Das Lehel (gesprochen "Lechl") war seit den Tagen Ludwigs des Bayern Wohngebiet für alle diejenigen, denen man wegen ihrer Armut die Niederlassung im Stadtgebiet verweigert hatte. 1724 wurde es dem Burgfrieden einverleibt und damit älteste Münchner Vorstadt.
(Bild links: Das St.Anna-Klosters um 1840 nach einem historischen Gemälde im Franziskanerkloster St. Anna)
Ursprünglich zur heutigen Dompfarrei gehörig, bekam das Gebiet mit Gründung eines Klosters der Hieronymiten im Jahr 1725 eigene Seelsorger, 1737 mit Einweihung der Klosterkirche St. Anna eine eigene Kirche (1. Rokokokirche Altbayerns, Architekt: Joh. Michael Fischer, Ausstattung: Gebrüder Asam, Joh. Baptist Straub).
(Bild links: Das Innere der Klosterkirche St. Anna)
1944 im Bombenkrieg zerstört, wurde der Wiederaufbau 1979 abgeschlossen (1966 Rekonstruktion der ehemaligen Rokokofassade anstelle der neuromanischen Fassade mit den beiden Türmen von 1852.
(Abbildung rechts: die neoromanische Fassade der Klosterkirche 1944)
Bild oben: Außenansicht der Klosterkirche heute
Nach der Säkularisation des Klosters (bereits 1802) und Vertreibung der letzten Patres aus der Seelsorge (1807) wurde das Lehel unter rasch wechselnden Weltgeistlichen 1808 zur 3. Stadtpfarrei Münchens erhoben (nach St. Peter und der Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau).
Am Allerheiligentag 1827 berief Ludwig I. persönlich die Franziskaner nach St. Anna und übertrug ihnen 1828 die Pfarrseelsorge.
Die Franziskaner kamen schon vor 1257 nach München, ab 1284 lebten sie im Kloster St. Anton am heutigen Max-Joseph-Platz.
Von dort wurden sie in der Säkularisation 1802 vertrieben und Kloster und Kirche wurden zerstört.
Mit der berufung nach St. Anna kam auch die Leitung der neu erstandenen Bayerischen Franziskanerprovinz und das Studium des Ordens dorthin. Das Kloster blühte auf und hatte zeitweise über hundert Mitglieder.
Wegen der steigenden Einwohnerzahlen im Lehel wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Klosterkirche zu klein.
Nach großen Schwierigkeiten konnte am 30. Oktober 1887 der Grundstein für die neuromanische Pfarrkirche St. Anna gelegt werden (Pläne: Gabriel v. Seidl; Fresken: Rudolf v. Seitz (Apsis), Carl Joh. Becker-Gundahl (Querschiff); Skulpturen: Anton Pruska; Kreuzweg: Martin Feuerstein).
Am 22. Oktober 1892 erfolgte die feierliche Weihe der Kirche.
Nach Einschätzung namhafter Kunsthistoriker gehört sie "zu den besten Werken des Historismus in München" (Lieb/Sauermost, Münchner Kirchen, S. 236).
(Bild links: Baugrube der Pfarrkirche St. Anna 1887)
1944/45 viermal von Brand- und Sprengbomben getroffen, wurde die Kirche in den fünfziger und siebziger Jahren im Stil dieser Zeit "kahl renoviert".
Ab 1984 kehrten die alten Ausstellungsstücke, soweit noch vorhanden, an ihre angestammten Plätze zurück. Die Restaurierung wurde ausschließlich aus zweckgebundenen Spenden der Pfarrangehörigen finanziert.
Auch das Kloster wurde im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, danach wieder aufgebaut.
Veronika Biebl