Dem Ruf des Chores der Pfarrei Mariä Himmelfahrt Bad Aibling, der durch die letztjährige konzertante Aufführung von Haydns Theresienmesse noch mehr an Bekannt- und Beliebtheit zulegte, zu einem Passionskonzert in die Stadtpfarrkirche zu kommen, folgten viele erwartungsfrohe Zuhörer aus Stadt und Land. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Die Programmzusammenstellung war wohl durchdacht: eine einleitende Choralkantate von Felix Mendelssohn-Bartholdy für Chor und Streichorchester (Christe, du Lamm Gottes) und als abschließendes Gegenstück des Abends dazu der Choral (O Lamm Gottes unschuldig) von Friedrich Silcher aus „Schau hin nach Golgatha“. Dazwischen erklangen Gesänge zum Gründonnerstag und anschließend zum Karfreitag.
Als Bindeglied dieser zwei Leidenstage Christi wählte der Kirchenmusiker Konrad Liebscher das berühmte Adagio in G-moll von Tomaso Albinoni (ergänzt von Remo Giazotto). Orgel und Streicher harmonierten vom Piano bis ins Fortissimo und reagierten auf jede noch so kleine Bewegung des Dirigenten.
Chorleiter Konrad Liebscher hat seine Damen und Herren fest im Griff: präzise Einsätze, deutliche Artikulation und ein homogener Klang zeichnen diesen Chor aus.
Dass dieser Chor nicht nur lateinische Messen mit Orchester singen kann, sondern ebenso gut das a cappella Singen beherrscht, zeigten u. a. die harmonisch vielseitigen Werke von Josef Gabriel Rheinberger: mit der nötigen Spannung vom ersten bis zum letzten Ton und ohne Intonationsverlust erklang sein „Ave Regina coelorum“ (auf die nicht obligate Orgelbegleitung wurde verzichtet); aber auch im „Popule meus“ von Tomas Luis de Victoria konnte der Chor glaubhaft machen, dass er durchaus in der Lage ist, einen ausgewogenen Chorklang zu produzieren.
Das Hauptwerk des Abends war zweifelsfrei das „Stabat mater“ op. 138 von Rheinberger für Chor, Streicher und Orgel, das das Leiden Mariens unter dem Kreuze Jesu darstellt. Man spürte förmlich das Schwert, das die Seele der Gottesmutter Maria durchfuhr, als die Bässe das Wort „Gladius“ hervorschmetterten. Nicht um das Paradies bittend, sondern fast fordernd kam die Schlussfuge „Quando corpus morietur“, die, durch immerwährende crescendi bis in den letzten Takt, im Fortissimo endet, ohne jedoch brutal zu wirken.Nach der Stille mit Glockenläuten kam herzlicher und dankender Applaus und es bleibt zu hoffen, dass von diesem Chor noch mehr zu hören ist!