiler Lohhof dank eines eigenen Bahnhofs zunehmend zu einem wirtschaftlich relevanten Standort. 1937 wurde - nur wenige hundert Meter von der heutigen Kirche entfernt - die „Flachsröste Lohhof“ zur Herstellung von Leinenfasern errichtet. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden hier zahllose Jüdinnen und Juden sowie Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in diesem kriegswichtigen Betrieb eingesetzt. Die Flachsröste wurde 1945 bei Kämpfen zwischen amerikanischen Truppen und einer SS-Division, die sich in deren Gebäuden verschanzt hatte, zerstört.
Wie in allen Orten des „Münchner Speckgürtels“ setzte unmittelbar nach Kriegsende eine rege Siedlungstätigkeit ein, die vor allem durch den Zuzug von Vertriebenen und Heimatlosen ausgelöst wurde. Während in der Stadt München der Wiederaufbau der kriegszerstörten, historischen Kirchenbauten Priorität hatte, entstanden im Umland bereits erste Neubauten, deren Erscheinungsbild oftmals von den zeitgleichen, barackenartigen „Notkirchen“ geprägt war.
Die Lohhofer Korbinianskirche wurde 1951 binnen weniger Monate errichtet und am 28. Oktober 1951 durch Weihbischof Johannes Neuhäusler geweiht. Architekt Georg Kronenbitter schuf an städtebaulich prägnanter Stelle einen schlichten, schmucklosen, jedoch gut proportionierten Saalbau mit Satteldach und frei stehendem Glockenturm. Schmale, segmentbogige Fensterstreifen, die leicht gewölbte, holzsichtige Decke und der deutlich erhöhte Chor mit seiner halbrunden Apsis sind charakteristisch für die Umbruchszeit im Kirchenbau des Erzbistums am Ende der Ära Faulhaber.
Noch historisierend im Geiste führt die einfache und zurückhaltende Ausgestaltung zu einer behutsamen Modernisierung. Pathosformeln wie Pfeiler und Naturstein – durch die NS-Zeit ohnehin in Misskredit – werden gemieden. Die ökonomisch notwendige Bescheidenheit wird zum Bild einer Gesellschaft, die sich nach den totalitären Jahren und den immensen Verwerfungen, geführt vom christlichen Geist, erst neu finden muss.
Die bauzeitlich sparsame Anmutung des Kircheninneren erfuhr 1984 eine grundlegende und doch stimmige Neuredaktion. Edzard Seeger (1911 - 1990) malte das große Apsisgemälde mit der Darstellung des auf dem Regenbogen thronenden Christus als Bild der Wiederkunft am Ende der Zeiten. Die vielfach im Erzbistum tätige Künstlerin Christine Stadler (1911 - 2001) schuf zeitgleich die umfangreiche liturgische Ausstattung. Ein spätes Werk Stadlers ist die kleine Korbiniansfigur (1999) am Stützpfeiler der Orgelempore, die in bescheidener Weise des Kirchenpatrons gedenkt.
Text: Dr. Alexander Heisig, Hauptabteilung Kunst, Juni 2024
Auf einer Gedenktafel in der heutigen Sakristei wird von einer früheren Gelöbniskapelle berichtet, die der Burgholzer von Schwaig, Adam Kressierer, 1683 gelobte zu Ehren der Heiligen Rasso und Antonius zu errichten. Die Kapelle wurde 1903 in die neu erbaute Kirche als östliche Sakristei integriert, weshalb sich die Kirche in Süd-Nordausrichtung erstreckt. Die Pläne der neuen Kirche im neuromanischen Stil stammen vom Münchner Architekten Johann Schott.
Am 25. Juni 1905 wurde der Neubau vom Münchner Erzbischof Franz Josef von Stein dem Diözesanpatron, dem ersten Freisinger Bischof, Korbinian geweiht. Der Außenbau ist asymmetrisch angelegt mit einem Satteldachturm an der Westseite des Chores und einem halbrunden Treppenturmanbau südöstlich.
