Worte auf dem Weg
Kreuze, Marterl und kleine Kapellen am Wegesrand sowie die Kirchen sind Ausdruck eines gelebten Glaubens, der die Menschen hier in Ruhpolding über Generationen geprägt hat. Menschen lebten und leben in dem Vertrauen, dass sie auf ihrem Lebensweg nicht allein sind, sondern „von guten Mächten wunderbar geborgen“ sind, wie es Dietrich Bonhoeffer ausgedrückt hat.
Der hier empfohlene Weg beginnt an der Schlosskapelle (Heimatmuseum). Nehmen Sie sich ca. zwei Stunden Zeit. Sie können den Weg jederzeit abkürzen und in den Ort zurückkehren. Legen Sie öfters eine kleine Rast ein und genießen Sie die Landschaft. Sie finden unterwegs auch Gaststätten zur Einkehr und Stärkung. Der Zielpunkt des Weges ist der Dorfbrunnen.
Der Weg erfasst nicht alle der vielen Marterl und Kapellen im Gemeindegebiet. Einige weitere Sehenswürdigkeiten sind auf der letzten Seite aufgeführt.
Wir laden Sie herzlich ein, den Weg entlang der Ruhpoldinger Kirchen, Kapellen und Marterl zu gehen.
Kath. Pfarrei St. Georg, Evang-Luth. Kirchengemeinde und politische Gemeinde Ruhpolding
Ein Faltblatt zum Weg ist in der Pfarrkirche St. Georg und in der Tourist-Info erhältlich.
1. Schlosskapelle
Die Schlosskapelle gehört zum herzoglichen Jagd-schloss der Wittelsbacher.
Im Renaissancestil 1587 erbaut, erfuhr sie später eine Veränderung in Richtung Barock. Der Altar wurde erst am 23. Juli 1754 durch Fürstbischof Franciscus Carolus vom Chiemsee feierlich konsekriert. Die Bilder an der Decke zeigen das Leben der Gottesmutter Maria.
Bevor die evang. Kirche gebaut wurde, diente die Schlosskapelle über einige Jahre den evangelischen Christen in Ruhpolding als Gottesdienstort.
2. Mutter Gottes an der“Taverne“
Am Hauseck vom „Hotel zur Post“ ist diese Marienstatue eingefügt. Maria, die Königin des Weltalls. Sie soll das Haus beschützen und alle Reisenden, sowie früher die Fuhrleute und Händler, begleiten.
Die Figur ist ein Zeichen für ihre tragende Gegenwart.
Der vorgeschlagene Weg führt weiter zum Rathaus und von dort hinauf zum Kirchberg. Gehen Sie den Berg langsam an. Es ist wie eine kleine Wallfahrt.
3. Bildstock Gegeißelter Heiland
Beim Pfarrhof steht neben der Linde eine Nachbildung des Gnadenbildes des „Gegeißelten Heilandes auf der Wies“.
Dieser wurde im Jahr 1730 für die Karfreitagsprozession des Klosters Steingaden als Tragefigur geformt.
Unser Bild zeigt den Heiland mit schmerzverzerrtem Gesicht, das trotzdem Frieden und Glanz aus-strahlt. Gegenüber sehen Sie am Pfarrzentrum ein kosmisches Mosaik mit dem König David, davor der Franziskus-Brunnen.
4. Kriegergedächtniskapelle
In würdigem Gedenken an die Gefallenen der Gemeinde Ruhpolding des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und der beiden Weltkriege sind deren Namen auf Marmorplatten verewigt.
Im Innen-raum des vom Münchner Architekten Willi Erb entworfenen Denkmals befinden sich eine Pieta des Bildhauers Wallisch und ein Messingbuch mit den Namen der Vermissten des Zweiten Weltkrieges.
Die Kapelle wurde am 16. September 1923 eingeweiht.
5. Pfarrkirche St. Georg
Die Krönung der Ruhpoldinger kirchlichen Bauten und das Wahrzeichen im Tal der Weißen Traun ist die Pfarrkirche St. Georg, erbaut in den Jahren von 1738 bis 1758.Berühmt ist die „Ruhpoldinger Madonna“ am rechten Seitenaltar, eine Figur aus der frühen Romanik.Die ersten Kirchen im romanischen und gotischen Stil standen hoch oben auf dem Bergfriedhof.
6. Schmerzhafte Madonna an der Linde
Eine barocke Holzfigur der Muttergottes, die um ihren toten Sohn trauert. Das Gesicht Marias ist von Schmerz und stillem Leid gezeichnet.
Die Gottesmutter am Aufgang zum Bergfriedhof ist ein Trost nicht nur für die Menschen, die ein Grab besuchen.
