Qualitätvoll feiern: Qualitätsmanagement für die Gottesdienste im Erzbistum Handreichung bietet Hilfe

Qualitätssicherung spielt auch in der Kirche und ihren Gottesdiensten eine wichtige Rolle. Im Erzbistum gibt es deshalb eine Handreichung mit dem Titel „Qualitätvoll feiern – Qualitätssicherung im Gottesdienst“, die das Liturgiereferat entwickelt hat. 
 
Gottesdienst vor einer Kapelle in den Bergen
Menschen, die haupt- und ehrenamtlich für die Kirche arbeiten, sind mit den Feiern der Liturgie vertraut. Jedoch geht auch in ihrem Alltag Wissen verloren oder muss aufgefrischt werden. Hier kommt die Handreichung „Qualitätvoll feiern – Qualitätssicherung im Gottesdienst“ der Abteilung Liturgie ins Spiel. Das Papier richtet sich an Menschen, die in der Erzdiözese Gottesdienste verantworten und vorbereiten. Es umfasst elf Bereiche – darunter „Liturgie als Begegnung mit dem dreifaltigen Gott“, „Sprache und Sprechen im Gottesdienst“ und „Bewegung und Handeln im Raum“. Im ersten Bereich steht, dass Liturgie selbst der Raum der Begegnung zwischen Gott und Glaubenden ist und sie einen Selbstzweck hat. Mit anderen Worten: Zelebranten müssen keine große individuelle „Leistung“ erbringen und keine „Lernziele“ erfüllen.

Das Kapitel „Sprache und Sprechen im Gottesdienst“ vermittelt, was das Sprechen der unterschiedlichen Teile des Gottesdienstes von Zelebranten verlangt: Bei einer Ansprache sollte die Gemeinde im Blick sein. Bei einem Gebet hingegen sollte der Blick ins Buch oder „nach Innen“ gehen.
 
Ministranten mit Kreuz
Manche Inhalte der Handreichung wie das deutliche Sprechen und Vortragen in Sinnabschnitten erschließen sich vielleicht von selbst. Trotzdem seien sie als verlässliche Grundlage wichtig, so Pfarrer Dr. Josef Rauffer, Leiter der Abteilung Liturgie. Ihm sei bewusst, dass es Gottesdienste gebe, in denen kleinere Abweichungen sinnvoll seien. Das Referat Liturgie werde jedoch mit Fragen, Anmerkungen oder Kritik zu Gottesdiensten konfrontiert. Hier sei es hilfreich, klare Antworten zu geben.

„Bewegung und Handeln im Raum“ beschreibt, dass am Altar nur die eucharistischen Gaben, das Messbuch, Kerzen, Kreuz und Mikrofon stehen sollten. Das wissen die meisten Zelebranten zwar, jedoch können sie Details im Gemeindealltag auch vergessen. Die Handreichung soll eine Reflexionsgrundlage bieten und kann in Liturgieausschüssen oder unter Gottesdienstbeauftragten besprochen werden, erklärt Pfarrer Dr. Josef Rauffer.

„Ich finde das Thema spannend“

Cornelia Gaiser hat die Broschüre für alle Wortgottesdienstleiter:innen in ihren Pfarrverbänden bestellt und verteilt. „Ich finde das Thema spannend und mir ist es ein Anliegen, dass Gottesdienste eine gewisse Qualität haben“, sagt die Gemeindereferentin in den Pfarrverbänden Bad Endorf und Westliches Chiemseeufer. Allerdings wolle sie, dass „ihre“ Ehrenamtlichen nicht nur eigene Gottesdienste mit der Handreichung genauer betrachten, sondern auch Eucharistiefeiern.
 
Pfarrer am Altar bei Gottesdienst im Freien
Einer der Punkte der Handreichung, der ihr als Musikerin persönlich besonders wichtig ist, sei „Gesang und Musik“. Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass es in Gottesdiensten immer wieder Abstriche gibt – besonders wenn Kirchenmusikerstellen unbesetzt oder mit viel zu wenig Stunden ausgestattet seien. Auch „Sprache und Sprechen im Gottesdienst“ ist für die Gemeindereferentin ein zentrales Thema, auf das viele Gemeinden mehr achten sollten. Es könne zwar entlastend sein, dass nichts Übermenschliches erwartet wird. Allerdings sollten Übungsmöglichkeiten geboten werden, damit der doch immer wiederkehrende „Singsang“ aus Gottesdiensten verschwindet.

Cornelia Gaiser wünscht sich, dass das Erzbistum mehr Kurse anbietet. Sie seien oft für fast ein Jahr ausgebucht oder aber so weit weg, dass die Anreise gerade Ehrenamtlichen kaum zuzumuten sei. Menschen, die Gottesdienste verantworten, kämen jedoch auch mit einfachen Strategien weiter. „Ich ermuntere meine Leute immer, möglichst natürlich zu sprechen und beispielsweise das Tagesgebet so umzuformulieren, dass sie dahinterstehen“, erklärt die Gemeindereferentin. Insofern hält sie den Punkt „Umgang mit liturgischen Regeln“ für wichtig, um Gemeinden mitzunehmen und Gewohnheiten beizubehalten. Es solle immer auch auf die konkrete Situation vor Ort eingegangen werden.

Handreichung gegen „Betriebsblindheit“

„Die unterschiedlichen Rollen im Gottesdienst wie die des Lektors und Kommunionhelfers zu nutzen, scheint mir sehr wichtig. Jeden Tag einen Gottesdienst zu feiern, halte ich aber personell und von den Teilnehmerzahlen her für unrealistisch“, meint Cornelia Gaiser. Liturgische Bildung ist für sie entscheidend, jedoch fehlen leider oft Zeit und Kapazitäten. Genau deshalb schätzt sie die Handreichung „Qualitätvoll feiern“. Sie biete Ehren- und Hauptamtlichen eine wertvolle Reflexionsgrundlage und sei die Chance für einen „Schub nach vorne“.
 
Priester mit Ministranten am Altar
Das war es auch, was das Referat Liturgie erreichen haben wolle, erklärt Pfarrer Dr. Josef Rauffer. Die Liturgie sei das „Haupteinfalltor“ und ein ureigenster Wesenskern der Kirche. Zwar habe das jeder Haupt- und Ehrenamtliche in der Ausbildung gelernt, oft trete jedoch eine „Betriebsblindheit“ ein – auch beim Feiern der Liturgie. Auch wenn Leser vielleicht denken, in der Handreichung stehe nichts Neues: „Es schadet im Leben nicht, zu reflektieren und es lohnt sich, Dinge bewusst zu machen“, ist Josef Rauffer überzeugt.

Dass es oft auch an Ressourcen fehle, wisse er. Das dürfe aber nicht zu einer Qualitätsminderung führen. Eine Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bietet auch der Diözesantag „Qualitätvoll feiern“ der liturgischen Dienste in Fürstenried am 20. Juli.
 
Text: Stefanie Schmid, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund, Juli 2024

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