Diese Einheit kann in einem Garten mit Baumbestand oder in einem kleinen Waldstück umgesetzt werden.
Das Kindergartenjahr läuft nun schon seit einigen Wochen, und die Eingewöhnung der neuen Kinder ist im vollen Gang. Wieder wird sich die Gruppe neu finden und sortieren. Die Kinder kommen aus unterschiedlichen familiären Kontexten und suchen in ihrer Individualität ihren Platz in der Gruppe. Im Laufe ihrer Kindergartenzeit werden sie Einiges erleben, lernen und sich entfalten. Jede und jeder in seiner Geschwindigkeit und auf seine Weise. Die Kinder wachsen heran zu Schulkindern und setzen am Ende der Kindergartenzeit ihren individuellen Weg fort.
Das Betrachten der Bäume in verschiedenen Größen sensibilisiert uns für das bewusste Wahrnehmen des eigenen Wachstums. Im Erkennen der Bedürfnisse des Baums werden die Kinder dazu ermuntert, eigene Bedürfnisse zu erkennen und zu artikulieren. Die biblische Aussage aus dem Buch der Psalmen bringt den Glauben als lebensspendende und lebensstabilisierende Größe in die kindliche Gedankenwelt ein.
Lied "Schau doch mal zum Fenster raus" von Johannes Seibold, Gemeindereferent
Noten und Text zum Mitspielen und Mitsingen
Lieber Gott, bitte hör mir zu,
wecke meine Sinne auf im Nu.
Mit den Ohren höre ich genau,
mit den Augen kann ich sehen – schau!
Mit der Nase kann ich riechen,
weil ich Füße hab‘, muss ich nicht kriechen.
Die Hände sind zum Greifen da,
so komm‘ ich allen Dingen nah.
So hast Du alles gut erdacht
und unsere Welt so schön gemacht!
Mit allen Sinnen fang‘ ich an,
denn jetzt ist „Schatzzeit draußen“ dran.
Bewegungs-PDF zum AnfangsritualKreisspiel: "Alle, die..."
Die Kindergruppe bildet einen großen Kreis. Immer, wenn eine Aussage oder eine Kategorie zutrifft, darf das Kind loslaufen und sich einen anderen Platz im Kreis suchen. "Alle Kinder, wechseln den Platz, die heuer im Kiga angefangen haben!" Anschließend andere Kategorien bilden. Zum Beispiel:
"Alle, die blonde Haare haben. Alle, die gerne Eis essen. Alle, die schon größer als … sind. Alle, die gerne im Sand spielen." Manchmal durftest du laufen und den Platz wechseln, weil die Aussage zu dir gepasst hat, und manchmal bist du stehen geblieben, weil die Aussage nicht zu dir gepasst hat. Das war für jeden von uns unterschiedlich. So verschieden sind wir Menschen. Manche sind groß und andere klein, manche sind blond, und andere haben braune Haare. Manche mögen gerne Eis, und andere essen lieber Obst. Wir Menschen sind alle verschieden.
Jetzt wollen wir uns gemeinsam auf den Weg machen. Heute wollen wir uns Bäume anschauen. Wer von euch findet einen...Baum und zeigt ihn uns.
- kleinen
- großen
- mit vielen Blättern
- mit Nadeln
- einen alten
Anschließend versammelt sich die Gruppe bei einem alten, groß gewachsenen Baum.
Auch Bäume sind ganz verschieden. Doch dieser alte Baum möchte uns gerne etwas erzählen:
Liebe Kinder, schön, dass ihr zu mir gekommen seid. Ich bin schon sehr alt, und ich weiß so einiges über das Leben: Als ich klein war, hatte ich noch nicht so kräftige und weit verzweigte Wurzeln, da musste ich immer gut aufpassen, wenn ein starker Wind kam. Mit aller Kraft habe ich mich dann im Boden festgekrallt. Heute habe ich viele und große Wurzeln.
Macht mal einen Kreis um mich herum, haltet euch an den Händen fest und geht dann so weit auseinander, wie ihr könnt, ohne euch loszulassen.
Kinder bilden einen solch weiten Kreis.
Sooo weit reichen heute meine Wurzeln. Da bin ich sehr froh, denn mich haut so schnell nichts mehr um.
Wir Bäume brauchen zum Wachsen nicht viel, aber das bisschen ist wahnsinnig wichtig für uns: wir brauchen Wasser und Licht und ab und zu vielleicht einmal einen Menschen, der nach uns schaut und uns die kaputten Äste und Zweige wegschneidet.
Wie ist das denn bei euch Menschen? Was braucht ihr denn, um groß und stark zu werden? Könnt ihr mir das erzählen? Ich bin gespannt, was ihr zu sagen habt. Du kannst es mir gern in den Spalt meiner Rinde flüstern.
Kinder erzählen dem Baum, was sie zum Wachsen und Großwerden brauchen: Essen, Trinken, Kleidung, Wohnung, Eltern, Freunde...
Liebe Kinder, das war wirklich spannend. Ich sehe schon, ihr habt es nicht ganz so leicht wie wir Bäume. Da braucht es doch jede Menge, um als Mensch groß und stark zu werden. Doch eines ist bei euch wie bei uns Bäumen: Wir sind alle unterschiedlich, doch wir wachsen jeden Tag und leben unser Leben– Stück für Stück.
Eine Sache möchte ich euch noch mit auf Euren Lebensweg geben. Es ist etwas, das mir große Menschen geflüstert haben, wenn ich sie gefragt habe, was sie zum Leben brauchen: Sie haben erzählt, dass auch der Glaube an Gott ihnen Kraft und Halt gegeben hat in ihrem Leben. Kinder, dazu steht sogar in der Bibel etwas geschrieben, und es passt zu mir und zu euch:
„Ein Mensch, der an Gott glaubt, ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist. Er wird groß und stark und alles, was er tut, wird ihm gelingen.“ (nach Ps 1,3)
Das wünsche ich euch, liebe Kinder, dass ihr groß, stark und glücklich werdet, so wie ich, der alte Baum.
Zum Schluss sucht sich jedes Kind zwei kleine Zweige, um daraus ein kleines Hosentaschen-Kreuz zu binden.
Dein Kreuz erinnert dich daran, dass Gott bei dir ist – jetzt, beim größer werden und alle Tage deines Lebens.
Wer hat die Natur gemacht,
das Wasser und den Wald erdacht?
Wer hat den Berg so hoch gebaut,
die Äpfel und das Korn uns anvertraut?
Wer schuf die Tiere groß und klein,
die vielen bunten Blümelein?
Wer schenkte mir mein Leben?
Das warst Du, Gott, mit deinem Segen.
Text und Idee: Anna Rieß-Gschlößl, Fortbildungsreferentin, Fachstelle Religionspädagogik im Elementarbereich, Oktober 2021