Musikfrühling in Mariä Himmelfahrt
von Wiltrud Rothmayer
Musiksommer kündet sich bereits in allen nur möglichen Kirchen im Landkreis an. Schon muss man wieder Auswahl treffen bei dem reichhaltigen Angebot – man kann nicht überall da sein, wo man gerne möchte. Aber, wenn junge einheimische Musiker zu einem Konzert im Frühling einladen, dann ist das zum Einen eine besondere Freude, zum Anderen aber will man auch Zusammengehörigkeitsgefühl zeigen. Und so traf sich eine erwartungsvolle Zuhörerschaft in der prachtvollen Barockkirche. Es waren erfreulich viele Besucher aus der nahen Umgebung. Man kannte sich und die meisten kannten auch die Künstler. Der Kirchenmusiker Konrad Liebscher aus Großkarolinenfeld ist ja ohnehin gut für Überraschungen an der Orgel; dazu kamen noch Hedwig-Martha Fuchs, eine junge Trompeterin, und Magdalena Fuchs an der Orgel. Beide sind Töchter des Pfarrerehepaares aus dem gleichen Ort.
Sieghaft, mit klarem, feststehendem Trompetenton begann der erste Satz aus dem Konzert in D von Guiseppe Torelli. Eine doppelte Überraschung, wenn man die junge Künstlerin sieht, und dann hört, wie sie dieses schwierige, empfindsame Instrument meistert. Eine Orgelbearbeitung des Vorspiels zur Kantate Nr. 29 anlässlich der Ratswahl in Leipzig von Johann Sebastian Bach wurde vom Organisten mit solcher Klangfülle geboten, dass man die Originalorchesterfassung nicht misste.
Ein orthodoxer Zuhörer mochte etwas skeptisch auf den nächsten Programmpunkt schauen: eine Bearbeitung von Franz Schuberts „Ave Maria“ für Orgel und Trompete. Aber es wurde ein besonderer Genuss. Mit warmen, klaren Tönen und mit großen Spannungsbögen bot die Trompeterin die wohlbekannte Melodie dar. Apart die zarte Zwiesprache mit der Orgel. Georg Friedrich Händel war geschätzter Hofkompositeur von Georg II. in England. Anlässlich seiner Krönung 1729 schrieb Händel eine Krönungshymne. Die Bearbeitung dieses Werkes für Orgel zu vier Händen ließ vor allem überrascht aufhorchen, weil das couragierte Mädchen Magdalena Fuchs die Orgelpartnerin von Konrad Liebscher war.
Johann Sebastian Bach komponierte die „Sonate in Es“ für Flöte und Continuo. Die Orgel spielte den ersten Satz so filigran ein, dass man sich eine Trompete als Partnerin nicht vorstellen konnte. Aber mit leichten Tönen meisterte Hedwig-Martha Fuchs diesen Anspruch. Sie schmeichelte sich in die Seelen. Johann Ludwig Krebs war Schüler von Johann Sebastian Bach. Seine „Fantasia á giusto italiano“ war eigenständiger, neuer Klangstil. Die Registrierung unterstrich diese, sich vom Barock entfernende Klangwelt und zeigte, welche Wirkungen aus einem solchen Stück herauszuholen sind. Liebschers Konzerte sind gut für belebende Abwechslung.
César Francks „Panis angelicus“ gibt sich klar, klassizistisch – aber sehr melodienreich. Trompete und Orgel verstanden es, sich der etwas spröden Strenge anzupassen. Es war einfach schön! Das „Quartetto“ von Johann Christian Kellner ist für drei Hände und zwei Füße komponiert. Es war ein Stück für Herz und Ohr. Und die beiden Organisten schwelgten in den Melodien dieser etwas koketten Komposition.
Dass es bei Liebscher wenigstens einmal tüchtig brausen und donnern muss, erwarten wir erfahrenen Konzertbesucher. Und er enttäuschte uns nicht. In Léon Boëllmann „Toccata“ aus der „Suite gotique“ mussten die Orgel und der Spieler alles hergeben, was in ihnen steckte. Am Schluss beim Publikum atemlose Stille – dann tosender Applaus. Der galt den drei Künstlern, die an diesem Abend Großartiges geleistet haben.
Atemberaubend die Koloraturen der Trompete bei der Zugabe: Das Halleluja aus Mozarts „Exsultate jubilate“ – und zum Schluss ein sanfter Rausschmeißer durch die Orgel mit einer Improvisation einer Beethoven-Sonate mit eingebautem Geburtstagsglückwunsch.