Die Geschichte der kirchenmusikalischen Tradition in Mittenwald
1315 wird erstmals eine Kirche in Mittenwald erwähnt, die anfangs von Vikaren aus Garmisch betreut wird. 1401 erhob Kaiser Karl IV Mittenwald zum Markt. Ab 1419 tritt die Kirche in der archivalischen Überlieferung als Pfarrkirche auf. Ab dem Moment, wo auch hier im Oberen Isartal Gottesdienste gefeiert wurden, wird dazu gesungen worden sein. Zunächst ausschließlich von Priestern, dann irgendwann auch von "Sängern". Somit ist der eigentliche Beginn der Kirchenmusik in Mittenwald natürlich nicht genau festzuschreiben. Es gibt aber einen interessanten Hinweis, der "etablierten Gesang" in der Mittenwalder Pfarrkirche erstmals annehmen und datieren lässt.
"1537" Ulrich Steger, der Herzoge Wilhelm und Ludwig in Bayern Sekretarius, stiftete am Montag nach Latare auf dem Untermessaltar der, St. Peterskirche zu Mittenwald ein gesungenes Amt und einen Jahrtag und dotiert dieselben mit einem Acker im Lauterseefeld und einem Wiesmad in der Wagenprech" ( Baaderchronik) Es war zu dieser Zeit üblich, dass Knaben- und Männerstimmen von Geistlichen und Schulmeistern, die meistens auch als Organisten tätig waren, im Singen der lateinischen Texte unterwiesen wurden.
1619 ist von einer Orgelweihe die Rede und seit 1702 finden sich Mitglieder der Familie Neuner (Simon, Willibald und Leopold) als Organisten und Schulmeister. Von 1746 an versahen Andreas und Alois Hibler den Orgeldienst in der neu erbauten Pfarrkirche.
Chorausflug, 20. September 1953 nach Stams in Tirol
Klotz Anni, Klotz Zenzi, Roy Dora, Pfeffer Wally, Rangger Traudl, Reiser Kathi, Wurmer Ludwig, Rieger Lina, Neuner Kathi,
Neuner Agathe, Lautenbacher Leni, Reindl Elise, Knilling Kathi, Kurz Hans, Wurmer Hans, Kantuscher Josef, Hitzler Willibald,
Wurmer Josef, Kreuzer Anton, Schandl Paul, Bauer Xaver, Rieger Ludwig, Braun Josef, Klotz Josef, Lautenbacher Josef, Seitz Ferdl, Fürst Alois, Wurmer Hans
Über Pfarrer Stephan Prosper Obl (von 1753 - 1791 in Mittenwald) lesen wir in der Pfarrchronik (1962) von Joseph Pölzl: " Die Kirche und ihre Altäre wurden unter ihm mit den prächtigsten Zierden und Paramenten versehen,(....) die große Glocke im Turm aufgehängt und die (Figural-) Musik (= mehrstimmige Musik mit Instrumenten ) auf dem Kirchenchor eingeführt und vervollkommnet" Dass die mittlerweile fest eingeführte Geigenbaukunst die kirchenmusikalische Praxis bereichert und beflügelt hat, versteht sich von selbst.
Nach der Säkularisation (1803) kommt im Jahre 1813 mit Joseph Kindl der erste seminaristisch gebildete Lehrer nach Mittenwald. Dieser versah 25 Jahre lang den Organistendienst. Weiter werden der Hilfslehrer Wolfgang Perfler (1838-1848) und erstmals ein "Chorregent" namens Alois Jais und Sohn genannt. 1885 folgte die Trennung des Chor- und Organistendienstes vom Schuldienst durch die Regierung in München.
Eine Eingabe des Zithermachers Franz P. Schandl um die Übertragung des Organistendienstes wurde 1886 genehmigt und dieser war 50 Jahre lang tätig! Ab 1896 war Ludwig Murr, der spätere Schulrat und Ehrenbürger, Chorregent. "Bei Übergabe des Chores fand (d)er neben den Geigern nur einige Sängerinnen vor. Es gab damals nur zweistimmige Messen" und es dauerte jahrelang, "bis er es fertigbrachte, dass die Geiger den Platz vorne an der Brüstung den Sängerinnen überließen". Bis zu seinem Tod (1945) soll Murr ca. " 60 neue Messen, Requiems (...)darunter auch je eine(r) Messe von Rheinberger, Diabelli, Aiblinger, Spieß und Mozart" einstudiert haben.
Weitere Organisten waren Hauptlehrer Strobl (1937-39 und 1949-1952) und Kaplan Johann Oswald (1939-1949).
Von 1945 bis 1983 übernahm Ludwig Wurmer die Leitung des Kirchenchors. Er führte vor allem die großartigen Messvertonungen von Haydn, Mozart, Schubert, Weber und Gounod in Mittenwald ein.
Von 1952 - 1985 wirkte mit Alfred Tischer erstmals ein staatlich examinierter Organist (Absolvent des Mozarteums in Salzburg) an der Pfarrkirche.
Konzert in Asiago am 09. 07. 1988
Im Jahre 1985 wird die Stelle zum ersten Mal als kombinierte Organisten- und Chordirektorenstelle für einen hauptamtlichen Kirchenmusiker ausgeschrieben.
Thomas M. Wellens hatte diese bis 1991 inne. Bis zur erneuten Besetzung bemühten sich, wie auch schon bei der vorangegangenen Vakanz, Geigenbaumeister Josef Kantuscher und Dr. Lutz Trommsdorff um den Erhalt der Chor- und Orchestertradition.
Seit 1992 wirkt Andreas Frey als hauptamtlicher Organist und Chorregent an St. Peter und Paul. 1998 wurde er zusätzlich zum Dekanatsmusikpfleger für das Erzbischöfliche Dekanat Werdenfels berufen.
Seit jeher mühen sich Kirchenchor und Orchester um eine Musica Sacra, die zu intensiverer Verkündigung, zum Lob Gottes und zu Glaubensvertiefung führen kann, oder mit den Worten des II. Vatikanischen Konzils ausgedrückt: " Das Heilige besser zum Ausdruck bringt ". Dies trifft natürlich auch für die vielen künstlerisch wertvollen Messkompositionen zu, die in Mittenwald gottlob noch musiziert werden.
Denn wenn hier in einer glänzenden Rokokokirche Gottesdienst gefeiert wird, dann trifft auch heute noch die Kirchenmusik eines Mozart oder Haydn die Eigenart der immer schon lebensfrohen und musikfreudigen Werdenfelser und seit vielen Jahrzehnten auch die unserer vielen musikbegeisterten Gäste. Auf diese Weise leisten die Sänger und Musiker zudem einen unschätzbarehohen Dienst für Mittenwald als Touristen- und Urlaubsort.
Durch das große Engagement weit über die regulären Dienste hinaus trugen der Kirchenchor und sein Orchester wesentlich dazu bei, dass die beiden hervorragenden Edskes-Orgeln von 1999 und 2012 finanziert werden konnten.
Neben den Hochämtern an Sonn- und Feiertagen ist der Kirchenchor auch treuer musikalischer Begleiter bei unzähligen Trauergottesdiensten (Requiem), bei morgendlichen Engelämtern in der Adventszeit und den traditionellen Ölbergandachten in der Fastenzeit
Andreas Frey
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