„Seht auf und erhebt euere Häupter, weil sich eure Erlösung naht“ Lk21,28
Ein weiter, staunender Blick, Ergriffenheit und Weite zeigt sich im Gesicht des Engels Gabriel. Er wird für Maria Gottes Bote sein und ihr eine Nachricht überbringen, die ihr weiteres Leben gänzlich verändert. Veit Stoß, der Bildhauer des „Engelsgrußes“ zeigt den Boten Gottes in kostbarer goldener Kleidung und großen Flügeln. Das Aussehen sagt uns: Ich komme aus einer anderen Welt, aus einer anderen Wirklichkeit.
„Gegrüßet seist du, Begnadete. Gott ist mit dir! Fürchte dich nicht!“
Gabriel nimmt mit seinem Gruß Maria das verständliche menschliche Erschrecken. Himmel und Erde berühren sich durch seinen Auftritt. Das Göttliche und das Irdische begegnen sich.
Der Blick des Engels geht in die Ferne, nicht direkt zu Maria; er schaut mit ihr nach vorne, in die Zukunft. „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären…Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden…“
Kennt Gabriel schon das Leben Jesu? Weiß er von seinen Taten, seinen Worten?
Seine aufrechte Kopfhaltung zeigt uns, was Jesu immer wieder verkündete: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht…“
Probieren Sie es aus, heben Sie den Kopf, atmen Sie durch und blicken Sie nach vorne. Welche Wohltat, sich aufzurichten und frei atmen zu können!
Schön wäre es, aber das was auf uns liegt, ist nicht so einfach abzuschütteln.
Da sind die Sorgen um die Gesundheit lieber Menschen und um unsere eigene, da sind die finanziellen Sorgen, wenn eine langjährige Arbeitsstelle nun nicht mehr sicher ist, da sind die alten Eltern, die Probleme in der Partnerschaft, die Sorgen um die Kinder…
Versuchen wir mit dem Blick des Engels zu schauen. Da sehen wir mit ihm die vielen Aufrichtungsgeschichten, die wir von Jesus gehört haben. Die Frau mit dem gekrümmten Rücken, den Mann mit der verdorrten Hand, den Gelähmten, den Blinden. „Steh auf, richte dich auf, sei geheilt, geh…“ so spricht Jesus zu den Bedrückten. Selbst am Kreuz schaut Jesus auf die, die er zurücklassen wird und führt sie zueinander.
Noch weiter geht der Blick des Engels, auch über unseren Horizont der Ängste und Bedrohungen hinaus. Er sieht schon das Licht, von dem Jesaja verkündet: „Es geht auf über denen, die im Dunklen wohnen. Und es strahlt hell.“
In all unserer Düsternis gilt das Versprechen Gottes: es soll wieder licht werden in uns und einst wird alles heil sein bei ihm und „er wird alle Tränen abwischen von unseren Augen und der Tod und das Leid werden nicht mehr sein. Und bis dahin dürfen wir immer wieder aufsehen und das Haupt erheben. Und beim Zurückerinnern – war da nicht einmal jemand, wie ein Engel, unerwartet…aber hilfreich und stärkend, mit neuer Hoffnung für mich? Gottes Botschaft für mich, wer weiß wie Engel heute aussehen?