Berbling ist ein kleines Bauerdorf südlich von Bad Aibling im Landkreis Rosenheim. Das Dorf hat mehr als 300 Einwohner und eine der schönsten ländlichen Rokokokirchen Bayerns. "Die kleine Wies" wird die Berblinger Kirche oft und nicht zu Unrecht genannt. An die berühmte Wieskirche bei Steingaden erinnert die Kirche zu Berbling besonders durch ihre Freude an bewegter Form und Schwung an Farbe und Lichteffekten. Doch sie ist mitnichten eine Wieskirche im Kleinformat, sondern eine einmalige Besonderheit: Ein oktogonaler Grundriss mit einschwingenden Seiten findet sich nirgendwo sonst in Bayern.
Im Jahre 804 gehörte Berbling zum Kloster Chiemsee und sollte dem Urteil nach bleiben, das Karl der Große durch Erzbischof Arno von Salzburg in Bad Aibling fällen ließ. Damals hieß Berbling in der Urkunde noch Bergwilling. Bereits 815 kam Berbling zu Freising, später zum Kloster Bayrischzell, das 1080 gegründet worden war. Dieses Kloster wurde nach Fischbachau, dann nach Scheyern verlegt, und die Pfarrei Berbling blieb dem Benediktinerkloster bis zur Säkularisation zugehörig. 1803 fiel Berbling an den Staat, und die Hofmark Berbling kam zum Landgericht Aibling.
Archivarien über Pfarrei und Bau der Kirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sind spärlich vorhanden. Sie wurden möglicherweise bei der Plünderung des Pfarrhofes im Jahre 1800 vernichtet, wahrscheinlicher aber bei dessen Brand 1851. Die Vorgängerkirche wird als völlig baufällig und zerstört oder als "alt, fest und gut gebaut" geschildert; letzters scheint realistisch. Fest steht, dass die alte Kirche 1751/52 unter Pfarrer Johann Reischl abgebrochen wurde, um einen würdigen Neubau Platz zu schaffen. Abt Placidius Forster von Scheyern ließ die Kirche und ein Haus an der Friedhofsmauer errichten, erlebte aber die Fertigstellung nicht mehr. Die Weihe der Kirche erfolgte am 18. März 1789.
Das Patrozinium wird am 14. September gefeiert und stellt ein wichtiges Herrenfest im Kirchjahr dar. In der Pfarrkirche Berbling wird ein Partikel des Heiligen Kreuzes verehrt, das die Kirche schon im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts von Kloster Scheyern erhalten hatte. Das Benediktinerkloser Scheyern ist selbst im Besitz einer großen Kreuzreliquie und seit 1362 dem Heiligen Kreuz geweiht.
Im Inneren der Kirche gilt neben den reichen und phantasievollen Stuckarbeiten besonders zu beachten: das Votivbild zur Kirchweihe von 1789 von Kaspar Weidtinger, ein spätgotisches Kreuz vermutlich aus der Vorgängerkirche, der spätgotische Taufstein aus Rotmarmor mit hohem marmorierten Deckel und der Aufsatzgruppe aus Lindenholz (Jesus und Johannes der Täufer), das Hochaltarbild (Kreuzigungsdarstellung), die Schutzengelfigur mit Knabe am nördlichen und die Heilige Anna, das Marienkind lehrend, am südlichen Seitenaltar, die Heiligenfiguren Korbinian mit dem Bären und Katharina mit dem Rad, vermutlich alle aus Lindenholz von Josef Götsch, Muttergottesfigur (17. Jahrhundert, aus Paris stammend), die beiden Altarbilder der rückwärtigen Seitenaltäre "Natus" und "Adoramus" sowie das Deckenfresko im Altarraum: Die Kreuzesprobe der Heiligen Helena von Johann Baptist Zimmermann und das Hauptfresko: Die Schlacht an der Milvischen Brücke vermutlich von Joseph Ignaz Schilling nach einer Vorzeichnung von Johann Baptist Zimmermann. Oft besucht wird auch die Reproduktion des Bildes von dem Aiblinger Malers Wilhelm Leibl "Drei Frauen in der Kirche", das er an dieser Stelle auch gemalt hat.
Die Hausstätter Baumeister hatten 1695 bereits die Kirche St. Martin und Maria Schutz in Fischbachau neu erbaut, bekamen um 1709/10 den Auftrag zur Erbauung der Wallfahrtskirche Birkenstein, sodass Johann Baptist Thaller, Nachfolger Abraham Millauers aus der Hausstatt, 1756 den Auftrag zur Erbauung der Pfarrkirche Berbling über das Kloster Scheyern als Grundherren von Fischbachau und Berbling erhielt.
