Geschichte unseres Friedhofs
Die Alte St. Martinskirche in München / Moosach zählt zu den ältesten Kirchen in München. Eine erste urkundliche Erwähnung datiert um 800. Auch wenn wir seit dieser Zeit von Bestattungen um die Kirche ausgehen können, fehlen uns doch gesicherte historische Zeugnisse. Erst die aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und den ersten zehn Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts stammenden historischen Grabmale legen eindeutig Zeugnis der sicherlich schon viel länger bestehenden Bestattungstätigkeit ab.
Im Rahmen der Gründung einer eigenen Pfarrei (die pastorale Betreuung erfolgte bis dato über die Mutterpfarrei St. Peter und Paul im fünf Kilometer entfernten Feldmoching) wurde den Moosachern die Zusage abgerungen, keine Bestattungen mehr auf dem Friedhof um die Alte St. Martinskirche vorzunehmen. Moosach wurde auf dem neu errichteten Münchner Westfriedhof ein eigenes Bestattungsfeld zugewiesen. Die letzte Beerdigung auf dem Moosacher Friedhof war Weihnachten 1909. Durch die Einweihung der neuen Pfarrkirche verloren sowohl die Alte St. Martinskirche als auch der umliegende Friedhof ihre Bedeutung. Ein über Jahrhunderte genutzter sakraler Raum und der Friedhof verfielen in einen Dornröschenschlaf. Während in den Jahren 1937 und in den Jahren 1955 – 1958 die Alte St. Martinskirche umfangreiche Renovierungsarbeiten erfuhr, verfielen die historischen Grabmale und der pflanzliche Wildwuchs nahm überhand.
Im Jahr 1990 übernahm Pfarrer Lindenberger die Pfarrei: die Alte St. Martinskirche wurde wieder in das pastorale Geschehen (Werktagsmessen, Taufen, Hochzeiten) miteinbezogen. Seit dieser Zeit wurden vermehrt Überlegungen angestellt, den Friedhof zu reaktivieren.
Im Jahr 2005 gründeten engagierte Gemeindemitglieder einen Arbeitskreis zur Wiederbelebung.
Die anfängliche Vorgehensweise muss bei rückblickender Betrachtung als „wenig professionell“ bezeichnet werden. Ein erster Versuch in Eigenregie den Wildwuchs zu beseitigen stellte sich als zu schwierig heraus. Eine Landschaftsgärtnerei musste mit schwerem Gerät den dickeren Bäumen und Sträuchern zu Leibe rücken.
Unsere voreilige Abholzaktion generierte umgehend ein viel gravierenderes Problem: viele der historischen Grabmale erwiesen sich – des stützenden Grünwerks beraubt – als umsturzgefährdet. Daher mussten die meisten Grabmale durch aufwändige Stützkonstruktionen gesichert werden; der Zugang zu den Grabstellen wurde – zum Leidwesen vieler Gemeindemitglieder – durch Zäune für längere Zeit gesperrt.
Es war klar, dass wir ohne professionelle Unterstützung nicht weiterkommen würden. Wir schalteten das Bayer. Landesamt für Denkmalpflege ein, das bei einem Ortstermin den Friedhof mit seinen historischen Grabmalen als absolut schützenswertes Ensemble einstufte. Es wurde uns eine Fachrestauratorin zur Seite gestellt, die jedes Grabmal akribisch dokumentierte, auf Schäden untersuchte und die Sanierungserfordernisse festlegte. Parallel dazu wurde von einem Architekturbüro ein Normbelegungsplan erstellt. Mit diesem Plan wurden die historischen Grabmale als künftige Begräbnisstätten festgelegt und noch freie Flächen als weitere Begräbnisstätten definiert. Je nach Größe und Abstand der Begräbnisflächen wird zwischen Kurz-, Normal-, Doppel- und Urnengrab unterschieden.
Nun konnten wir die eigentlichen Sanierungsarbeiten beginnen, die sich in mehreren Bauabschnitten über viele Jahre hinzog. Auf die Auswahl von geeigneten Fachfirmen, die die erforderliche Kompetenz bei der Sanierung historischer Grabmale vorweisen konnten, musste – u. a. wegen der Auflagen bei erhaltenen Zuschüssen – besonders Wert gelegt werden.