Im Inneren eröffnet sich ein Saalraum zu fünf Jochen mit einem dezenten Querschiff. Im Norden endet der Saal in einem eingezogenen dreiachtel Chor. Schmale, schlichte Wandpfeiler tragen das sanft großflächig grau hinterlegte Kreuzrippengewölbe. Außer der Zierde des Lamm Gottes am Chorbogen sind die Wandflächen zart weiß mit Ausnahme der Pfeiler, die rosa getönt sind. Ursprünglich war das Presbyterium von Martin Irl aus Erding mit Malereien im Nazarenerstil geschmückt, die jedoch übertüncht wurden.
Weitere farbige Akzente bilden die Fenster mit Antikglas aus den 1930er Jahren im Chor mit dem Kirchenpatron Korbinian und das Rosettenfenster im Süden mit einer Art Vera Icon. Der neuromanische Choraltar ist aus der Zeit um 1905 mit einem Gemälde einer Kopie der Passauer Maria Hilf Darstellung. Das Gemälde soll aus der abgebrochenen St. Lorenzkirche bei Niedererding stammen.
Seitlich eingestellt befinden sich die hl. Dionysius, Theresia, Margaretha und Erasmus im Stil des Spätbarocks. An der Empore blickt in lebendig bewegter S-Form der hl. Korbinian als Bischof und typisch mit seinem Attribut dem Bären herunter. Auch andere Figuren schmücken den Kirchenraum wie die zwölf Apostel von Heinrich Schwade aus München um 1875 und eine moderne Replik der Blutenburger Madonna ebenfalls an der Empore. Der Kreuzweg stammt von Architekt Marggraff aus München um 1875. Bis 1923 war Schwaig eine Filiale der Pfarrei Aufkirchen, dann Expositur und seit 1946 ist Schwaig Pfarrei.
Text: Stephanie Hodek, Hauptabteilung Kunst, Juli 2024
Oberlaindern gehört zur Gemeinde Valley in Miesbach, wo sich die Filialkirche St. Korbinian befindet. Der heutige Tuffsteinbau ist um 1500 auf noch älteren Teilen entstanden und wurde im 18. Jahrhundert barockisiert. Die südliche Vorhalle und die Sakristei wurden in dieser Zeit hinzugefügt.
Die letzte Restaurierung fand 1979 statt. 1891 kam der Turm im Westen hinzu, der 1907 seine heutige Zwiebelhaube erhielt.
Der Saalraum mit Tonnengewölbe und Stichkappe schließt in einer Chorapsis, durch deren farbige Glasfenster buntes Licht strahlt mit den Darstellungen der Madonna mit Kind links und dem hl. Joseph rechts vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Das Deckengemälde im Chor zeigt die Heilige Dreifaltigkeit. Im Langhaus finden wir den hl. Korbinian vor der Muttergottes mit der Kirche von Laindern im Hintergrund. Die Deckenbilder sind im Rokokostil signiert: „nach Richard Holzner von Seb. Hausinger 1947“.
Der Hochaltar stammt aus der Zeit um 1780 von Kistler Korbinian Neidermayer in Berg am Laim in München. Die Altararchitektur mit eingestellten Säulen, die oben spielerisch in Voluten abschließen, wird gesamt von einem voluminösen Baldachin mit Schabracke überfangen und birgt eine sitzende Madonna mit Kind auf Wolken mit echtem Haar, von einem Strahlenkranz hinterfangen.
Sie wird flankiert von den hll. Korbinian und Augustinus. Die Südseite des Chors birgt einen Seitenaltar über einer spätgotischen gemauerten Mensa, eingestellt in eine flache Nische, architektonisch dem Chorjoch folgend.
Auf der Mensa befindet sich der hl. Leonhard mit einem Rind als Attribut, Mitte 18. Jahrhunderts, über ihm trägt eine Konsole die spätgotischen Skulpturen einer weiblichen Heiligen mit Krone, jedoch ohne Attribut links, des hl. Papst Sixtus in der Mitte und des hl. Achatius in fürstlicher Tracht rechts. Weitere Figuren von guter Qualität zieren den Kirchenraum, wie die hl. Barbara mit Schwert und Kelch aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts oder der hl. Joseph mit Christkind um 1770. Eher volkstümlich gestaltet sind die Figuren des hl. Florian, des hl. Georg und die des hl. Sebastian aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Erst beim intensiven Schauen erkennt man die wahren Schätze von St. Korbinian in Oberlaindern.
Text: Stephanie Hodek, Hauptabteilung Kunst, August 2024
Hauptabteilung Kunst
Kapellenstraße
80333 München