Wie sähe es in unserer Welt aus, wenn es keine ausgestreckte Hand mehr gäbe, die Versöhnung anbietet?
Wenn der Schuldiggewordene schuldig bleiben müsste?
Wenn jeder mit seinem Versagen auf sich allein gestellt bliebe?
Der uns liebende und barmherzige Gott kommt uns Sündern entgegen, nimmt unsere Umkehr an und hilft uns, aus den Verstrickungen des Bösen herauszufinden, wieder heil zu werden.
Darum heißt Christsein, anderen und sich selbst vergeben zu lassen. Um als Mensch und Christ zu wachsen, braucht es immer wieder den Mut und auch die Einsicht, Ver-
sagen und Schuld vor Gott und den Menschen einzugestehen.
Sünde ist nicht nur Fehlverhalten, Versagen, schlechtes Verhalten gegenüber den Mitmenschen. Sünde richtet sich auch gegen Gott. Je mehr einer Gott erkennt, umso besser versteht er, was Sünde ist. Wir Christen sind uns bewusst: In allem Fehlverhalten stellen wir uns bewusst oder unbewusst auch gegen Gott und seinen Plan mit unserer Welt. Wer sündigt, tut so, als gäbe es Gott nicht, als liebte Gott uns nicht. Dem, der sündigt, liegt nicht viel am Mitmenschen und an einer menschlicheren Welt, er achtet nicht die vielfältigen, gottgewollten Formen des Lebens, obwohl Gott alles daran liegt. Gott aber hört nicht auf, den Menschen zu lieben. Im Gegenteil, seit Jesus wissen wir, dass er immer wieder neu uns die Vergebung schenkt, wenn wir bereuen und umkehren. Um zu erkennen, was Sünde ist und was nicht, sind Unterscheidungen notwendig. Wo Schwächen, Fehler, "Pannen" und "Ausrutscher" vorliegen, wo einer unwissentlich und ohne Absicht etwas falsch macht, kann man eigentlich nicht von Sünde reden. Sünde setzt voraus: der Mensch handelt in klarer Einsicht, frei, in einer wichtigen Sache, und er stellt sich damit gegen den Willen Gottes. Er stellt sich gegen Gott, sagt Nein zu ihm, bricht mit Gott. Keine Schuld ist so groß, dass sie Gott nicht vergeben kann. Auch der schlimmste Sünder kann mit Gottes Hilfe neu anfangen.
Die Kirche kennt verschiedene Möglichkeiten, die Vergebung der Sünden zu erbitten. Sie seien hier nur kurz aufgezählt: das Lesen in der Heiligen Schrift ("Herr, durch dein heiliges Evangelium nimm hinweg unsere Sünden!"), Mitfeier der Heiligen Messe (Schulbekenntnis im Wortgottesdienst, "Jesu Blut, für euch und alle vergossen zur Vergebung der Sünden"; "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt!"), Teilnahme an einem Bußgottesdienst (Gewissenserforschung, Schuldbekenntnis, neuer Vorsatz, Bitte um Vergebung), Beten des Vaterunser...("Vergib uns unsere Schuld..."), der Empfang der Heiligen Kommunion ("Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!"). Besondere Bedeutung haben drei Sakramente: die Taufe, das Sakrament der Versöhnung (Beichte, Beichtgespräch) und das Sakrament der Krankensalbung. In ihnen wird dem Christen die Vergebung von Sünde und Schuld durch Gott zugesprochen.