Im Jahre 1664 ließ Hans Jakob von Auer, der damalige Besitzer des Schlosses Gessenberg, die Kapelle in Anlehnung an die Altöttinger Gnadenkapelle erbauern. Der kleine Zentralbau ist im Erdgeschoss rund, im oberen Teil achtseitig gestaltet. Er weist ein Pyramidendach und einen Turmerker auf. Im Inneren verfügen die Wände über nieschenartige Vertiefungen, die mit Halbkuppeln überwölbt sind. Eine Kopie der Altöttinger Madonna ließ Gessenberg im 18. Jh. zu einer vielbesuchten lokalen Wallfahrtsstätte werden, wobei der "Gessenberger Frauentag" (Patrozinium) noch im 19. Jh. begangen wurde. Seit der Renovierung und Wiedereinweihung am 21. Juni 2015 ist die Kapelle den Sommer über für Besucher geöffnet.
Sie lädt nun als Raum der Stille und der Kunst ein, innezuhalten für ein Gebet, oder einfach nur die Ruhe des Kirchenraumes auf sich wirken zu lassen.
Quelle: Kirchenführer Waging
Etwa 200 Mitglieder aus dem Pfarrverband Waging, der die Pfarreien Otting, St. Leonhard und Waging umfasst, pilgerten am Sonntag, dem 21.Juni hinauf nach Gessenberg, um an dem Gottesdienst zur Neueinweihung der renovierten Schlosskapelle teilzunehmen. Der Regen legte während der Feier eine Pause ein, und so wurde in der idyllischen Umgebung des Gessenberger Schlosses eine schöne Messe gefeiert. Pfarrer Andreas Ager stellte seine Predigt unter das Bibelwort „Schweig und sei still", mit dem Jesus dem Sturm auf dem See Einhalt geboten hatte, und verwies damit auf die alte, im Jahr 1664 errichtete Kapelle, die, wie er sagte, ein Ort sei, an dem es sich lohne, zu schweigen und still zu sein.
„Wir brauchen Orte", so der Pfarrer, an denen es in dieser lärmenden Welt still zugehe. Vor der Altöttinger Madonna und dem Wandbild von Gott Vater und Sohn könne man seine Sorgen abzuladen und über seine Probleme nachzusinnen. Dazu lud er die Menschen ausdrücklich ein. Und wenn dann einer aus der Kapelle herausgehe und hier Frieden oder eine Lösung für sein Problem gefunden habe, dann habe sich das viele Geld schon gelohnt, so der Pfarrer in Hinblick auf die Renovierungskosten in Höhe von rund 300.000,- Euro. In seiner Predigt lobte er auch die Mittelschüler, die so schöne Bilder für die Kapelle gemalt hätten – mit Themen wie Flüchtlinge, Armut, Alter, Frieden und Religionen. In der Tat bildeten die großformatigen, farbenfrohen Gemälde an sechs der acht Seiten der Kapelle attraktive Blickpunkte und mögen vielleicht auch den einen oder anderen zum Nachdenken angeregt haben. Sein Dank ging an die Bewohner von Gessenberg, die manche Störung durch die Bauarbeiten geduldig hingenommen hätten und jetzt auch das Auf- und Zusperren der Kapelle übernehmen.
Am Schluss des Gottesdienstes, der von der Jugendkapelle Waging unter Leitung von Helmut Huber musikalisch umrahmt wurde, weihte der Pfarrer die Kapelle ein. Bei dieser kleinen Zeremonie, an der aus Platzgründen nur die Bewohner von Gessenberg teilnehmen konnten, sang Vera von Gagern, die in Gessenberg wohnt, mit ihrer voluminösen Stimme das Lied „Die Ehre Gottes in der Natur" nach einer Melodie von Ludwig van Beethoven, am E-Piano begleitet von Helmut Bauhofer aus Übersee.
Kirchenpfleger Klaus Spiegelsperger dankte allen, die dazu beigetragen hatten, dieses „wunderschöne Kleinod im Ensemble von Schloss und Ökonomie wieder aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken": unter anderem den Baufirmen, dem Architekten Heinz Fritsche, der Gemeinde für ihren Zuschuss und dem früheren Kirchenpfleger Hans Meyer, der die Vorarbeiten für die Renovierung geleistet hatte. Auch er lud die Menschen dazu ein, die Kapelle auch zu besuchen, damit die Arbeit nicht umsonst gewesen sei und sie nicht wieder in den Dornröschenschlaf verfalle.
Vor dem Gottesdienst waren Mitglieder der drei Pfarreien in Prozessionen hinter dem vorangetragenen Kreuz aus den verschiedenen Richtungen nach Gessenberg gezogen, hatten unterwegs an mehreren Stationen Haltepunkte eingelegt, an denen gebetet und Texte vorgetragen wurden. Nach der Feier wanderten viele von ihnen hinüber nach Otting, wo man sich im Gasthaus „Oberwirt" zum gemeinsamen Essen traf.