Die Kirche in Berbling gilt als sein Hauptwerk: Wie wohl bei wenigen anderen Kirchenbauten kommt das Streben des Spätbarock und des Rokoko nach bewegter Raumgestaltung, nach Kurvung der Raumschale so stark zum Ausdruck wie hier. Ähnlich wie bei der Marterkapelle des St. Emeram in Kleinhelfendorf setzt sich der Kirchenraum aus einem beherrschenden mittleren Längsoval mit querovaler Vorhalle und Altarraum zusammen. Thaller begnügte sich nicht mit diesen einfachen ovalen Grundformen, sondern ließ die Wände bogig einschwingen, um so einen herrlichen, lichtdurchfluteten Hauptraum zu schaffen. Dieser lichtdurchflutete Raum hat den Kunstmaler Wilhelm Leibl dazu inspiriert, in vierjähriger Arbeit (1878 – 1882) sein berühmtestes Bild „Die drei betenden Frauen“ hier entstehen zu lassen.
Während dieser ungemein bewegte Grundriss auf böhmische Vorbilder zurückzuführen ist, die er von Ignatz Dienzenhofer her kannte, schließt sich Thaller beim reich gegliederten Aufbau der höfisch-kühlen Münchener Kunstrichtung der Gebrüder Gunetzrhainer an, nimmt aber auch Anregungen aus Tirol auf. So ist die Kirche in Berbling auch ein Zeichen der weitreichenden künstlerischen Beziehungen dieses einheimischen Baukünstlers aus der Hausstatt. Die in leuchtenden Farben erstrahlenden Deckengemälde stehen Johann Baptist Zimmermann nahe. In den Fresken der Vorhalle und des Altarraumes ist die Hand des Münchener Hofmalers Joh. Martin Heigls zu erkennen. Die formenreiche, fein getönte Stuckatur lässt die Hand eines Wessobrunner Meisters erkennen. An der zweiten Empore finden sich die Initiale J.R., die auf den Stuckateur Jakob Rauch, bekannt als Meister der Klosterkirche in Rott, hindeutet.
Die Kirche Heilig Kreuz in Berbling ist in ihrer Innenausstattung ganz auf das Zentralthema des Kreuzes ausgerichtet. Die Thematik ist auf die Bedeutung des Heiligen Kreuzes im Kloster Scheyern zurückzuführen, das als bedeutende Reliquie ein Heiligkreuzpartikel besitzt und bereits 1722 eine solche Reliquie gefasst in einem Goldkreuz der Kirche in Berbling als wertvolle Stiftung übergab. So stellt das Gemälde im Altarraum die Legende der Kreuzauffindung durch die Kaiserin Helena dar, als Zeichen des Heils. Das großartige, beeindruckende Deckenfresko stellt den Sieg Kaiser Konstantins an der Milvischen Brücke im Jahre 312 als Triumph dar. Ebenso deutet auch das Gemälde über der Empore die Erlösung eines Sterbenden durch Segnung mit dem Kreuzzeichen durch einen Priester an. Und so versteht sich auch das dunkelgetönte Hauptaltarbild: Im Mittelpunkt die Kreuzigungsgruppe – Jesus Christus am Kreuz, umgeben von der Mutter des Herrn und Johannes und Frauen voller Schmerz und Leid (das Original des Hauptaltarblattes findet sich in der Klosterkirche Tegernsee vom Maler K. Loth um 1690). Die Kopie, hier gemalt von Johann Kaspar Weidtinger, Vagen 1786. Rechts und links des Altares überlebensgroße Figuren des Hl. Josef und des Hl. Joachims.
Die Kosten für den Kirchenbau waren mit 30.000 Gulden für damalige Zeiten ungeheuer. Doch reichten die Mittel nicht für die Innenausstattung, trotz mehrfacher Spenden über tausend Gulden der Pfarrangehörigen und Hand- und Spanndiensten. Das Kloster verlangte die völlige Fertigstellung, besonders der Seitenaltäre. So kam es zum 33-jährigen Streit, denn trotz immer wieder vorgebrachter Bitten war der Abt nicht bereit, die Konsekration vorzunehmen, bis endlich der Freisinger Weihbischof Johan Nepomuk von Wolff im Oktober 1789 die Weihe vornahm.