Das "Waldbaden", früher eher belächelt, hat sich zur anerkannten Entspannungsmethode entwickelt. In einer Zeit, die immer mehr vom digitalen Wandel beeinflusst wird, sehnen sich die Menschen nach Ruhe und nach der Verbindung zu sich selbst. Schnell wurde das Potential des Waldes erkannt. Hildegard von Bingen spricht von der Grünkraft des Waldes, und auch Forscher haben entdeckt, welche positive Wirkung die Kraft des Waldes auf unsere Psyche hat. Der Wald selbst, als grüne Lunge, ist von unschätzbarem Wert für das Klima und schützenswert. Kindern positive Erfahrungen im Wald zu ermöglichen, sie die entspannende Wirkung des Waldes spüren zu lassen, bedeutet in letzter Konsequenz auch Klimaschutz, denn nur was ich kennen und lieben gelernt habe, werde ich schützen.
In der folgenden Einheit sollen sich die Kinder im Rahmen des Naturraums „Wald“ selbst spüren lernen und erfahren, dass sie in ihrer Individualität von Gott geliebt sind. Obwohl wir häufig den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, ist doch jeder Baum einzigartig und wichtig. Diese Grundaussage soll für jedes Kind auf sich selbst übertragbar sein und erfahren werden.
Lieber Gott, bitte hör mir zu,
wecke meine Sinne auf im Nu.
Mit den Ohren höre ich genau,
mit den Augen kann ich sehen – schau!
Mit der Nase kann ich riechen,
weil ich Füße hab‘, muss ich nicht kriechen.
Die Hände sind zum Greifen da,
so komm‘ ich allen Dingen nah.
So hast Du alles gut erdacht
und unsere Welt so schön gemacht!
Mit allen Sinnen fang‘ ich an,
denn jetzt ist „Schatzzeit draußen“ dran.
Lied "Schau doch mal zum Fenster raus" von Johannes Seibold, Gemeindereferent
Die Gruppe ist am ausgewählten Waldplatz angekommen und versammelt sich im Kreis. Erleichtert wird die Übung, wenn die Kinder bereits erste Erfahrungen im Wald gesammelt haben. GL: Heute sind wir im Wald. Wir wollen zuerst einmal ruhig werden werden und den Wald begrüßen.
Die Kinder halten sich an den Händen und stehen im Kreis. Die Kinder werden aufgefordert, still zu werden. Sie lassen die Stille auf sich wirken. Anschließend berichten die Kinder, was sie gehört haben. Die Gruppe wird nochmals still. Die GL fordert die Kinder auf, für sich den Wald zu begrüßen und einen stillen Gruß an den Wald zu schicken, zum Beispiel in Form eines Blickes oder Lächelns. GL: Hier im Wald leben sehr viele Tiere, manche habt ihr schon gehört. Der Wald ist ihr Zuhause. Auch gibt es sehr viele verschiedene Pflanzen und Bäume. Obwohl alle Bäume auf den ersten Blick gleich aussehen, sind sie doch alle anders. Nun wollen wir den Wald mit seinen Pflanzen und Tieren näher entdecken.
Die GL hat eine Suchkarte mitgebracht. Die Kinder sollen etwas Weiches, Hartes, Buntes, Feuchtes und Glänzendes finden.
GL: Unsere Suchkarte ist voll geworden, so viele verschiedene Sachen lassen sich hier im Wald finden. Nun darfst du dir einen Platz im Wald suchen. Suche einen Ort, an dem du dich ganz sicher und gut fühlst und an dem du gut zuhören kannst.
Jedes Kind wählt für sich einen guten Platz und setzt sich auf das mitgebrachte Sitzkissen.
Du sitzt gut auf deinem Kissen. Schau dich nochmal um, welchen Platz du dir gewählt hast. Wer sitzt neben dir? Welche Bäume sind in der Nähe?
Ertaste den Platz neben dir. Leg die Hände auf den Boden, vielleicht krabbelt da etwas, vielleicht fühlt er sich kalt an.
Jetzt wirst du ruhig. Dein Mund ist geschlossen und du hörst den Geräuschen des Waldes zu. Und noch etwas hörst du, deinen Atem. Er kommt und geht. Gerne kannst du nochmal tief Lust holen und tief ausatmen.
Und du siehst die Bäume um dich herum. Du siehst große Bäume, sie reichen weit in den Himmel hinein. Du siehst kleine Bäume, die vielleicht erst gepflanzt wurden. Die Bäume haben Äste, die hinausragen. Manche Äste berühren sich. Manche Bäume stehen ganz nah, andere ganz allein. Wenn der Wind weht, wiegen sich die Äste der Bäume im Wind. Mal schnell, mal langsam. Jeder Baum ist anders, doch jeder Baum ist wichtig für den Wald. Gott hat jeden Baum so geschaffen, wie er vor dir steht.
Zwischen den Bäumen sitzt ihr Kinder. Manche sitzen nah aneinander, manche sind gerne allein. Schau dich um, wie unterschiedlich ihr seid. Jedes Kind ist anders: groß, klein, laut, leise, blonde Haare, dunkle Haare. Und da bist du: Genauso wie Gott dich erschaffen hat. Du bist du. Mit deinem Lachen, mit deinem Weinen. Du bist du. Vieles kannst du richtig gut, manches musst du erst lernen. Du bist du. Manche Dinge kann ein anderes Kind besser als du. Aber manche Dinge kannst nur du. Du bist du.
Schau dich nochmal um: Da sind die anderen Kinder. Jedes Kind ist anders, jedes Kind ist von Gott geliebt.
So wie du bist, genauso so, hat Gott dich lieb. Gott kennt dich, er liebt dich und er sagt dir, du bist wichtig für diese Welt. Sogar in der Bibel (Jes 43,3) steht das geschrieben:
Du bist in meinen Augen kostbar und wertvoll und ich liebe dich.
GL geht von Kind zu Kind, legt die Hand auf den Kopf oder die Schulter und segnet das Kind mit den Worten: Du bist kostbar und wertvoll.
Gott liebt dich genauso, wie du bist. Du bist wichtig. So wie jeder Baum hier anders ist, so bist du richtig und wichtig. Deshalb darfst du dir nun einen Baum aussuchen und an dessen Stamm dein Gesicht mit Ton darstellen.
Jedes Kind sucht sich einen Baumstamm und erhält einen Klumpen Ton. Die Kinder suchen sich weiteres Naturmaterial und gestalten mit Ton und Naturmaterial ein Bild von sich am Stamm.
Zum Schluss versammelt sich die Gruppe nochmals und betrachtet gemeinsam die entstandenen Gesichter. Anschließend bildet die Gruppe einen Kreis. Ein Gebet wird gesprochen:
Guter Gott. Wir danken dir für den Tag im Wald. Wir sind still und ruhig geworden und haben uns selbst gespürt. Du nimmst uns so an, wie wir sind, egal ob wir wie ein großer Baum sind oder wie das kleine schwache Bäumlein. Du liebst uns so, wie wir sind, und dafür danken wir dir von Herzen.
Wer hat die Natur gemacht,
das Wasser und den Wald erdacht?
Wer hat den Berg so hoch gebaut,
die Äpfel und das Korn uns anvertraut?
Wer schuf die Tiere groß und klein,
die vielen bunten Blümelein?
Wer schenkte mir mein Leben?
Das warst Du, Gott, mit deinem Segen.
Text und Idee: Barbara Jaud, Fortbildungsreferentin Fachstelle Religionspädagogik im Elementarbereich; Fotos: Julia Romeiß