Was verbirgt sich hinter dem Begriff Kirchenjahr? Welche kirchlichen Feste und Festzeiten gibt es? Und was haben die Farben rot, lila und grün damit zu tun? Ein kurzer Überblick über den christlichen Jahreskreis und dessen Bedeutung
Festzeiten statt Monate: Das Kirchenjahr bildet den Jahreskreis der christlichen Feste ab.
Einfach gesagt ist das Kirchenjahr eine festgelegte, jährlich wiederkehrende Abfolge katholischer Feste und Festzeiten. Wie das normale Kalenderjahr hat es 365 Tage. Doch einen großen Unterschied gibt es: Das Kirchenjahr beginnt nicht an einem fixen Datum, sondern immer am ersten Sonntag im Advent. Es endet am Feiertag Christkönig, also am letzten Sonntag vor dem ersten Advent.
Das Kirchenjahr gliedert sich grob in drei Abschnitte, die tragenden Säulen des Kirchenjahres: Den weihnachtlichen Festkreis, den Osterfestkreis und die Zeit im Jahreskreis.
Der weihnachtliche Festkreis beginnt am ersten Sonntag im Advent, verläuft über Heiligabend, Weihnachten und den Feiertag Heilige Drei Könige bis zum Sonntag nach dem 6. Januar.
Der Osterfestkreis startet mit dem Aschermittwoch. Palmsonntag, die Karwoche, der Ostersonntag, der weiße Sonntag und Christi Himmelfahrt liegen ebenfalls in dieser Zeit des Kirchenjahres. Der Osterfestkreis dauert 13,5 Wochen und endet mit dem Pfingstsonntag, dem Fest des Heiligen Geistes.
Nach dem Osterfestkreis folgen rund 30 Wochen, die „Zeit im Jahreskreis“ genannt werden.
Die liturgischen Farben
Viele Feiertage prägen das Kirchenjahr. Damit gehen wir in Gedanken noch einmal das Leben Jesu nach – von der Geburt an Weihnachten bis zu seiner Auferstehung im Osterfestkreis und Festen wie Fronleichnam oder Allerheiligen. Den jeweiligen Festzeiten und Tagen sind bestimmte liturgische Farben zugeordnet. Jeder Feiertag und jede Zeit im Kirchenjahr hat eine eigene Farbe. Die jeweilige Farbe findet sich im Gewand des Priesters, schmückt den Altar und die Kanzel. Violett, weiß, rot und grün: Diese Farben haben ihre ganz eigene Bedeutung und sollen jeweils eine bestimmte Stimmung ausdrücken.
An den liturgischen Farben der Gewänder lässt sich leicht erkennen, welche Zeit im Kirchenjahr gerade ist oder welches Fest gefeiert wird.
Violett ist die Farbe, mit der das Kirchenjahr beginnt. Sie steht für Vorbereitung, Übergang und Verwandlung. Sie wird daher in den Vorbereitungszeiten für Weihnachten getragen, aber auch in den Bußzeiten vor Ostern.
Weiß als Farbe des Lichtes gilt als Zeichen besondere Freude, daher wird es an hohen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder auch Christi Himmelfahrt getragen und auch an Marienfesten.
Rot drückt die Liebe und die Kraft Gottes aus und ist die Farbe des Feuers. Daher finden wir es zum Beispiel Pfingsten als Farbe des Heiligen Geistes, am Karfreitag und an besonderen Märtyrerfesten.
Grün als Zeichen für Hoffnung und Wachstum gilt auch im Glauben als liturgische Alltagsfarbe.
Unterschiedliche Zeiten im Kirchenjahr haben also verschiedene Stimmungen und unterschiedliche Farben.
Feste Struktur, die sich über die Jahrhunderte entwickelt hat
Die Grundstruktur des Kirchenjahres ist auf die Sonntage gebaut, denn die Ur-Christen feierten den Sonntag als den Tag, an dem Jesus von den Toten auferstanden ist. Im Laufe der Jahrhunderte kamen dann mehr und mehr Feiertage hinzu: im zweiten Jahrhundert Ostern und einige Gedenktage an Heilige. Im vierten Jahrhundert Weihnachten, im 13. Jahrhundert Fronleichnam. Und mit der Verehrung Mariens wurde auch das Marienfest immer beliebter. Im 20. Jahrhundert nahm man mehr und mehr Themen mit besonderen Anliegen in das Kirchenjahr auf, zum Beispiel das Erntedankfest, den Barmherzigkeitssonntag oder den Familiensonntag.
1969 erfolgte dann die Grundordnung des Kirchenjahres, wie wir sie heute kennen. Das Kirchenjahr folgt also einer festen Struktur, einem gemeinsamen Rhythmus und ist 365 Tage Leben mit Gott.
Text: Angelika Slagman, Stabsstelle Kommunikation, Januar 2023