Christi Himmelfahrt Ausgewählte Darstellungen im Erzbistum München und Freising

 
„Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, trennte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie verbrachten ihre ganze Zeit im Tempel, um Gott zu preisen.“ (Lukas Evangelium 24, 50-53)
Fürstenfeldbruck, Pfarrkirche St. Magdalena, Himmelfahrt Christi,
Fürstenfeldbruck, Pfarrkirche St. Magdalena, Himmelfahrt Christi, Anton Ranzinger 1913 (Bild: EOM, HA Kunst)
 

Überlieferung

Die Himmelfahrt Christi erfährt nur wenige Erwähnungen im Neuen Testament. Wie oben zitiert berichtet Lukas im letzten Abschnitt seines Evangeliums darüber. Ebenfalls zum Ende seines Evangeliums hält Markus nur einen Satz zur Himmelfahrt Christi bereit: „Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“ (Markus 16,19) Etwas ausführlicher hingegeben wird zu Beginn der Apostelgeschichte über die Himmelfahrt Christi berichtet:   
 
Christus war während vierzig Tagen den Jüngern erschienen und hatte zu ihnen vom Reich Gottes gesprochen. Dann versammelte er sie am Ölberg. Auf ihre Frage, wann denn nun sein Reich komme, antwortete er: „Nicht euch kommt es zu, Zeit und Stunde zu wissen, die der Vater in der ihm eigenen Vollmacht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, in dem der Heilige Geist auf euch kommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und […] bis ans Ende der Erde“. Danach „ward er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. Und während sie unverwandt zum Himmel hinaufschauten, in den er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen, die sprachen: ‚Ihr Männer von Galiläa was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der von euch weg hinaufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt zum Himmel auffahren sehen.‘“ (Apostelgeschichte 1,9ff)
Berghofen, Nebenkirche St. Peter und Paul, Wandmalereizyklus hier Auferstehung und Himmelfahrt, um 1400
Berghofen, Nebenkirche St. Peter und Paul, Wandmalereizyklus hier Auferstehung und Himmelfahrt, um 1400 (Bild: EOM, HA Kunst, Fotograf: Bunz)
Auffällig ist, dass sowohl im Lukasevangelium wie in der Apostelgeschichte nicht nur vom Entschwinden Jesu vor den Augen seiner Jünger berichtet wird, auch das nicht sichtbar wahrnehmbare Ziel des Geschehens, die Aufnahme in den Himmel, wird wiedergegeben. So besteht heute weitgehend Einigkeit, dass Lukas selbst beide Szenen wesentlich geformt hat. Diskutiert wird darüber, ob der Evangelist erstmals die Erhöhung des auferstandenen Jesus als sichtbare Himmelfahrt dargestellt hat oder ob ihm hierfür bereits Überlieferungen vorlagen. Das völlige Schweigen des restlichen Neuen Testaments über eine doch eindrucksvolle sichtbare Himmelfahrt lässt sich nur so verstehen, dass sie nicht zum ältesten Bestand der Jesus-Überlieferungen gehörte. Die Himmelfahrt muss als einprägsame Illustration der christologischen Erkenntnis der Erhöhung Jesu verstanden werden, nicht als Beschreibung eines historisch fassbaren Ereignisses. Was also üblicherweise als Himmelfahrt bezeichnet wird, ist exakter im Sinne von „Entrückung“ zu verstehen.

Dass Lukas im Evangelium die Himmelfahrt auf den Ostertag datiert, in der Apostelgeschichte dagegen erst 40 Tage später ansetzt, bedeutet keinen Widerspruch. Während in der Apostelgeschichte neben anderen vor allem das Motiv der „Überbrückung“ bis zum 50. Tag nach Ostern, also Pfingsten, eine Rolle spielt, kommt es Lukas am Ende seines Evangeliums (nach den Passionsberichten) darauf an zu zeigen, dass der Auferweckte der gekreuzigte Erhöhte ist. Nicht zuletzt war das von Lukas stark betonte Motiv der Freude ein Grund, Auferweckung und Himmelfahrt auch zeitlich miteinander zu verbinden.
 

Brauchtum

Das Fest der Himmelfahrt Christi als eigenständiges Fest ist erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts nachzuweisen. Die Urkirche gedachte zunächst in der sogenannten „Pentecoste“, der 50 tägigen Festzeit von Ostern bis Pfingsten, des Todes, der Auferstehung, der Himmelfahrt und der Geistsendung als eines einzigen Festgeheimnisses. Sie war sich der Einheit von Auferstehung, Himmelfahrt und Geistsendung bewusst. Erst vom 4. Jahrhundert an setzte das Bestreben ein, die Verherrlichung Christi in einzelne Aspekte einzuteilen. So bildete sich seit diesem Zeitpunkt das Kirchenjahr mit eigenständigen Festen heraus. Im Zuge dessen wurde auch das Fest der Himmelfahrt Christi als ein eigenes auf den 40. Tag nach Ostern festgelegt. Anstöße hierfür waren neben der Hochschätzung der Zahl 40 vor allem die Apostelgeschichte (vgl. oben).
Fischbachau, Pfarrkirche St. Martin, Deckengemälde Himmelfahrt Christi, Melchior Puchner, 1737/38
Fischbachau, Pfarrkirche St. Martin, Deckengemälde Himmelfahrt Christi, Melchior Puchner, 1737/38 (Bild: EOM, HA Kunst, Fotograf: Kress und Bunz)
Das Fest hat wenig eigenständiges Brauchtum entwickelt. Als einziger christlicher Himmelfahrtsbrauch bleibt das gelegentlich noch geübte und seit der Gotik gebräuchliche Hochziehen einer Heilandsfigur durch das Heilig-Geist-Loch in der Kirchendecke – nach dem Gottesdienst, zur Mittagszeit oder in der nachmittäglichen Vesper, oft von geschmückten Engeln begleitet. Wichtig ist, wohin die sich langsam drehende Figur unmittelbar vor dem Verschwinden im Loch blickt, denn von dort kommen in der Folgezeit die Wetter.