Der Bergfriedhof hat seinen ganz besonderen Charakter. Man spürt es, dass hier die Verstorbenen zwar in der Erde bestattet, aber gleichzeitig dem Himmel anvertraut sind.
7. Bildstock des Hl. Korbinian
Patron des Erzbistums München und Freising.
Einer von jenen heiligen Männern, die mit ihrem Schweiße das alte Bayernland befruchteten und mit ihrem Worte die Gottfernen bekehrten. Korbinian wird als erster Bischof von Freising zu Recht zu den Aposteln Bayerns gezählt.
Ruhpolding wurde 1811 selbständige Pfarrei und kam 1817 zur Erzdiözese München und Freising.
8. Totenbretter
Früher wurden die Verstorbenen auf ein Brett aufgebahrt und zu Grabe getragen. Anschließend sind diese Bretter zugeschnitten, beschriftet und verziert worden.
Heute sind die Totenbretter aus-schließlich Erinnerungstafeln an Bürger, die sich besonders für die Allgemeinheit verdient gemacht haben.
Weitere Totenbretter finden Sie z. B. bei der Miesenbacher Kapelle und vor der Kirche St. Valentin in Zell.
9. Bildstock Hl. Rupert und Hl. Virgil
Die heiligen Bischöfe Rupert und Virgil gründeten das Bistum Salzburg. Es reichte in unserer Gegend bis zum Inn bei Wasserburg.
Ruhpolding unterstand bis 1803 dem Bischof von Salzburg.
Bildstöcke halten die Vergangenheit sichtbar lebendig. Oft geben sie nicht preis, wann und von wem sie errichtet wurden.
Das gilt auch für die alten Steinkreuze, die vereinzelt in unserer Gegend zu sehen sind.
10. Kapelle der Miesenbacher
1993 wurde das 100-jährige Bestehen des Miesenbacher Trachtenvereins begangen. Zum Andenken baute man diese Kapelle.
Die ansprechende Marienfigur schuf der Ruhpoldinger Bildhauer Helmut Müller. Wie bei der Ruhpoldinger Madonna stellt sie die thronende Gottesmutter dar, die dem Betrachter das segnende Jesuskind darbietet.
Umrahmt wird die Figur von einem Rosenspalier.
Am 29. April 1994 erfolgte die Einweihung.
11. Gedenkstele für Georg Graf von Hertling
Gegenüber vom Haus Regenbogen, wo der Fußweg von der Brandstätterstraße zum Kurpark führt, erinnert eine Stele an die ehemalige Villa Hertling, die dem Ministerpräsidenten und Reichskanzler Georg Graf von Hertling und seiner Familie als Landsitz gedient hat. Neben seinem Wirken als Politiker der Zentrumspartei war von Hertling ein bedeutender Vertreter der christlichen Philosophie und Gründer der Görresgesellschaft. Er starb 1919 in Ruhpolding, seine letzte Ruhestätte fand er in der Kapelle am Bergfriedhof.
12. Mühlbauernkapelle
Die Mühlbauernkapelle an der Straße nach Wasen wurde 1836 von den damaligen Bauern Vorderrausch und Mühlbauer erbaut und betreut.
Bei der Renovierung 1989 und der Freilegung der Fresken durch den Ruhpoldinger Kirchenmaler Sigi Geierstanger zeigte sich, dass es sich um eine Ölbergkapelle handelt.
Das ehemalige Altarbild von 1837 sowie die Fresken sind von Heinrich Dagn, einem Ruhpoldinger Künstler.
13. Schützenkapelle
1986 wurde das 575-jährige Jubiläum der Königlich priviligierten Feuerschützengesellschaft gefeiert.
Als bleibendes Andenken wurde diese Kapelle, ein Meisterwerk alter Zimmermannskunst errichtet. Der Ruhpoldinger Bildhauer Helmut Müller schnitzte das Kreuz, die Patrona Bavariae und den Hl. Sebastian, zu dessen Ehre die Kapelle gebaut wurde.
Jedes Jahr feiern hier die Schützen am Sebastiani-Tag (20. Januar) eine Andacht.
14. Evangelische Johanneskirche
Die Kirche wurde nach dem Entwurf der einheimischen Architekten Sepp und Veit Plenk gebaut und am 9. November 1952 eingeweiht. Die überlebensgroße Kreuzigungsgruppe in der Apsis, der Altar und der Taufstein sind Werke des bekannten Ruhpoldinger Bildhauers Andreas Schwarzkopf. Erst im Jahre 1956 wurde das Pfarrvikariat Ruhpolding eine selbständige Kirchengemeinde.
15. Feldkreuz am Weg
Feldkreuze sind Wegweiser, Blickfänge, Ruhe- und Treffpunkte. Sie sind Orte für religiöses Innehalten.
