Urkundlich erstmals erwähnt wird Haag an der Amper Anfang des 9. Jahrhundert nach Christus. Seelsorglich gehörte der Ort zur Pfarrei Zolling. Vermutlich gab es in Haag bereits damals eine Kirche. Bekannt ist aber nur eine gotische Vorgängerin des heutigen barocken Saalbaus. Lediglich der Chor stammt noch aus dem 15. Jahrhundert. Die alte Kirche hatte den Dreißigjährigen Krieg mehr oder minder unbeschadet überstanden, bis sie nach einem Brand im Jahre 1690 neu errichtet werden mußte. Treibende Kraft waren die Grafen von Lodron. Sie hatten die Filialkirche als ihre Grablege gewählt. Jetzt sorgten sie für deren Wiederaufbau und statteten die Kirche im Inneren prachtvoll im Stil der Barockzeit und des Rokoko aus. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde St. Laurentius nach Westen erweitert. Dabei entstand der Raumteil mit der Orgelempore und den Stufen, die in das Kirchenschiff hinabführen. Eine gotische Kapelle, der Zugang zur Grafengruft, mußte dabei dem Neubau des Turmes weichen. Der Turm erhielt damals die Zwiebelhaube, die er heute noch trägt. Von 1902 bis 1988 war Haag eigenständige Pfarrei. Heute gehört sie zum Pfarrverband Zolling.
Über dem Hochaltar prangt ein Gemälde des Münchner Hofmalers Christian Wink aus dem Jahre 1789. Es zeigt den Kirchenpatron Laurentius vor dem römischen Kaiser Valerian. Valerian hatte sich vorgenommen, das Christentum mit Stumpf und Stiel auszurotten. Systematisch zerstörte er kirchliche Strukturen. Papst Sixtus II ließ er köpfen und verlangte von dessen Erzdiakon Laurentius ihm den Kirchenschatz auszuhändigen. Laurentius erbat sich drei Tage Vorbereitungszeit. Heimlich verteilte er das Geld unter den Armen. Nicht wenige sollen damals zu Christen geworden sein. Als Valerian den Kirchenschatz einforderte, wies der Diakon auf diese Armen und sagte: „Das sind die Schätze der Kirche.“ Erbost und gedemütigt befahl der Herrscher, Laurentius auf einen Rost zu spannen und über dem Feuer zu martern. Zu seinem Folterknecht soll er gesagt haben: „Besser du wendest mich. Auf einer Seite ist der Braten schon gar.“ Laurentius starb als Märtyrer.
Dem Altargemälde korrespondiert das Deckenfresko über dem Langhaus, ebenfalls von Christian Wink. Hier sieht man den Grafen Hieronymus kniend im Gebet, wie Laurentius umgeben von den Kranken und Armen seiner Zeit. Die Grafen von Lodron hatten die "Maria Trost und Gürtelbruderschaft der hl. Monika", so der offizielle Titel, aus ihrem Stammland Italien mitgebracht und in Haag zur Blüte geführt. Aufgabe der Bruderschaft war die tätige Nächstenliebe und das Gebet für das Seelenheil der Lebenden und Verstorbenen. In der Mitte des Deckenbildes thront die Gottesmutter. Sie gibt ihren Gürtel weiter, bis er vom Präses der Bruderschaft, dem damaligen Pfarrer von Zolling, entgegengenommen wird, Hieronymus als Präfekt unmittelbar daneben. Das verleiht dem frommen Bemühen himmlische Legitimation. Die Gürtelgabe gilt als Zeichen der Bindung. Maria bindet die Betenden an sich. Die Betenden binden sich an Maria. „Versöhne Empfehle Fürstelle Sie deinem Sohne“, heißt es auf dem Blatt, das ein Engel der Gottesmutter übergibt.
Das Wirken der Bruderschaft zeigt sich auch vor der Pfarrkirche. Die beiden Bruderschaftshäuser aus dem 18. Jahrhundert mit ihrem barocken Treppenaufgang sind ein Charakteristikum der gesamten Anlage. Heute beherbergen sie die Ministranten, die Kirchenverwaltung und den Pfarrgemeinderat.
Quelle: Haag an der Amper, Pfarrkirche St. Laurentius, Schnell Kunstführer 2493, Regensburg 2002.
Wir danken Herrn Manfred Eberlein und Herrn Markus Hundemer für die Erlaubnis zur Verwendung der Kirchenbilder.