Erst ab dem 11./ 12. Jahrhundert kann von Pfarreien heutiger Art gesprochen werden. Vorher, also bei uns ab dem 7./ 8. Jahrhundert, war kirchliches Leben anders organisiert.
Über das Land verstreut scheint es Tauf- und Seelsorgskirchen gegeben zu haben, an die sich die Menschen wenden konnten. Gesichert ist diese Erkenntnis allerdings noch nicht. Außerdem waren alle Kirchen sog. "Eigenkirchen", die einem adeligen Grundherren gehörten und von diesem mit Klerikern besetzt und mit Kirchengut ausgestattet wurden. Neben dem Adel besaß auch der Bischof Eigenkirchen.
In einem Salzburger Güterverzeichnis werden bereits für die Zeit um 790 67 solcher bischöflicher Eigenkirchen genannt. Waging befindet sich nicht in dieser Liste. Es könnte jedoch sein, dass sich am Ort eine Eigenkirche des agilolfingischen Teilherzogs Theodebert befand, denn dieser hatte ja um das Jahr 715 40 Höfe in Waging an das Salzburger Nonnbergkloster geschenkt – er hatte also in Waging eigenes Land und Besitz.
Erst aus dem Jahr 1193 stammt der erste indirekte Hinweis auf eine Kirche in Waging. Damals starb der Ministeriale Wilhelm von Wonneberg und übereignete auf dem Sterbebett einige seiner Höfe an die Salzburger Kirche. Zu einem der Zeugen dieses Testamentes bestellte er den Pfarrer und Dekan von Waging namens Dietrich. Für diese Zeit muss man sich in Waging ein aus Stein gebautes romanisches Gotteshaus vorstellen.
Die Pfarrei Waging entwickelte sich im Verlauf des Mittelalters zu einem großen Sprengel, der vom Nordende des Waginger Sees bis weit nach Süden reichte.
Zum Pfarrsprengel gehörten die Kirchen St. Laurentius in Tengling, die Kirche Unserer Lieben Frau zu Burg, St. Coloman, St. Peter in Taching, St. Rupert in Gaden, St. Leonhard auf dem Wonneberg, St. Margareta in Egerdach und später Maria Heimsuchung auf dem Mühlberg sowie die Schlosskapelle auf dem Gessenberg.
1785 wurde Tengling, 1896 Taching eigene Pfarrei. Heute gehören zur Pfarrei Waging noch die Filialen Gaden und Mühlberg. St. Leonhard wurde 1924 Kuratie und blieb in dieser Form rechtlich immer mit Waging verbunden. Der Priestermangel führte dazu, dass St. Martin zu Waging heute mit der Nachbarpfarrei St. Stephan in Otting sowie der Kuratie St. Leonhard zu einem Pfarrverband zusammengeschlossen sind.
Franz Patzelt, Ortsheimatpfleger