Auf der Suche nach Gott
Tobias Eibl wurde 1979 in Erding geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Walpertskirchen. Nach dem Abschluss der Realschule begann er seine Berufsausbildung bei der Bayrischen Polizei. Nachdem er dort fast sieben Jahre Dienst geleistet hatte, kündigte er seinen Beruf, holte das Abitur nach und begann ein Philosophie- und Theologiestudium, zuerst an der Katholischen Universität in Eichstätt und dann am Studium Biblicum Franciscanum in Jerusalem. Im Heiligen Land lernte er seine Ordensfamilie kennen, das Institut des Fleischgewordenen Wortes, in die er 2011 eintrat.
Diese Ordensfamilie, eine aus Argentinien stammende, missionarische Gemeinschaft, die auch über einen Schwesternzweig verfügt, ist auch in Ländern der Dritten Welt vertreten. Nach einem Jahr Vorbereitung im Noviziat in Italien erfolgten 2011 das zeitliche Gelübde von Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam sowie ein ordenseigenes Gelübde, der vollkommenen Hingabe an Maria, der Mutter Gottes im Geist des heiligen Ludwig Grignion von Montfort. Im Jahr 2015, nach der ewigen Profess, wurde Tobias Eibl in Montefiascone (Italien) zum Diakon geweiht. Am 25. Juni 2016 erfolgte nun dort auch seine Weihe zum katholischen Priester.
Den bisher zurückgelegten Weg sieht er selbst als großes Geschenk: „All die Jahre nach der Kindheit waren eine Suche nach Gott. Ich bin unendlich dankbar für den Glauben, den mir meine lieben Eltern vermittelt haben! Er hat mich durchgetragen und mir immer gezeigt, dass er wertvoller ist als Gold und Silber; der Glaube ist das einzige, was wirklich trägt, weil er in die Ewigkeit hineinreicht.“ Seine Suche nach dem, was Gottes Pläne waren, fand den Nährboden im Polizeialltag. Durch die beruflichen Erfahrungen einer Realität „zerbrochener“ Menschen und Familien, von Personen, gefangen in Drogen, Gewalt und Verzweiflung, von Straftaten und Suiziden, bekam er einen Einblick in den gottfernen Adam nach dem Sündenfall, einem Menschen der ohne „seinem Ursprung“ – nämlich Gott – am Ende ziellos durchs Leben geht und abdriftet.
Besonders die Erfahrungen mit Personen, die sich das Leben nehmen wollten oder es taten, bewiesen ihm die Notwendigkeit „tiefer zu gehen“. So sagt er selbst: „Ich erlebte in diesen Momenten, dass es bei einem Leben ohne Gott am Fundament fehlt und dieses Leben daher unbefriedigend ist; der Mensch ist unglücklich, weil es ihm an Tiefgang fehlt, der Sinn und Halt gibt, nämlich an der Verwurzelung mit seinem persönlichen Ursprung (Gott), weshalb auch Augustinus sagte ‚unser Herz ist ruhelos, bis es Ruhe findet in Dir, o Gott!‘“. Dankbar für all diese Momente entdeckte er, dass seine Mission eine andere ist: er will eine Brücke zwischen Gott und den Menschen sein und damit einer höheren göttlichen Ordnung und Gerechtigkeit dienen, in der es auch um Barmherzigkeit geht. Es ist ein Priester, der in diesem Horizont wirkt.
Durch seine christliche Erziehung ist Tobias im katholischen Glauben verwurzelt, doch die Entscheidung, alles „aufzugeben, um Christus nachzufolgen!“ war ein innerer Kampf: „Der Priester setzt die Mission Jesu, dem
menschgewordenen Sohn Gottes, fort. Bei der Weihe wird dem Kandidaten die Vollmacht verliehen, das zu tun, was Jesus getan hat – eine Vollmacht als Gabe und Aufgabe, die ihn befähigt, die Sünde aus dem Herzen wegzunehmen durch die Lossprechung in der Beichte, in der Gott durch den Priester die Sünde vergibt. Wie oft dachte ich während des Polizeidienstes ‚ach könnte ich doch diesem Menschen die Last, die oft persönliche Sünde war, nehmen‘. Aber als Polizist hat man andere Aufgaben. – Doch nun als Priester kann und darf ich es!“
Im Gebet und Studium, das ihn schließlich bis nach Jerusalem führte, durfte er die Kraft des Evangeliums kennen und spüren lernen. Er selbst formuliert es so: „Das Evangelium meditieren zu dürfen, war Quelle intensiver Kraft und Treibstoff auf dem Weg, denn es ist die von Gott ergangene, endgültige Offenbarung seiner selbst auf menschlicher Augenhöhe in der Person Jesu. Das Evangelium ist das Buch, welches mit dem Beweis des Todes Jesu zeigt, dass Gott den Menschen unendlich liebt, weil er ihn selbst erlöst hat. Es ist, als wenn ein Polizist die erstellten Strafzettel wegen der Fehltritte der Bürger selbst bezahlen würde. Und genau dieser Priester ist es, der diese Erlösung vergegenwärtigt in der Messe.“ All diese katholischen Wahrheiten bewirkten bei ihm am Ende die Entscheidung, sich in den Dienst Gottes und dadurch auch in den Dienst des Menschen zu stellen, nicht mehr als Ordnungshüter, sondern als „Rückordner zu Gott “, durch eine neue Beziehung zum Schöpfer.
Tobias selbst erwägt seine bisherige Wegstrecke so: „Rückblickend auf diesen wunderbaren, bisher zurückgelegten Weg, staune ich über all die göttlichen Fügungen, die mich sicher an meinen Platz in meiner Ordensfamilie gebracht haben. Nach der Priesterweihe geht es nun weiter: sowohl als Ordensmann – in evangelischer Radikalität von Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, als auch als Priester, gesandt und beauftragt, das zu tun, was niemand anderer, auch kein Polizist tun kann: durch die Spendung der Sakramente das Übel aus den Herzen zu räumen und so für eine höhere Ordnung zu sorgen, einer Ordnung, in der der Mensch gerufen ist zu einer Freundschaft mit Gott in Vorbereitung auf ein ewiges Leben bei Gott im Himmel. Der Priester wirkt als Brücke zu diesem ewigen, göttlichen Leben – einer Brücke zu Gott – und er ist es, der durch Beichte und Messe den Beginn des göttlichen Lebens im Herzen des Menschen als Instrument bewirken darf.“
Von seiner Heimatprimiz am
24. Juli 2016 erwartet er sich nur eines:
öffentlich danke sagen zu dürfen: danke für den Glauben, danke an Gott für die Berufung, danke für die Eltern und Familie, die Heimat, die Pfarrei, und danke an alle, die mit ihm dieses Fest vorbereiten und feiern. Es soll für alle ein Vorgeschmack auf das große Fest im Himmel sein.
Tobias und Stephan Eibl