Der bayerische Minister Montgelas hatte 1799 eine Verfügung erlassen, alle Feldkreuze zu entfernen. Er sah in den Feld-kreuzen einen mittelalterlichen Aberglauben.
Zum Glück wurde der Erlass nicht überall befolgt. Es ist erfreulich, dass in unserer Gegend so viele Kreuze liebevoll erhalten, gepflegt und zum Teil erneuert werden.
16. Nepomukkapelle
Schon immer war diese Kapelle an der Johannesbrücke aus dem 18. Jahrhundert Eigentum des „Wirth von Ruhpolding“ (Fam. Rechl).
Ein schönes Barockgitter verschließt das Halbrund der Kapelle nach außen.
Die Figur des Hl. Johannes Nepomuk stammt aus der Zeit um 1750 und stellt in kunstvoller Form den beliebten Brückenheiligen dar. Er hält das Kreuz des Segens und der Erlösung in der Hand.
17. Gedenksäule Hl. Olga
Die Säule befindet sich neben einem Treppenaufgang an der Hauptstraße.
Soweit bekannt, wurde sie errichtet zum stillen Gebet für einen Menschen, der hier von einem herabfallenden Ast erschlagen wurde. Das Bild der Hl. Olga erinnert an den Namen der späteren Hauseigentümerin.
Es gibt in unserem Ort eine Reihe weiterer religiöser Zeichen, die erst zu sehen sind, wenn man genauer hinschaut oder aufblickt: z.B. die Wandgemälde an Häusern.
18. Marienstatue am Dorfbrunnen
Der Ruhpoldinger akademische Bildhauer Georg Hinterseer fertigte 1931 die Muttergottesfigur für den Dorfbrunnen.
Maria genießt beim bayerischen Volk hohes Ansehen. Sie ist Anlaufstelle bei jedem persönlichen Anliegen und Herzenskummer, sowie bei Seuchen, Kriegen und Katastrophen.
Der Kurfürst Maximilian I. kürte 1638 Maria zur Schutzherrin von München und Bayern mit dem Titel „Patrona Bavariae“.
Maiergschwendterkapelle
„Herr du bist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht“, so lautet die Inschrift in dieser Kapelle. Der Bau geht zurück auf ein Gelübde der Maiergschwendter Austragsbäuerin Walburga Zeller.
Die Planung und Ausführung lagen in den Händen ihres Sohnes Anton Zeller. Bei einer Andacht am 19. Juli 1992 wurde sie feierlich eingeweiht.
Kirche St. Valentin in Zell
Wenn man den Weg bei der evang. Johanneskirche (14) in Richtung Südosten verlässt, kommt man nach 15 Minuten zur Kirche St. Valentin.
Diese Kirche ist romanischen Ursprungs und geht vermutlich auf das 12. Jahrhundert zurück.
Die Heiligenfiguren sind Meisterwerke der Gotik. Der Hl. Valentin im Bischofsornat steht im Zentrum des Hochaltars. Die beiden Nebenfiguren sind St. Konrad und St. Dionysius.
Kapelle Maria Schnee in der Urschlau
Wandert man der Urschlauer Ache entlang, so kommt man eine halbe Stunde nach dem Ortsteil Brand an einen sonnigen Hang mit dem idyllisch gelegenen Kirchlein „Maria Schnee“.
Die Kapelle wurde 1630/31 gebaut, jedoch erst am 22. Juli 1754 vom Bischof von Chiemsee konsekriert. Tags zuvor weihte er die Kirche St. Georg.
Kreuzweg in der Urschlau
Leid und Erlösung waren das zentrale Thema in den Werken des Künstlers Andreas Schwarzkopf. Nach vielen religiösen Kunstobjekten setzte sich der 1902 geborene
A. Schwarzkopf im reifen Lebensalter in den 70er und 80er Jahren mit dem Kreuzweg als finalem Lebensthema auseinander und arbeitete während dieser Zeit an der detaillierten Fertigstellung von 13 Bronzerereliefs eines noch zu konzipierenden Kreuzwegs.
Auf Betreiben von Joseph Böddecker nahm dieses Projekt in den letzten zwei Jahrzehnten immer konkreter Gestalt an. Auf Vorschlag von Professor Ytterhagen, Dozent an der Universität von Amsterdam, wurde nach langem Ringen die Idee eines ringförmigen Stelen-Kreuzweges in der Nähe der Kirche von Maria Schnee vorgeschlagen und diese visionäre Idee in verhältnismäßig kurzer Zeit in die Realität umgesetzt. Heute dient das "Unicus Orbis Vita" genannte Gesamtensemble bei Einheimischen und Gästen als Ort des Gebets und der spirituellen Einkehr.