Justus rennt zum Licht: Heute scheint draußen die Sonne, jubelt er, und sucht mit den Füßen die Sonnenstrahlen, die auf den Boden der Höhle fallen. Die Sonne kommt nur selten zu ihnen, den versteckten Bewohnern der großen Stadt Syrakus. Seine Eltern haben Angst, dass ihre ganze Familie gefangengenommen und getötet wird, weil sie alle Christen sind. Und die Römer, die immer noch in der Stadt herrschen, verfolgen die getauften Christen.
Von manchen Familien wissen die Römer, dass sie zur Christengemeinde gehören, und die sind eigentlich immer in Gefahr, umgebracht zu werden. So wie die Familie von Justus. Die Christen in Syrakus haben sich in dem Höhlensystem versteckt, in dem ihre Toten begraben sind.
„Justus, geh aus dem Licht“, ruft es hohl durch den Gang. „Warum“, quengelt Justus, „hier ist es so schön hell und warm, und meine Augen brauchen das Licht.“ - „Justus, du weißt doch, dass Du da auch gesehen werden kannst. Wenn jetzt ein Soldat vorbeikommt, sieht er Dich und entdeckt uns alle. Du weißt, was dann passiert!“
Justus zieht sich in das Dunkel der Höhle zurück. Bei Oma auf dem Schoß ist es auch warm. Sonst ist es kalt und ein wenig feucht, die Dunkelheit wird durch ein paar wenige Öllämpchen erhellt. Es stinkt oder muffelt, die Gänge sind eng, nur die Räume, wo sie sich zum Gottesdienst versammeln, sind etwas größer, und die duften auch nach Weihrauch. Justus würde gern rennen und mit den anderen Kindern spielen. Er träumt von den Olivenhainen und dem Gemüsegarten, wo es gute Früchte zum Essen gibt. Von den Großen weiß er, dass es draußen auch Feste gibt, wo Musik gespielt und getanzt wird.
Jetzt wartet Justus auf den Abend. Alle warten auf Lucia. Sie ist für Justus wie ein Engel. Abends oder Nachts kommt sie oft zu ihnen und bringt mit, was sie in den Höhlen zum Leben brauchen. Die Leute sagen, Lucia kauft es mit dem Geld ihrer Mama. Die hat viel Geld gespart, damit Lucia einen reichen Mann heiraten kann. Aber Lucia will nicht heiraten. Lucia will nach der Botschaft von Jesus leben und ihr Geld mit den armen Menschen teilen.
Die Sonne ist schon lang untergegangen. Auf einmal sehen die Menschen in den Katakomben von Syrakus ein kleines Licht flackern: „Sie kommt“, flüstern sie. „Was bringt sie uns heute?“ Jetzt stellt sie die beiden großen Körbe ab. Sie nimmt die Lichterkrone von ihrem Kopf, die sie immer trägt, wenn sie zu ihnen in die Höhlen kommt. Sie sagt: „Wenn ich kein Licht habe, finde ich den Weg durch die Höhlen nicht. Mit meinen Händen muss ich aber die Körbe tragen. Also trage ich die Lichter auf dem Kopf.“
Alle sind gespannt, was Lucia heute dabeihat. Zuerst gibt sie Oma die Decken, die auf den Körben lagen, dann verteilt sie Trauben und Orangen, dann Brot und süße Kuchen, dann zwei Tonkrüge mit Wein und Öl. Am Schluss gibt es immer noch kleine Täfelchen mit Botschaften und Neuigkeiten.
Heute greift sie nochmal in den Korb. Da kommt ein komisches Ding hervor: Justus kann Stoff erkennen und etwas, das wie Fell aussieht.
Sie sucht jemanden: „Für dich, Justus, habe ich heute ein besonderes Geschenk dabei. Meine Mama hat für dich ein Spielzeug gemacht. Kannst du erkennen, was das ist?“ Damit übergibt sie mir das Stoffding: Es hat Augen, es hat Beine, es hat einen Schwanz - es ist ein kleiner, brauner, wuscheliger Stoffhund! „Ist der schön“, ruft Justus, drückt ihn fest an seine Brust und versteckt sich schnell hinter dem Rock seiner Oma. „Justus“, sagt Lucia, „wenn ich wiederkomme, sagst du mir den Namen deines kleinen Hundes?“ Ich weiß schon, wie er heißt: „Lucius muss er heißen, so wie Lucia, aber er ist ja ein Männchen.“
Wenn ich hier raus darf aus den Höhlen, dann werde ich nicht vergessen, dass es Menschen gibt, die meine Hilfe brauchen. Lucius wird mich daran erinnern, dass auch ich mich um die Armen kümmere und ihnen bringe, was sie brauchen.