Erbaut nicht bekannt, um 1720 barockisiert,
Baustil: Romanik, Spätgotik
Patrozinium am 24. August
Bereits von weitem sichtbar fällt der mächtige Achteckturm, der ansonsten kleinen Weißenfelder Dorfkirche auf. Im unteren Bereich, in dem sich heute die Sakristei befindet, ist der Turm ursprünglich viereckig ausgelegt. Mit einer Mauerstärke von bis 1,53 m wurde hier ein Fundament erbaut, das auch aus statischen Gründen nie notwendig gewesen ist. Diese Tatsache erregt seit langem das Interesse der Historiker. Eingehende Untersuchungen führten zu keinen eindeutigen Erkenntnissen. Es ist denkbar, dass der viereckig ausgelegte, bis 5,30m hohe, aus Feldsteinen gemauerte
Grundturm, ursprünglich als Flucht- oder Wehrturm genutzt wurde.
1045: erste urkundliche Erwähnung einer Villa „Wizzinvelt“ anlässlich einer Schenkung an das Kloster Ebersberg.
1315: wird erstmals neben Vaterstetten eine Filialkirche in Weißenfeld mit Grablege als der Pfarrei Ottendichl zugehörig erwähnt.
1483: kann ein Neubau im gotische Stil sowohl für den achteckigen Turmaufbau als auch
für das an den Turm angelehnte Langhaus belegt werden.
1524: bereits wird in der damaligen Diözesanaufschrift das Patrozinium der Weißenfelder Kirche St. Bartholomäus erwähnt. Diese Tatsache ist deshalb erwähnenswert, da früher die Kirchenpatrone öfters wechselten. Ein ehemaliges Hauptaltarbild konnte gefunden und gerettet werden. Das Bild wurde nach der Restaurierung in den 70er Jahren des 20ten Jahrhunderts an der Nordwand im Langhaus der Kirche aufgehängt. Es zeigt die Marter des Heiligen Bartholomäus, der bei lebendigem Leib gehäutet wurde. Ein achtteiliger Gemäldezyklus an der Emporebrüstung zeigt die Legende und das Martyrium des Kirchenpatrons.
1720: bereits wird mit der Barockisierung der kleinen Dorfkirche begonnen. Den Baumeistern ist es gelungen, die Stilelemente des Barock in die gotische Bauart des Chorbereiches einzubeziehen, ohne die Grundmauern wesentlich zu verändern. Eine besondere Aufmerksamkeit darf dem Stuck im Chorbereich geschenkt werden. Die Stuckatur wird dem Aiblinger Künstler Johann Schwarzenberger zugeschrieben. Weitere Arbeiten des Meisters können sowohl in der ehemaligen Pfarrkirche Ottendichl als auch in der bei Aibling stehenden Wallfahrtskirche Weihenlinden belegt werden. Diese Annahme kann sowohl durch die zeitlichen, als auch die weitere Umstände der damaligen Verhältnisse glaubhaft gemacht werden. 1720 wird Weißenfeld barockisiert. Kurz danach folgen die Kirchen Ottendichl und erst dann Weihenlinden, das zu einer bedeutenden Marienwallfahrt aufsteigt. Die Pfarre Ottendichl ist bedingt durch den 30jährigen Krieg ohne Pfarrer und wird mehrmals im Jahr von Priestern aus dem Kloster Weyarn versorgt. Die Tatsache, dass Weihenlinden sowohl in Einzugsgebiet des Klosters Weyarn als auch in der unmittelbaren Nähe von Aibling liegt, lassen diesen Schluss durchaus glaubhaft erscheinen.
Besonders gelungen ist den damaligen Künstlern die Gestaltung des Weißenfelder Hauptaltars. Hier wird die Leichtigkeit und Verspieltheit des Barock besonders betont. In der Mitte der Kirchenpatron St.Bartholomäus (mit der realistischen Darstellung der ihm abgezogenen Haut über dem Arm) in verzückter Gebärde. In der anderen Hand, die er seinem Schöpfer entgegenreckt, ein Messer, sein Marterinstrument. Flankiert wird er von den Aposteln Petrus und Paulus, die ebenfalls mit Ihren Attributen, Schlüssel und Schwert in den Händen, dargestellt werden. Die drei Hauptfiguren werden in einer offenen Säulenkonstruktion präsentiert, die oben mit dem Symbol des Hl. Geistes
in Form einer Taube, abgeschlossen wird.
Die bühnenartige Gestaltung wird noch durch zwei Durchgänge bestärkt, die links und rechts des Hauptaltars angebracht wurden. Über den Durchgängen wurden die weltlichen Eltern des Erlösers Jesus Christus, Maria und Josef, in einer bemerkenswerten Art dargestellt.
1769/70: wird das Kirchenschiff ebenfalls im Barock ausgestattet. Nähere Angaben dazu
konnten bis dato nicht gefunden werden. Allerdings lassen diverse Spuren auf eine Bemalung, zumindest der Fensterlaibungen schließen. Weiter Aufschlüsse könnten eventuell durch eine zur Zeit geplante Bestandsaufnahme der Innenausmalung erfolgen.
1875: ist der Einsturz des gotischen Gewölbes im Kirchenschiff zu beklagen. Von Personenschäden ist nichts bekannt. Die Decke des Langhauses wurde daraufhin in der heute noch bestehenden Ausführung eingezogen.
1947: deckte ein in unserer Gegend nicht selten auftretender Sturm die barocke Zwiebel die wohl um 1750 entstanden war vollständig ab und wurde 1948 wieder in Kupferblech erneuert.
1952: zwei neue Glocken können in den neu erstellten Glockenstuhl eingehängt werden. Die Glocken wurden von den Familien der neben der Kirche gelegenen landwirtschaftlichen Höfen Festl sowie Pritzl gestiftet. Die Herkunft der dritten und kleinsten Glocke, die speziell zu Beerdigungen geläutet wird, konnte noch nicht geklärt werden.
1979: erfolgt eine Trockenlegung des besonders im unteren Bereich ziemlich feuchten Mauerwerkes. Bei diesem Umbau wird eine elektrisch betriebene Fußbodenheizung eingebaut. Bei der Neugestaltung des Fußbodens konnten alte noch vorhandene Sollnhofer Platten geschickt mit neuen Platten kombiniert werden.
2007: wird festgestellt, dass der in seiner Gesamtheit erhaltenswerte und einzigartige Dachstuhl saniert werden muss. Von dem zuständigen Statiker und dem Bauamt des Ordinariats wird eine Sperrung der Kirche bei Sturm angeordnet. Zum Glück muss diese Maßnahme nicht durchgeführt werden. Der Dachstuhl kann mit Hilfe erheblicher Spenden aus der Pfarrgemeinde und Zuschüssen von verschiedenen Organisationen durchgeführt werden. Bei dieser Aktion wird auch eine neue Dachdeckung in herkömmlichem Kirchenbiber durchgeführt.
Weitere Renovierungen und Restaurierungen werden der „alten Dame“, wie die Kirche unser Herr Pfarrer zu nennen pflegt, wohl nicht erspart bleiben. Alte Aufzeichnungen und Rechnungen (von 1474 bis dato) berichten von kontinuierlichen „Reparaturen“ meist des Turmes und besonders nach Unwettern. Im Ganzen darf die Dorfkirche zu Weißenfeld als ein besonderes, liebenswertes Kleinod der barocken Baukunst genannt werden. Diese Tatsache wird auch durch die ansteigende Nutzung als Hochzeitskircherl belegt.
Unsere Mesnerin:
Frau Petra Koch