Mit Freude komme ich zum 1. Oktober 2023 als Ihr Pfarradministrator in die Pfarreien St. Franziskus und St. Andreas. Unserem Erzbischof danke ich für sein Vertrauen, das er in mich als Leiter setzt. Das Seelsorgeteam, die Verwaltungsleitung und ich sind jeweils zu 50% für die zwei Pfarreien beauftragt. Neben den bekannten Persönlichkeiten Pater Binoy Parakkada, Pastoralreferentin Christina Brandl-Bommer, Pastoralassistent Christopher Slotta und Verwaltungsleiterin Ingeborg Heidler kommt Gemeindereferentin Franziska Demuth neu zu uns. Ich bin dankbar für die mitarbeitenden Frauen und Männer im Pastoral- und Verwaltungsdienst, die mich bei der Leitung unterstützen werden! Über das ehrenamtliche Engagement habe ich schon viel gehört und das stimmt sehr hoffnungsfroh! Bitte bedenken Sie alle Seelsorgenden und die Verwaltungsmitarbeitenden mit Ihrem Sympathievorschuss, damit es echtes Verstehen unter uns allen geben kann. Das ist mir ein großes Anliegen.
Die Neugier auf das Kennenlernen der Orte und Geschichte von Neufahrn und Mintraching, Eching, Dietersheim ist sehr groß. So wie jeder Mensch – bringt jeder Ort seine eigene(n) Glaubensgeschichte(n) in unterschiedlichen Prägungen mit sich. Mit dem Seelsorgeteam ist es mir ein Herzensanliegen, Ihnen auf dem Lebens- und Glaubensweg begleitend zur Seite zu stehen. Wir wollen mit Ihnen die Freude am christlichen Leben in Verkündigung, Liturgie und Diakonie teilen.
Sicherlich gesellen sich auch Herausforderungen dazu! Was vorher ein Pfarrer für eine Pfarrei geleistet hat, das muss ich nun für beide Pfarreien zu leisten versuchen. Gleiches gilt für das Seelsorgeteam und die Verwaltung. Ich danke schon jetzt für das mir und uns entgegengebrachte Verständnis, wenn manches nicht mehr 1:1 wie früher umgesetzt werden kann. Müssen wir darum verzagen? Nein, denn wir können erkennen: Kirche und Glaube fordern zu allen Zeiten heraus und sind nie fertig im Paket vollendet. So ist dies gerade die Chance zum Einbringen und Mitwirken durch viele lebendige Glieder, die wir durch unsere Taufe am Leib Christi doch darstellen!? Das Motto ist: „Herr erwecke deine Kirche – und fang bei mir an!“ (GL 22,3) Überzeugt bin ich davon, dass wir gemeinsam in der Kraft des Glaubens und in der Weg- und Zeugengemeinschaft der ganzen Kirche bestehen können. Vertrauen, menschliche Offenheit, Ideen und Tatkraft sind die Schlüssel, um gemeinsam unsere Pfarreien weiterzuentwickeln und einander geistlich zu stärken. Dazu wird es wohl Demut brauchen in der Art eines Pedro Arrupe: „Die Reife eines Menschen zeigt sich am deutlichsten an dem Dienst, den er in einer Gemeinschaft leistet.“
Denn: Unsere Pfarreien sollen Orte der Begegnung, des Trostes und der Hoffnung sein – nicht nur für uns, sondern besonders für die Menschen, die an diesen Orten mit uns leben, die vielleicht am Rand stehen oder vom Evangelium noch nie etwas hörten. Mission – Weitergabe des Glaubens – auf Jesu Christi Wort hin bereitet Freude! Die Einladung gilt immer für alle: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es!“ (Frere Roger, Taize)
Lassen Sie uns unseren menschenfreundlichen Gott auf die Fürsprache Mariens, des hl. Korbinian und unserer Pfarrpatrone darum bitten, dass ER unseren gemeinsamen Anfang in St. Franziskus und St. Andreas segne – zum Lob seines Namens und zum Heil aller!