Offenbar wurden vom Kirchenboden auch Heiligenbildchen, Äpfel, oder Blumensträußchen herabgeworfen. Die Kinder, die sich um die herabfallenden Gegenstände „rauften“, wurden nicht selten von oben mit einem Wasserguss bedacht.

Nun gibt es am Fest der Himmelfahrt auffallend viele Wallfahrten, die zum Teil sehr alter Brauch sind. Wenn die Wallfahrt Bild unseres Lebensweges ist: auf dem Weg zum Heiligen, letztlich immer zu Gott zu sein und so Sinn und Ziel des Lebens zu finden, dann bietet sich der Himmelfahrtstag als Wallfahrtstag geradezu an. Vielleicht wurden aufgrund solcher Überlegungen die Bittprozessionen mit diesem Fest verbunden.  

Die heutige Form des „Vatertagfeierns“ im deutschsprachigen Raum kam erst Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin und Umgebung auf und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Seit 1934 ist Christi Himmelfahrt in Deutschland gesetzlicher Feiertag.

Die einzige Kirche mit Namen Christi Himmelfahrt im Erzbistum München und Freising steht übrigens in München-Waldtrudering. Bei der Weihe der Kirche am 12. November 1933 nannte Kardinal Michael Faulhaber den Kirchenbau ein „Heiligtum im Wald“.
 

Ikonografie

Die frühen Darstellungen thematisieren im Wesentlichen zwei Situationen. Christus wird von den Engeln in den Himmel getragen (östlicher Typus), Christus schreitet in den Himmel der Hand Gottes entgegen (westlicher Typus). Die Katakombenkunst kennt keines dieser Motive. Die frühesten Beispiele für diese beiden Bildtypen entstammen dem späten 4. Jahrhundert. Die sogenannte Reidersche Tafel ist somit eine der ältesten bekannten Darstellungen der Himmelfahrt Christi in Kombination mit der Auferstehung. Es handelt sich um eine Elfenbeinschnitzerei, die vermutlich in der Spätantike um das Jahr 400 in Rom oder Mailand entstanden ist. Die Tafel wurde 1860 von dem Kunstsammler Martin Joseph von Reider aus Bamberg für das Bayerischen Nationalmuseums in München erworben. Sie ist das älteste Exponat des Museums. Das römische Elfenbeinrelief zeigt die Begegnung der am Ostermorgen zum Grabe Christi eilenden Frauen mit dem Engel. Der Baum, von dessen Früchten sich Vögel nähren, bezeichnet das Grab des Herrn als lebenspendenden Ort. Über zwei sich krümmende Jünger steigt der auferstandene Christus in Toga und Schriftrolle mit Nimbus gen Himmel. Aus einer Wolke ergreift ihn die Hand Gottes.

Viele der frühen Bilder sind zweizonig und zeigen oben Christus unten 11 oder 12 Apostel mit oder ohne Maria, obwohl deren Gegenwart in keinem biblischen Bericht erwähnt wird. Das abendländische Mittelalter erweitert die Anzahl der Typen: Christus schreitet in einer Mandorla dem Himmel entgegen, er schwebt mit ausgestreckter Rechten über den Aposteln und Maria, Christus schwebt aus eigener Kraft oder „springt“ dem Himmel entgegen. Um die Jahrtausendwende bildet sich vermutlich in England der Typ des entschwindenden Christus heraus: man sieht nur noch die untere Körperhälfte oder die Füße. Eine Wolke verdeckt die weitere Gestalt. In der Gotik wird dieser Typ vorherrschend, noch ergänzt durch die Darstellung der Fußspuren Christi, die der Jerusalempilger in der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg sehen konnte.
 
 

St. Peter und Paul, Berghofen

Ein schönes Beispiel ist die Szene im Wandmalereizyklus der Nebenkirche St. Peter und Paul in Berghofen um 1400. Die um 1910 freigelegten Gemälde zeigen im Langhaus in zwei Registern Darstellungen, die durch ein durchlaufendes Band getrennt sind. An der Nordwand befindet sich im unteren Register neben der Kreuzannagelung, dem Kreuzestod, der Grablegung, dem Christus in der Vorhölle und der Auferstehung, auch die Himmelfahrt Christi. Zu sehen sind die zwölf Apostel und Maria kniend unter dem entschwindenden Christus, von dem einzig die Füße mit den Wundmalen sowie seine Fußabdrücke zu sehen sind.
 

