Altäre sind der Mittelpunkt einer Kirche, ihr liturgisches Zentrum. Sie stehen für den Opfertod Christi und unsere Erlösung. Im Laufe der Jahrhunderte waren sie in Form und Aussehen einem großen Wandel unterworfen. In den Barockkirchen wie in unserem Gotteshaus befanden sich über dem Altartisch, genannt Mensa, der Tabernakel und raumhohe Aufbauten mit Säulen, lebensgroßen Heiligenstatuen und Altarbildern. Auch gab es neben dem Hauptaltar meist zwei Seitenaltäre, an denen gleichzeitig zelebriert werden konnte.
Die allergrößte Veränderung brachte das Zweite Vatikanische Konzil mit sich, das ab 1965 nicht nur die Landessprache in der Liturgie vorsah, sondern den Volksaltar zur Pflicht machte. Dieser sollte schlicht sein, an den „Tisch des Herrn“ beim Letzten Abendmahl erinnern oder an einen Opferaltar aus dem Alten Testament. Er sollte frei im Raum stehen und näher zum Kirchenvolk gerückt werden. Nur an ihm sollte der Priester, nun zu den Gläubigen gewandt, die Eucharistie feiern. Die konsekrierten Hostien wurden weiterhin im Tabernakel des Hauptaltars aufbewahrt.
Unser damaliger Pfarrer Grzondziel (Pfarrer von 1956 bis 1980) setzte die Konzilsbeschlüsse sehr rasch um, denn bereits 1966 feierte er das Messopfer in der Mitte des Altarraums an einem hellen, etwa drei Meter langen massiven Altartisch, der Wangen an den Seiten hatte. Das lässt sich anhand von Erstkommunionbildern nachweisen.
Etwa zwanzig Jahre lang war der erste Volksaltar in Gebrauch. Er existiert bis heute und kommt bei Gottesdiensten im Freien sogar noch zum Einsatz.
Spätestens 1985 wurde unter dem Nachfolger Pater Erwin de la Heye (Pfarrer von 1981 bis 1991) ein anderer Volksaltar eingeführt, auch in Tischform, jedoch mit mehreren massiven dunkelbraunen Stützen als Beinen. Diese stammten von der abgebauten Kommunionbank, die den Altarraum vom Hauptschiff abgetrennt hatte. Man nannte sie auch „Speisgitter“, weil dort den knienden Gläubigen die Kommunion gereicht wurde. Auch das Lesepult, den Ambo, gestaltete man aus diesen Holzteilen. Vielleicht empfand man in den achtziger Jahren einen einfachen Tisch als Altar zu schmucklos, zugleich fanden Tischbeine aus der alten Kommunionbank eine würdige, sinnvolle Verwendung.
Und mindestens seit 1996 lässt sich ein dritter Volksaltar nachweisen unter Pater Peter Dermendjin (Pfarrer von 1994 bis 2004). Als Vorbild dienten nun die Unterbauten, auch Stipes genannt, der beiden barocken Seitenaltäre, die an einen Sarkophag erinnerten und an frühchristliche Traditionen anknüpften, wo Gottesdienste über den Gräbern von Märtyrern und Heiligen gefeiert wurden. Dieser Volksaltar bezog die Seitenaltäre in das Blickfeld mit ein und hatte so, in der Mitte stehend, gleichsam wieder die Funktion eines Hauptaltars. Dieses dritte Provisorium prägte fast eine Generation lang unsere Kirche.
Durch einen Zufall entdeckte Pfarrer Gregor Bartkowski einen nicht mehr benötigten Steinaltar aus Travertin, der von Stil, Farbe und Form in unsere Pfarrkirche passte. Dieser Altar stand ursprünglich in der Kapelle des Ludwigkollegs, eines katholischen Studentenwohnheims in München, wurde dort wegen eines Umbaus nicht mehr benötigt und gelangte in das Kunstdepot der Erzdiözese München-Freising nach Neumarkt-Sankt Veit. Er könnte vor mehreren Jahrzehnten entstanden sein, ist aber durch die Schlichtheit der Form zeitlos. Pfarrer Bartkowski hatte die Idee, diesen Altar für unsere Pfarrkirche zu bekommen. Nach Verhandlungen mit der Bau- und Kunstkommission der Erzdiözese, die ihre Erlaubnis sowohl zur Schenkung des Altars als auch für den Einbau in Langenpreising geben musste, kam ein Vertrag zustande. In den hiesigen Kirchengremien war man erfreut, dass ein Altar ohne die üblichen langen Planungen und hohen Kosten erworben werden konnte. Ein Ambo aus dem gleichen Stein war ebenfalls vorhanden. Zur neuen eucharistischen Ausstattung gehören noch Leuchter und die Sitzgelegenheiten für den Priester und die Ministranten. Bei letzteren handelt es sich um Hocker aus hellem Holz, angefertigt von der Schreinerei Peter Huber aus Langenpreising. Den schlanken Bronzeleuchter für die Osterkerze und die Altarleuchter passend dazu schuf der Ebersberger Bildhauer Matthias Larasser-Bergmeister. Der hiesige Steinmetz Paul Neumeier hatte den Altarstein aufpoliert. Es ist nicht erlaubt, den Altartisch anzubohren. Deshalb hängen die Mikrofonkabel an der Seite nach unten.
