"Carmen" auf der Kirchenorgel
Die heitere Orgel in der Kirchenmusik? Schon der Titel des Konzerts in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Aibling, «Concerto curioso», verrät, dass es sich hierbei um nicht alltägliche Kompositionen für die Orgel handelte.
Mit witziger Leichtigkeit spielte Konrad Liebscher, Kirchenmusiker der Stadtpfarrei, gleich zu Beginn eine mit italienischen Opernsegmenten komponierte «Sonatina» von Padre Davide da Bergamo und stimmte auf eine fröhliche Stunde ein. Dass die Italiener Sinn für Humor haben, zeigten auch Giuseppe Sigismondo mit der kleinen «Sonata per Organo» und das rauschende «Allegro brillante» von Vincenco -Petrelli. Der im 19. Jahrhundert in Paris für seine spaßigen Orgelwerke bekannte Organist Louis James Alfred Lefébure-Wely darf bei einem solchen Auftritt natürlich nicht fehlen. Sein «Bolero de concert» erklang mit dem typisch spanischen Temperament - es fehlten nur noch zur optischen Ergänzung die Kastagnetten-Tänzerinnen. Als deutsche Komponisten waren Carl Philipp Emanuel Bach mit zwei Stücken für Flöten- und Harfenuhr und Justinus Heinrich Knecht mit einem Thema in C-Dur und Veränderungen in einer federnden und schwungvollen Interpretation vertreten.
Ganz ungewohnte Klänge waren von der Bad Aiblinger dreimanualigen Orgel zu hören, als Konrad Liebscher die erste Zugabe spielte: das Prelúde zu Georges Bizets Oper «Carmen». Die mitwippenden und schunkelnden Zuhörer, die in stattlicher Zahl die Kirche füllten, konnten ihre Begeisterung nicht mehr halten und bedankten sich bei dem Organisten nach der zweiten Zugabe, eine bis ins Organo pleno registrierte Improvisation über «Freres Jaques», mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen.