Otto Mayer, geb. 1895 in München, war Sekretär am Leohaus in München (= Zentrum der kath. Laienarbeit in München) und Redakteur des „Treuen Kameraden“. Er wohnte bereits seit 1926 in Neubiberg und zwar in einem Seelsorgerhaus an der Kaiserstraße, das später zum Pfarrhaus erweitert wurde. Laut Mietvertrag hielt er einen regelmäßigen Sonntagsgottesdienst abwechselnd in Neubiberg und Ottobrunn. Am 30. Juni 1929 wurde in Ottobrunn der feierliche Einführungsgottesdienst gehalten.
Von der gemeinsamen Fronleichnamsprozession wollte man sich noch nicht trennen, die in den vergangenen Jahren im Wechsel von einer Kirche zur anderen stattfand. Sie war ein Symbol für viele Gemeinsamkeiten. 1930 wurde sie noch gemeinsam gestaltet, dann gingen die Kirchengemeinden eigene Wege. So wurde die Prozession jetzt zum Zeichen der Selbstständigkeit. In Ottobrunn führte der neue Prozessionsweg zunächst zum Feldkreuz, dann durch die Rosenheimer Landstraße, die Diana- und Pestalozzistraße zurück zur Kirche. Die große Freude an solchen kirchlichen Festen konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Expositur Ottobrunn in den kommenden Jahren einen schweren Weg gehen musste.
In der Sitzung vom 29. März 1931 legte Expositus Mayer den Mitgliedern der Kirchenverwaltung die katastrophale Lage der Kirchenkasse dar. Durch die erwähnte Trennung wurde die finanzielle Belastung größer. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer, den Messgeldern, Klingelbeutel, Opferstock und „Stuhlgeld“ (Platzmiete für Kirchenbänke) deckten bei weitem nicht die Ausgaben. Die Kirchenverwaltung konnte die ohnehin viel zu geringe Entschädigung für Mesner und Chorregent nur unregelmäßig aufbringen. Dazu kamen immer noch die laufenden Zinsschulden aus dem Pfarrhausdarlehen. Zwischen Kirchenverwaltung und Kirchenbauverein gab es Spannungen. Letzterer konnte bei den laufenden Ausgaben nicht gut hilfreich sein, weil er doch zielstrebig auf den Bau einer Kirche hinarbeitete. Fragen wurden gestellt beim Vergleich mit der Expositur Neubiberg, die durch ihre Zugehörigkeit zur Münchner Gesamtkirchengemeinde finanziell besser gestellt war. Die Gesamtkirchengemeinde war die Vereinigung aller Münchner Pfarreien zum Zweck der gemeinsamen Befriedigung der ortskirchlichen Bedürfnisse. Ottobrunn gehörte nicht dazu.
Inzwischen zählte im Jahre 1932 die Expositur 1.132 Katholiken. Dazu gehörten bereits auch die Katholiken aus dem Ortsteil Riemerling, das 1930 nach Ottobrunn eingepfarrt wurde.