Der neue Altar wirkt in dem breiten Chorraum fast zierlich trotz seines Gewichts von eineinhalb Tonnen. Über einem etwa 15 Zentimeter hohen Sockel weitet er sich nach oben in sechseckiger Form, die auf der Seite des Priesters ohne Abschrägungen verläuft. Die Farbe ist ein warmer Beigeton mit einigen waagrechten Linien in bräunlicher Verfärbung.
Von der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz werden seit 1988 feststehende Altäre empfohlen, die zu weihen sind. Ein Zelebrationsaltar soll nicht zu verschieben oder wegzutragen sein, da er das Symbol für Christus ist, der unverrückbar in der Gemeinde steht- Doch können sich auch Altarformen nicht dem Zeitgeschmack entziehen. In letzter Zeit haben sich quaderförmige Natursteinaltäre mit kleinen dekorativen Zusätzen, etwa Einritzungen oder Verzierungen der Ecken, durchgesetzt.
Pünktlich zur Altarweihe am Samstag, dem 22. Juni 2024, durch den Weihbischof der Region Nord, Wolfgang Bischof, war der neue Altar aufgestellt worden. Mitzelebranten waren Pfarrer Gregor Bartkowski, Vikar Jozo Karlic und Diakon Christian Pastötter.
Der Bischof wies die Gläubigen darauf hin, dass die Altarweihe mit vielen Symbolen vor sich gehe. So wurde als erstes der Ständer der Osterkerze mit Weihwasser gesegnet, denn mit dem Ruf „Christus, das Licht“ wird in der Osternacht die Auferstehung gefeiert und die Kerze symbolisiert das. Mit dem Weihwasser wurden auch der Altar und der Ambo besprengt.
Die Altarplatte, die Mensa, wurde vom Bischof ganz mit Chrisam eingerieben. Dieses Salböl verbindet mit Christus, der als „Gesalbter“ bezeichnet wurde. Herrscher wurden einst gesalbt. Auf die Mensa wurden fünf Lichter gestellt und entzündet, die an die fünf Wundmale von Jesus erinnern sollen und an sein Opfer. Der aufsteigende Rauch sollte sich mit dem Weihrauch verbinden. Zuletzt wurde der Ambo gesegnet, der „Altar des Wortes“, von wo aus Lesung, Evangelium und Predigt erfolgen.
In den Altarstein auf der Priesterseite eingelassen und fest verschlossen ist ein kleines Reliquiengrab des Heiligen Benno, im 11. Jahrhundert Bischof von Meißen und Patron der Stadt München. Benno wurde in den kriegerischen Streit zwischen dem deutschen Kaiser und dem Papst hineingezogen. Seine Heiligsprechung erfolgte zu Beginn der Reformation. Erst 1580 kamen seine Gebeine in den Münchner Liebfrauendom. Die Echtheit der Reliquien bestätigt Kardinal Marx in einer Urkunde in lateinischer Sprache, die den Gläubigen vorgelesen worden ist.
Der feierliche Gottesdienst wurde musikalisch vom Kirchenchor „Hand in Hand“ aus Wartenberg unter Leitung von Christian Rott umrahmt.
So hat seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor 60 Jahren jeder unserer vier Priester an einem anderen Volksaltar die Messe gefeiert.
A. Nitsche-Rott
Quellen:
- Pfarrei Langenpreising. Erstkommunion. Selbstverlag. 2021
- Markus Schwarzkugler. „Glückliche Fügung“: Langenpreising bekommt Altar geschenkt. Münchner Merkur. 28. März 2024
- Sylvia Stadler. Für immer „eine Stätte des Friedens“. Moosburger Zeitung. 24. Juni 2024