Ich grüße Sie in der Vorfreude auf baldige Begegnung und in der Gewissheit, dass der Herr uns segnet: „Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre eure Herzen in der Gemeinschaft mit Christus Jesus!“ (Phil 4,7)
Ihr Adriano Sturchio
Pfarradministrator von Neufahrn und Eching
Msgr. Peter Lederer
Pfarrer in Neufahrn von 01.09. - +12.12.2022
Wolfgang Lanzinger
Pfarrer In Neufahrn von 2010 - 2022
Tränen der Wehmut zum Abschied hatte er sich verbeten, es sollte ein fröhliches Dankesfest werden. In diesem Sinn spielten die Bläser dann auch „Oh happy day!“, als sich die Pfarrei Sankt Franziskus Neufahrn nach zwölf Jahren von Pfarrer Wolfgang Lanzinger verabschiedete. Er wird Ende August 70 Jahre alt, geht in den Ruhestand und zieht von Neufahrn weg.
Der große Rathausplatz war mit hunderten Besuchern gefüllt, als Lanzinger zum Open-Air-Gottesdienst einzog. Mehrere Dutzend Ministranten, Ruhestandspfarrer Otto Steinberger, Diakon Günter Gerhardinger und Pastoralreferentin Christina Brandl-Bommer bildeten bei strahlendem Sonnenschein mit ihm eine große Prozession. Umrahmt wurde die bunte Szenerie von den Ortsvereinen mit ihren Fahnenabordnungen. Bei den Fürbitten wurde nicht nur für die Menschen in der Ukraine gebetet, sondern auch für den scheidenden Pfarrer und seinen bereits ernannten Nachfolger Peter Lederer.
„Weil man Pfarrer Lanzinger nicht einfach leise gehen lassen kann“, wie Pastoralreferentin Brandl-Bommer betonte, schoss nach dem Festgottesdienst die Böllerschützenkompanie des Schützenvereins Kleeblatt einen donnernden Ehrensalut. Schützenmeister Günther Maisberger hatte zuvor dem Pfarrer gedankt, der alljährlich am Sebastianstag einen feierlichen Schützen-Gottesdienst zelebriert hatte.
Bei einem Festakt im überfüllten Franziskussaal beschwor Bürgermeister Franz Heilmeier für die gute Nachbarschaft. Rathaus und Kirche seien in Neufahrn nicht nur räumlich nah beieinander. Wolfgang Lanzinger habe durch seine Spiritualität und seinem Einsatz als Seelsorger das Leben in der Gemeinde maßgeblich mitgestaltet. Für die Evangelische Kirchengemeinde betonten Pfarrerin Karin Jordak und Pfarrer Gerhard Körber die gute ökumenische Zusammenarbeit, die sich bei vielen Gottesdiensten, aber auch in der Zusammenarbeit in der Sozialstation bewährt habe. Jordak wies darauf hin, dass es einmalig sei, dass die politische Gemeinde und die beiden Kirchen gemeinsam Träger der Sozialstation sind.
Mit einem launigen Duett dankten Kirchenpfleger Franz Steinberger und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Thomas Kraus für die gute Zusammenarbeit, die stets zielführend gewesen sei. Pfarrer Lanzinger hinterlasse nach vielen Renovierungen ein bestelltes Haus und eine lebendige Pfarrei. Als Geschenk überreichten sie eine CD, auf der die zahlreichen Musikgruppen der Pfarrei ein „best of“ eingespielt hatten. Eine Live-Kostprobe daraus lieferten der Kirchenchor und die Blumentopf-Alphornbläser
Den vielen Jugendlichen sprach Alessia Tiso aus dem Herzen, als sie erwähnte, dass Pfarrer Lanzinger der Pfarrjugend viel Vertrauen entgegengebracht habe. „Bei uns waren Gottesdienste möglich, die nicht immer mit den offiziellen Positionen der Amtskirche in Einklang waren.“
Weil Pfarrer Lanzinger als vielbeschäftigter Mann in all den Jahren nie Zeit gehabt habe, das Kasperl-Theater beim Pfarrfest zu besuchen, kam zum Abschied der Kasperl zu ihm. Gertrud Ritter-Bille hatte ein viel belachtes Stück geschrieben, „in dem Ähnlichkeiten mit lebenden Personen natürlich purer Zufall“ sein sollten. Mit einem „Halleluja“ auf ihren Chef bedankten sich anschließend die Bediensteten der Pfarrei musikalisch und brachten damit den Saal zum Rocken.
„Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau“ stellte Pastoralreferentin Christina Brandl-Bommer fest, als sie der Pfarrhausfrau Brigitte Heinrich dankte. Sie habe sich voll eingebracht, viele spirituelle Impulse in Neufahrn gesetzt und dem Pfarrer den Rücken freigehalten. Als dann die Besucher das „Laudato si“ anstimmten und dem Pfarrer am Schluss mit minutenlangen, frenetischen Ovationen dankten, kam dann doch noch Wehmut auf beim Abschied von Pfarrer Wolfgang Lanzinger in Neufahrn.
Ernest Lang
Ein Halleluja für Pfarrer Lanzinger
1.Zum Abschied muss was Besondres her,
denn Pfia Gott sogn, des fällt uns schwer.
Die Herzen san voll Dank und des ghört gsunga.
Er bist der beste Chef der Welt,
der seine Leut zusammenhält
wia koana sonst, mia singa ihm: „Vergelts Gott“!
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
2. Die Leute aus dem Pfarrbüro,
die waren um ihn bsonders froh,
weil Lanzinger behielt meist doch den Durchblick.
Sei´s Stress mit dem Ordinariat
Die Umsatzsteuer, mei wie fad,
er löste vieles einfach à la Lanzinger.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
3.So manche Mesner haben`s schwer,
der Job belastet sie doch sehr.
Sie haben halt koan Chef, wie wir ihn hatten.
An manchem großen Feiertag
ist d´Sakristei a Taubenschlag
der Pfarrer aber stets die Ruh bewahrte.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
4. Das Miteinander war perfekt
hat man mal ein Problem entdeckt,
der Pfarrer konnte gut fünf grad sein lassen.
Er hat vier Mesner an der Hand
und ist er auch der Zelebrant,
er könnte alles auch perfekt alleine.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
5. Die Menschen in uns‘rer Pfarrei,
die sind ihm gar ned einerlei,
egal ob Trauer, Hochzeit oder Taufe.
Sie dürfen alle zu ihm kommen,
am liebsten Kinder ned nur die Frommen,
es liegen ihm doch alle sehr am Herzen.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
6. Ob Kirchenglocken, Jubiläumsfest,
er kümmert sich gern um alles selbst,
dabei verausgabt er sich bis zum Umfalln.
Die Orgelmusik und der Kinderchor,
die zaubern bei ihm ein Lächeln hervor,
er predigt kurz und knapp und des is guad so.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
7. 2018 tat man Kund:
Jetzt braucht’s a no an Kitaverbund.
Ja wer wohl hat sich dann der Sach ang´nommen?
Irgendwann ging a die Gründung flott,
Weil er es übernommen hot,
Und jetzt laft ois scho grod wia vo selba.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
8. Im Frauenbund wirst sehr geschätzt.
Hast dich für jeden Wunsch eing´setzt,
du weißt schon gut Bescheid, was Frauen wollen.
Hast Tische g´schleppt und eingeheizt,
damit wir´s warm ham z´allermeist,
warst immer für uns da, wir sagn: VERGELT´S GOTT!
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
9. Für´n Frauendiakonat setzt du dich ein,
fragst dich, kannt des ned endlich sein.
Du schätzt die Frauen ehrlich, unterstützt sie.
Nur wenn da Pfarrer sich bewegt,
in unserer Kirch was weida geht,
nur mitanand hat Jesus hier no Chancen.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
10. Wer geht durch Neufahrn noch bei Nacht (flüstern)
und gibt auf unsre Kirchen acht?
Es ist da Pfarrer Lanzinger mit de Schlüssel.
Er hält sei Sach stets guad in Schuss
Mit Schlamperei da macht er Schluss.
Den Überblick, den konnt er stets bewahren.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
11. Jubiläen macht er grandios mit,
sei´s Burschen, FC oder TiB,
dem Treffen internationaler Bürger.
Für jeden hast a offnes Ohr,
für den Obdachlosen wie den Chor,
a Hörgerät wirst deshalb wohl bald brauchen.
