Nach zwei Jahren umfangreicher Renovierungen, geplant und geleitet von Krug Grossmann Architekten, wurde die spätgotische Heilig-Geist-Kirche mit der Altar- und Glockenweihe am Pfingstmontag 2021 wieder geöffnet.
Die nach St. Nikolaus zweitälteste Kirche des Marktes Rosenheim liegt im Zentrum der Altstadt und geht auf eine private Stiftung zurück.
Herausragend sind die Wandmalereien des späten 15. Jahrhunderts, vor allem das Luccabild.
Manches, was jetzt erneuert wurde, kann der Besucher nicht wahrnehmen, wie die Sanierung des maroden Dachstuhles. Das jetzt gepflegte Äußere mit dezentem Putz und Anstrich, das wieder mit Schiefer eingedeckte Dach oder das frisch vergoldete Turmkreuz fallen dagegen ins Auge.
Im Inneren überzeugt die neue Raumschale, deren warmer Sandton den weiß gefassten Barockstuck akzentuiert. Die neu verglasten Fenster mit ihren Butzenscheiben und das neue Lichtkonzept hüllen den Kirchenraum in ein angenehmes Licht.
Die restaurierten Gemälde der beiden Kapellen sowie der Emporenbrüstung werden dezent hervorgehoben.
1449 gestiftet von Hans und Ursula Stier; die oben liegende Wolfgangkapelle dient als Privatkapelle
1469 nach dem ersten Stadtbrand werden die Kapellen und die Sakristei mit Stuckrippen und Seccomalereien aufgewertet
1641 nach dem zweiten Stadtbrand erhält der Turm die barocke Zwiebel
1684-1718 Barockisierung: Abschlagen der gotischen Rippen, flaches Gewölbe mit Stuck, Ausrundung der Fenster, barocke Innenausstattung
1964 Regotisierung, initiiert durch Albert Aschl, und Neuausstattung durch Josef Hamberger, Rosenheim
Einen Schwerpunkt setzen die neuen liturgischen Orte von Sabine Straub. Die Münchner Bildhauerin reagiert mit ihren Arbeiten auf die kleine, aber hohe Kirche und ihre unterschiedlichen Bogenformen. Die offene Form lässt Altar, Ambo, Kerzenständer und Lichterort leicht erscheinen, der Schwarzstahl gibt Präsenz und Gewicht, schmale goldfarbene Akzente aus Tombak strukturieren.
Der tragbare Altar wechselt für die Zelebrantion aus der Michaelkapelle in den Kirchenraum.
Lichterort mit dem Bronzerelief der Schönstattmadonna von Josef Hamberger (Ende 1980er Jahre).
Das neu gefertigte Türchen vor der Sakramentsnische soll neugierig machen.
Ein Schatzkästlein der Spätgotik ist die Sakristei mit ihren Neuentdeckungen, dem Ziegelboden und der Sakramentsnische, beides aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Einer der ältesten in Rosenheim erhaltenen Ziegelböden betont den spätgotischen Charakter des Raumes.
"Taufe Christi" an der Emporenbrüstung; Jacob Weiß, 1718
Wie einst Hans und Ursula Stier leisten auch heute Stifter ihren Beitrag. Die Paulus-Maria-Glocke in c‘‘ stiftet die Familie Wenz, die Marienglocke in es‘‘ die Familie Bachmann. Gegossen wurden die beiden Glocken bei Perner in Passau. Die Fenster stiften die Familie Palcic-Oberhofer sowie Käthe und Michael Etzel.
Konzept und Text: Dr. Evelyn Frick, Rosenheim
Fotos: Frick, Perner, Schumann, Straub
Um Spenden wird gebeten: Kath. Kirchenstiftung St. Nikolaus, Liga Bank IBAN DE68 7509 0300 0002 1010 84. Vielen Dank.