Von Oktober 1996 bis März 1999 trafen sich auf Initiative von Andreas Haberlander und Pastoralreferent Peter Förg immer mehr an der heimatlichen Geschichte interessierte Buchschreiber. Hatte man anfangs noch an ein kleines Büchlein gedacht, so zeigte sich im Verlauf der Vorarbeiten, dass die Fülle des Materials der Ottinger Ortsgeschichte aus dem Ottinger Pfarrarchiv einen größeren Rahmen erforderte. Zudem stand ja die Feier des 1250-jährigen Jubiläums der Pfarrgründung bevor.
So entstand ein sehenswertes Buch mit über 600 Seiten, die zur Hälfte farbig gedruckt sind.
Natürlich ist darin nicht die Geschichte der Pfarrei Otting dargestellt, sondern nur ein unvollständiger Teil derselben, wie die Autoren im Vorwort zum Buch betonen. Der unvollständige Teil derselben ist jedoch gut gelungen.
Nach der Übersicht und der Einleitung ( I. Teil) mit Grußworten von Kardinal Friedrich Wetter aus München und Erzbischof Georg Eder aus Salzburg folgt im II. Teil, der die Geschichte Ottings im größeren Zusammenhang der allgemeinen Geschichte beleuchtet: Vor- und Urgeschichte, die Keltenschanze von Biburg, die historische Landstraße von Salzburg über Otting nach Wasserburg. Professor Dr. Heinz Dopsch von der Universität Salburg verfaßte den Artikel über das Leben und wirken des Ottinger Gründerbischofs Virgil, der den Anlaß des Jubiläums beschreibt.
Im III. Teil des Buches folgt die lokale Kirchengeschichte Ottings, die Geschichte des Pfarrklerus, die Baugeschichte des Pfarrkirche und der Filialkirchen, sowie die Beschreibung der jetzigen Ausstattung, Ottinger Primizianten, Ordensangehörige der Pfarrei und viel interessantes rund um den Pfarrhof Otting.
Im IV. Teil, der Schulgeschichte, stellt die großzügige Schulstiftung des berühmtesten Ottingers, des Bildhauers Balthasar Permoser dar, die Chronik der Schule in Otting, aber auch die Entstehungsgeschichte des neuen Kindergartens werden erläutert.
Einen weiteren Schwerpunkt des Buches bildet dann im VI. Teil die Geschichte der Ottinger Familien: fast jeder gebürtige Ottinger findet hier die Geschichte seiner Vorfahren bis ins 17. Jahrhundert hinein.
Im VII. und letzten Teil wird Otting in neuerer Zeit in den Blick genommen: Giftgaswolken über Otting heißt z.B. der hochinteressante Artikel über die Verbrennung von Giftgas im nahen Munawerk bei Traunreut nach dem 2. Weltkrieg, aber auch eine kurze Geschichte der Ottinger Vereine ist hier zu finden. Anekdoten runden das Buch auf gelungene Weise ab.
Kaufen können Sie das Buch im Pfarrbüro Otting oder Sie bestellen per
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Die Pfarrei Otting gehört zu den ältesten Pfarreien in der Gegend. Urkundlich bezeugt ist, dass die erste Kirche in Otting bereits im Jahr 749 nach Christus geweiht wurde. Der Chiemgaugraf Gunther lässt auf eigenem Grund in Otting eine Kirche und ein Kloster errichten und bittet Bischof Virgil, den Bischof Salzburgs, der ursprünglich aus Irland stammte, darum, die Kirche zu weihen.Bischof Virgil verweigert zunächst diese Weihe und verlangt von Graf Gunther, dass die Ottinger Neubauten der Salzburger Kirche unterstellt wird. Gunther willigt ein und so weiht Virgil im Jahre 749 die Ottinger Kirche und das Kloster.
Im 3. Teil der Lebensbeschreibung des Heiligen, im Libellus Virgilii, ist Otting das erste Mal urkundlich erwähnt. Es heißt dort:
Die Zelle, die Otting genannt wird, und auch eine Kirche errichtete zu Zeiten des Herrn König Pippin und seines Neffen Herzog Tassilos, ein Graf Gunther aus Liebe zu Gott und für sein Seelenheil zum Dienst an Gott und seinen Heiligen im Chiemgau auf seinem eigenen Erbgut. Und er rief Bischof Virgil in demselben Jahr, in dem dieser zum Bischofsamt bestellt wurde, dorthin und sagte zu ihm, er wolle dort Mönche versammeln und für sie einen Abt einsetzen und diesen noch soviel von seinem Eigentum dazugeben, dass sie Nahrung und Kleidung haben könnten... Und da stimmte Bischof Virgil schließlich zu und weihte dieses Gotteshaus und den ganzen Ort zu Ehren des heiligen Stephanus.
(Der gesamten Text können sie im lesenswerten Ottinger Heimatbuch auf der Seite 41f. in deutscher und lateinischer Fassung nachlesen.)
Bischof Virgil ging es dabei nicht vorrangig darum, den Besitzstand der Salzburger Kirche zu mehren, sondern um die Durchsetzung der kirchenrechtlichen Ordnung: alle Kirchen der Diözese sollten der Jurisdiktion des Bischofs unterstellt sein. Damit drängte er das Eigenkirchenwesen, das damals noch verbreitet war zurück und schuf die Basis für die Einheit der Kirche in unserer Gegend.