Dom zu Unserer Lieben Frau, München

Ganz ähnlich ist die Himmelfahrt im Münchener Dom zu unserer Lieben Frau auf einem Glasfenster in der 8. Kapelle, der Hl. Sebastian-, Hl. Agnes- und Sieben-Schmerzen-Kapelle dargestellt. Unter dem auffahrenden Christus knien vier Apostel und Maria. Von Christus selbst sind nur die Füße und der untere Teil seines Gewandes zu sehen. Wie Schatten bleiben seine Fußabdrücke auf dem Ölberg zurück. Die Szene ist in architektonische Elemente eingebettet. Christus fährt durch einen Rundbogen nach oben, der auf freischwebenden Kämpfern ruht. Links und rechts erheben sich zwei Bäume. Somit ergibt sich nicht nur eine Vermischung von Außen- und Innenraum, durch die Überlappungen und die angedeutete Räumlichkeit auch eine Tiefenwirkung, sogar eine Dreidimensionalität. Bei dem Glasfenster muss es sich um eines der 106 aus der alten Frauenkirche erhaltenen handeln, die beim Neubau 1488 aus dem Vorgängerbau vor 1468 wiederverwendet wurden - was deren stilistische als auch technische Qualität unterstreicht.
 

St. Quirinus, Tegernsee

Die Renaissance zeigt wieder den ganzfigurigen Christus. Im Barock tritt die Himmelfahrt hinter der Aufnahme Marias in den Himmel deutlich zurück. Das Himmelfahrtsmotiv wird, wenn auch selten, durchgängig bis zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts dargestellt. Im Folgenden seien einige Beispiele vorgestellt.

Das Himmelfahrtsfresko in der Pfarrkirche St. Quirinus in Tegernsee von Hans Georg Asam, das während der Umbauphase von 1678  bis 1693 entstand, sei das erste Beispiel.  In zeichnerischer Genauigkeit ist die Szene dargestellt, nachdem sich Jesus seinen Jüngern gezeigt hatte und nun emporgehoben, durch Wolken in den Himmel getragen wird. Die Apostel und Maria gruppieren sich am unteren Bildrand. Mittig ist der reuige Petrus zu sehen, dem der Engel Christi Fußabdrücke zeigt. Darüber fährt Christus in einer Wolkengloriole und von Engeln begleitet dem Licht entgegen.
 

St. Martin, Fischbachau

Ein weiteres Beispiel derselben Szene ist in der Pfarrkirche St. Martin in Fischbachau zu finden. Die dortigen Wand- und Deckengemälde wurden 1737/38 von Melchior Puchner geschaffen. Das Bildprogramm ist in vier Themenbereiche gegliedert, die in 87 Bildfeldern an den Decken und den Mittelschiffwänden abgehandelt werden. Im südlichen Seitenschiffzyklus findet sich unter den Rosenkranzgeheimnissen auch die Christi-Himmelfahrtsdarstellung. Wie bereits im vorherigen Beispiel fährt der ganzfigurige Christus auf Wolken getragen, die Rechte gehoben, gen Himmel auf. Anders als Asam, der Christus in zarten Pastellfarben entschwinden lässt, umspielt nicht nur ein kräftig rotes Tuch den Heiland, auch wird er scheinbar von gleisendem roten Licht erstrahlt, das die ihn umgebenden Wolkentürme orangerot färbt.  
 

Kloster Schäftlarn

Ebenso ganzfigurig stellt Johann Baptist Zimmermann den Heiland auf dem Deckenfresko des Zwischenjochs in der Klosterkirche Schäftlarn dar, jedoch nicht freskal, sondern auf einer Holztafel gemalt in das Deckengemälde appliziert. Möglicherweise verweist diese Darstellungsform auf den oben beschriebenen Himmelfahrtsbrauch des Hochziehens einer Heilandsfigur durch das Heilig-Geist-Loch in der Kirchendecke. Stukkaturen und Deckenfresko schuf Zimmermann recht spät von 1754 bis 1756, nach dem Hauptfresko in der Wieskirche und vor der ehemaligen Klosterkirche Neustift in Freising. Das Werk wird zu seinen besten Arbeiten gezählt.
 

St. Magdalena, Fürstenfeldbruck

Als letztes Fresko sei mit dem Deckengemälde von 1913 in der Pfarrkirche St. Magdalena in Fürstenfeldbruck an die gotischen Darstellungen zu Beginn angeknüpft. In den Quertonnen der Ostseite des Langhauses zeigt uns Anton Ranzinger innerhalb der Darstellungen zum Glorreichen Rosenkranz die Himmelfahrt Christi. Elf Apostel und Maria blicken zu dem in Wolken verschwindenden Christus empor, von dem nur Füße und der untere Teil seines Gewandes zu sehen ist.
 
Text: Stephanie Hodek, Hauptabteilung Kunst
 

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