Glocken begleiten uns durch unser Leben. Im ländlichen Bereich wird jeder Lebensschritt mit Glockengeläut verbunden. Zur Weihnachtszeit nehmen wir den Klang noch einmal besonders wahr.
Glocken läuten zu unserer Taufe, zur Erstkommunion, zur Firmung, zur Hochzeit, zu anderen wichtigen Ereignissen, und schließlich verkündet Glockengeläut vielerorts, dass wir die irdische Gemeinschaft verlassen haben und heimgekehrt sind. Ein letztes Geläut erklingt bei unserer Beerdigung.
Im Verlauf des Jahres erinnern Glocken uns an unterschiedlichste Ereignisse. Sie läuten dreimal am Tag zum Engel des Herrn, sie rufen uns zu Gottesdiensten, zeigen wichtige Ereignisse im Leben von Kirche und Pfarrei an und begrüßen jedes neue Jahr.
Glocken setzen sogar ein Zeichen wenn sie schweigen: nach dem Gloria am Gründonnerstag bis zum Gloria der Osternacht. Viele Menschen vermissen etwas, wenn die Glocken nicht läuten. Umso freudiger ist die Stimmung, wenn beim Gloria der Osternacht feierlicher Glockenklang von unseren Türmen erklingt und der Welt verkündet: Christus ist erstanden!
Glockenklang hören wir in der Regel von unseren Kirchtürmen herab, er entsteht hoch über unseren Köpfen. Der Klang unserer Glocken verbindet Himmel und Erde. Oftmals geht dieser Klang im Lärm des Alltags unter. Manchmal nehmen wir das Geläut der Glocken gar nicht wahr, weil es so selbstverständlich ist.
Ein Fest verbinden viele Menschen ganz besonders mit dem Klang von Glocken – Weihnachten. Hier achten viele Menschen ganz bewusst auf das Glockengeläut. Er gehört für viele genauso zu Weihnachten wie Krippe und Baum. Dabei berührt uns der Glockenklang an Weihnachten ganz besonders. Er stimmt uns feierlich, festlich und manchmal auch nachdenklich zugleich.
Bei vielen weckt der weihnachtliche Glockenklang Kindheitserinnerungen. Die Gedanken gehen zu Menschen, die schon lange nicht mehr bei uns sind. Wie kann es sein, dass der Klang der selben Glocke uns manchmal freudig stimmt und beim nächsten Mal nachdenklich macht?
Glocken sind Musikinstrumente. Der Klang, den wir wahrnehmen, besteht nicht nur aus einem Ton. Der Klang einer Glocke setzt sich aus einer ganzen Mixtur von Tönen zusammen. Je nach unserer persönlichen „Stimmung“ nehmen unsere Ohren manchmal mehr die freudigen Akkorde auf und manchmal eher die nachdenklichen oder traurigen. Unser Innerstes bestimmt also, welche Gefühle der Glockenklang in uns anspricht. Glocken berühren unser Herz! Wenn wir unser Ohr ganz bewusst auf den Klang eines schönen Geläuts ausrichten, werden wir oftmals ruhig und ausgeglichen.
Hören Sie in der Heiligen Nacht einmal ganz bewusst auf die Botschaft unserer Glocken, sie verkünden uns, dass unser Heiland geboren ist!
Text: Ralf Müller, Ehrenamtlicher Referent im Glockenwesen, Dezember 2021