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (2x)
12. Du orgelst für Dein Leben gern
Zu Deiner Freud und für Dein Herrn
Frühmorgens schon und ganz spät in den Nächten.
Du schenkst uns noch ein Orgelkonzert.
Viel Üben sind wir dir da wert,
an deinem letzten Tag, da werden wir schluchzen:
Danke, schee war´s, schee war´s, Danke! (4x)
Ein Seelsorger in stürmischen Zeiten
Pfarrer Wögerbauer zum Gedenken
Die katholische Pfarrei Sankt Franziskus Neufahrn trauert um ihren ehemaligen Pfarrer Matthias Wögerbauer. Der Seelsorger stand von 1969 bis 1985 an der Spitze der Pfarrei. Am 19. März, dem Josefi-Tag, verstarb Wögerbauer in Bad Aibling, wo er seinen Ruhestand verbrachte. Er wurde 91 Jahre alt.
Matthias Wögerbauer kam 1969 nach Neufahrn, als der Ort einen stürmischen Aufbruch erlebte. Käthe Winkelmann war wenige Jahre davor als erste Frau in Bayern zur Bürgermeisterin gewählt worden, mit AVON hatte sich gerade ein großer Industriebetrieb mit 3.000 Arbeitsplätzen angesiedelt, die Bevölkerungszahl stieg binnen eines Jahrzehnts von 3.000 Einwohner auf die 10.000er Marke.
In Folge des 2. Vatikanischen Konzils kam es auch zu einer lebhaften innerkirchlichen Entwicklung: Der erste Pfarrgemeinderat wurde 1970 gewählt, die erst 1963 geweihte Pfarrkirche Sankt Franziskus und das Pfarrzentrum mussten nach den neuen liturgischen Richtlinien umgebaut werden. Pfarrer Wögerbauer zeigte sich für die Kirchenreform aufgeschlossen. Er forcierte das Engagement der Laien in der Pfarrei, führte einen regelmäßigen Lektoren-Dienst ein, installierte Laien-Kommunionhelfer und ließ Mädchen als Ministranten zu.
Die Standortentscheidung für den Münchner Großflughafen im Erdinger Moos löste ab 1970 in Neufahrn einen Proteststurm aus, der auch die Pfarrei erfasste. So verweigerte Pfarrer Wögerbauer dem Ordinariat den Gehorsam, als die Pfarrei aufgefordert wurde, eine Klage gegen die Flughafenpläne zurückzuziehen.
Das rasante Bevölkerungswachstum fand auch seinen Niederschlag in der Seelsorge. An bis zu sieben Sonntagen hintereinander wurde in der Pfarrei Erstkommunion gefeiert. Mit Sankt Wilgefortis entstand 1972 der zweite Kindergarten der Pfarrei auf Kirchengrund an der von Halt-Straße. Unterstützt wurde Pfarrer Wögerbauer anfangs vom späteren Münchner Stadtpfarrer Konrad Vogt, der damals als studierender Priester in Neufahrner Pfarrhaus lebte. Hilfe in der Seelsorge erhielt er auch von Ruhestandspriestern, dann von den ersten Pastoralreferenten und in seinen letzten Neufahrner Jahren von Kaplan Martin Garmaier. Nach 15 aufreibenden Jahren in Neufahrn meinte Pfarrer Wögerbauer, es sei Zeit für einen Wechsel. Er übernahm 1985 die Pfarrei Heilig Kreuz in Dachau, wo er 15 weitere Jahre wirkte. Für seine Verdienste um die Seelsorge wurde er mit dem Ehrentitel „Geistlicher Rat“ ausgezeichnet. 2016 konnte er 60 Jahre nach seiner Weihe sein Diamantenes Priesterjubiläum feiern.
Das Requiem für Pfarrer Wögerbauer mit anschließender Beerdigung im Priestergrab fand am Donnerstag, 24.März 2022 um 13:30 Uhr in seiner Heimat Schloßberg bei Rosenheim statt. Die Pfarrei Neufahrn gedachte ihres früheren Seelsorgers bei einem Gottesdienst am Donnerstag, 31.März, um 19 Uhr in der Franziskuskirche.
Ernest Lang