Orgelfasching unter den Augen der Gottesmutter
von Robert Engl
Jeder ernsthafte Musiker liebt es, aus seinem angestammten Metier bisweilen auszubrechen, um als Interpret auch eigenständig schöpferisch zu wirken. Insbesondere den im Kirchendienst festgelegten Organisten ist es nicht zu verdenken, wenn sie in weltlich-leichtere Muse ausweichen, zumal jetzt ja Fasching ist.
Aber der Fasching hat ohnehin kirchlichen Ursprung, und so war die Pfarrkirche von Bad Aibling Ort für Heiteres. Heiteres, das dem Erwerb einer neuen Orgel in der katholischen Pfarrkirche Wiederkunft Christi zu Kolbermoor zugute kommen sollte.Natürlich war manches allzu billig, was Gerhard Franke, Kirchenmusiker in Kolbermoor, und sein Bad Aiblinger Kollege Konrad Liebscher einzeln und auch gemeinsam auf der Orgel anboten - und erfahrungsgemäß wird gerade dann am meisten applaudiert.
Doch unter dem Strich dominierte Geistreicheres: Ein ungenannter Komponist, der sich fiktiv mit «P.D.Q.Bach» den Namen eines missratenen Bach-Sohnes zulegte - und von dem gab es Polyphones in moderner Verfremdung zu hören. Eine Sonate von Albrechtsberger wurde vierhändig gespielt und klang in wuchtigem Barock wie aus einem Guss.
Eine Fantasie von Adolph Hesse aus dem 19.Jahrhundert schien den jungen Organisten nun doch zu schal zu enden - sie hörten mittendrin auf, die Zuhörer verstanden den Scherz.... die Gottesmutter am Hochaltar blickte gütig-lächelnd auf ihre Schäflein herab.