Christkönigsfest zum Abschluss des Kirchenjahres Modernes Hochfest wider die Moderne

Am kommenden Sonntag, den 24. November, endet das Kirchenjahr. Traditionell feiert die katholische Kirche an diesem Tag das Christkönigsfest oder auch den Christkönigssonntag. Dieses Hochfest fußt auf keinem Heilsereignis, sondern wurde erst vor knapp 100 Jahren eingeführt - als modernes Fest wider die Moderne.
 
Deckenmalerei in der Christkönig-Kirche in München
 
Das Christkönigsfest, dessen offizieller Name "Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs des Weltalls" - lateinisch "Sollemnitas Domini Nostri Iesu Christi Universorum Regis" - lautet, ist noch nicht sehr alt. Es wurde durch Papst Pius XI mit seiner Enzyklika "Quas primas" vom 11. Dezember 1925 eingesetzt. Der Papst schrieb zu jener Zeit, als fast alle Monarchien in Europa untergegangen waren, Christus das alleinige, wirkliche Königtum zu.

Anlass war die 1.600 Jahr Feier des ersten allgemeinen Konzils von Nizäa von 325. Die zugrunde liegende Idee bezog sich auf die "allgemeine Anerkennung der Königsherrschaft Christi". Oder anders formuliert: Das Fest war ein Zeichen des Protestes gegen einen modernen Staat, der nicht mehr kirchlich geprägt war und sollte explizit daran erinnern, dass Christus in allen Bereichen herrschen sollte. Pius XI hoffte, das Fest würde helfen, "den Irrtum des Laizismus zu bekämpfen“ und „dem Versagen der Katholiken" entgegen zu wirken, das sich in „Gleichgültigkeit und Furchtsamkeit der Guten“ äußere, „die des Kampfes sich enthalten oder nur schwachen Widerstand gegen die Weltlichkeit leisten. Dadurch werden aber die Feinde der Kirche umso unverfrorener und verwegener“. Jährliche Gedächtnistage wie dieser hätten „wirksamen Einfluss auf die Belehrung des Volkes in Glaubenssachen“.

Das Christkönigsfest wurde erstmals am 31. Dezember 1925 gefeiert und dann jeweils am letzten Sonntag im Oktober. Im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils verlegte man das Fest 1970 auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres Ende November. Nach der Einsetzung des Festes durch Papst Pius XI. wurden zahlreiche Kirchen mit dem Patrozinium Christi, des Königs, geweiht. In München nahm die 1928 bis 1930 gebaute Kirche der Pfarrei St. Magdalena in Nymphenburg 1936 den Namen Christkönig an.

Die Jugendbewegung der katholischen Kirche stellte zu dieser Zeit die Forderung nach einer jugendgerechten Weise, den Glauben zu leben, auf und feierte den Dreifaltigkeitssonntag am Sonntag nach Pfingsten als „Bekenntnissonntag“ der Jugend. Mit großen Versammlungen, Aufmärschen und gemeinsamen Feiern bekannten sich die jungen Katholiken als zu Christus gehörig.

Zehn Jahre nach seiner Einführung wollten die Nationalsozialisten den Bekenntnissonntag entwerten, indem sie ihr Reichssportfest auf diesen Termin legten. Die Jugendlichen sahen sich gezwungen, einen Ausweichtermin zu finden, und wählten den Christkönigssonntag am letzten Sonntag im Kirchenjahr. Sie zogen nun mit Bannern, auf denen das Christusmonogramm zu sehen war, durch die Straßen. Christus der König – ein Gegenpol zu den Hakenkreuzfahnen der Hitler-Jugend. Noch bis in die sechziger Jahre fanden Bekenntnissonntage der katholischen Jugend statt.

Nun haben sich die Zeiten geändert, und auch der Festgedanke hat sich gewandelt. Im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Unabhängigkeit der Religion vom Staat anerkannt, aber auch die Selbstständigkeit der Kirche hervorgehoben. Der Gedanke der Konzilsväter war eine relative Autonomie der irdischen Wirklichkeit.

Am letzten Sonntag im Kirchenjahr feiert die deutsche Evangelische Kirche den Ewigkeitssonntag. Im englischsprachigen Raum haben die Protestanten den Christkönigssonntag in ihren liturgischen Kalender übernommen.
Text: G. Vogel, Pfarrverband Taufkirchen / Online-Redaktion, November 2021