Die Finanzierung des gesamten Vorhabens war ein Dauerthema der Kirchenverwaltung: Zunächst wurde aus für dieses Vorhaben reservierten Mitteln der Kirchenstiftung eine kräftige Anschubfinanzierung bereitgestellt. Daneben wurden bei verschiedenen Institutionen (u. a. Bezirksausschuss München Moosach, Mooseder Stiftung, Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Bayer. Landesstiftung, Bezirk Oberbayern, Kulturbaufonds der LHSt München, Verein Ausstellungshaus für Christliche Kunst e. V., div. private Sponsoren) Refinanzierungsanträge gestellt, die – wenn auch oft mit erheblicher zeitlicher Verzögerung – positiv beschieden wurden.
Zeitgleich wurden mit den laufenden Sanierungsarbeiten zwei moderne Gestaltungselemente eingebracht: zum einen wurde auf der Südseite ein sphärisches Kreuz aufgestellt und zum anderen wurde auf der Nordseite eine Totenlichtstele erstellt. Diese zugegebenermaßen sehr eigenwilligen Elemente wurden anfänglich nicht von allen Moosachern gutgeheißen und es bedurfte etwas Überzeugungsarbeit, dass sich diese Kunstwerke durchaus harmonisch in den historischen Friedhof integrieren lassen.
Der Friedhof ist auch ein sakraler Ort: die bei den Arbeiten gefundenen Gebeine wurden gesammelt und im Rahmen der Friedhofsneueröffnung in einer eigens dafür errichteten Grabstätte (der Text dieser Grabstätte lautet: „Hier denken wir an alle, die in früheren Zeiten begraben wurden. Sie sollen nicht vergessen sein! Das ewige Licht leuchte ihnen“) erneut beigesetzt.
Nach erfolgreicher Durchführung mehrerer Sanierungsabschnitte konnten wir an eine offizielle Wiedereröffnung denken. Hierzu waren noch div. rechtliche Rahmenbedingungen zu erfüllen. Unerwartet kam hier von der LHSt München Gegenwind, die die Wiedereröffnung verhindern wollte. Wir konnten aber anhand von div. Unterlagen dokumentieren, dass das Bestattungsrecht nie aufgegeben worden war und in den amtlichen Katasterplänen das Areal immer als Friedhof ausgewiesen worden war.
In Zusammenarbeit mit dem Erzbischöflichen Ordinariat wurden eine Friedhofs-, Gestaltungs- und Gebührenordnung erstellt und nach Genehmigung durch die Stiftungsaufsicht in Kraft gesetzt. Bei der Gesamtkalkulation des Projektes war zu berücksichtigen, dass sich Friedhöfe kostenmäßig selbst tragen müssen und den lfd. Kirchenstiftungshaushalt nicht belasten dürfen. Für die laufende Verwaltung des Friedhofs können wir auf eine spezielle Software des Erzbischöflichen Ordinariats zurückgreifen; die Verwaltungsarbeit (z. B. Liegezeiten, Gebühren) wurde dadurch vereinfacht.
Unsere jahrelangen Bemühungen wurden endlich am 09. Okt. 2016 belohnt: Im Beisein zahlreicher Ehrengäste weihte Msgr. Martin Cambensy den Friedhof feierlich ein. Seit dieser Zeit haben bereits 66 Bestattungen stattgefunden.
Ende 2023 waren die Sanierungsarbeiten an den historischen Grabmalen abgeschlossen. Freie Plätze auf der Nordseite des Friedhofs konnten mit weiteren passenden Grabmalen belegt werden. Zusätzlich wurde eine aus neun Steinstelen bestehende Urnenanlage errichtet.
Unser Friedhof an der Alten St. Martinskirche erfreut sich großer Beliebtheit und das zeigt sich unter anderem darin, dass sämtliche möglichen Grabstellen vergeben sind.
Cornelia Scheurer
verantwortlich für den Friedhof
Leider ist momentan kein Platz auf dem Friedhof frei.
Uns ist es ein Anliegen den Friedhof auch in seiner Schönheit zu erhalten
Spenden erbeten an:
Kath. Pfarramt St. Martin – Moosach
Bankverbindung: Ligabank EG München
IBAN: DE73 7509 0300 0002 1444 50